Eisenbahndenkmal (Leipzig)
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Das Eisenbahndenkmal in Leipzig (auch Denkmal der Leipzig-Dresdner Eisenbahn oder Eisenbahnobelisk genannt) wurde 1878 zu Ehren der ersten deutschen Ferneisenbahn am Leipziger Promenadenring am Schwanenteich eingeweiht.
Geschichte

Die 1835 durch zwölf Leipziger Bürger gegründete Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie betrieb ab 1839 die erste deutsche Ferneisenbahnstrecke zwischen Leipzig und Dresden. Die private Aktiengesellschaft wurde 1876 verstaatlicht und ging in den Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen auf. Zum Andenken an die Compagnie wollte der Bankier und Unternehmer Wilhelm Seyfferth (1807–1881), Mitgründer und bis zum Schluss Direktoriumsmitglied des Unternehmens, ein Denkmal errichten. Dabei wollte er auch dem Eisenbahnpionier Friedrich List (1789–1846) sowie seinen früheren Mitstreitern gedenken, zu denen u. a. Albert Dufour-Féronce (1798–1861), Gustav Harkort (1795–1865), Carl Lampe (1804–1889), Wilhelm Crusius (1790–1858), Robert Julius Vollsack (1804–1888), Louis Sellier (1790–1870), Otto Linné Erdmann (1804–1869) und Paul Bassenge (1828–1898) gehörten.
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Eisenbahndenkmal, um 1909 -
Eisenbahndenkmal vor der Zurückversetzung, 2013
Für den Entwurf wurde der Architekt Carl Gustav Aeckerlein (1832–1886) beauftragt. Ursprünglich plante Seyfferth, das Monument an der Bahnstrecke der Leipzig-Dresdner Eisenbahn nahe der Eisenbahnbrücke über die Elbe in Riesa auf einem Hügel zu erbauen. Die Stadt Leipzig konnte ihn überreden, das Denkmal in dem Ort der Gründung des Eisenbahnunternehmens zu errichten.[1] Als Standort entschied man sich für die in Bahnhofsnähe gelegene Parkanlage am Schwanenteich an der östlich gelegenen Seite der Goethestraße, in Betracht gezogen wurden vorher noch der Roßplatz und der nichtstädtische Vorplatz des Leipzig-Dresdner Bahnhofs.
Die eigentlichen Aufbauarbeiten dauerten wenige Wochen, das Leipziger Tageblatt und Anzeiger kündigte am 7. August 1878 den Bau an,[1] am 6. Oktober 1878 verschwanden die letzten Bretter von der Umhüllung des Denkmals;[2] die Illustrirte Zeitung berichtete von einer Enthüllung „ohne jede öffentliche Feierlichkeiten“[3] am 8. Oktober 1878. Kurze Zeit später übergab Seyfferth das Monument der Stadt Leipzig.
Kurz zuvor war im Juli 1878 unweit und ebenfalls in der Schwanenteichanlage zum selben Thema eine „Kolossalbüste“[4] aus Marmor auf einem Postament aus Granit enthüllt worden, deren Errichtung bei der letzten Generalversammlung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie beschlossen wurde und die ausschließlich Gustav Harkort ehrte. Auch hier entwarf Carl Gustav Aeckerlein das Denkmal.[5] Später wurde die Büste Teil des Friedrich-List-Denkmals (List-Harkort-Denkmal). Als Reaktion auf die beiden unterschiedlichen Gedenken veröffentlichte der Leipziger Lehrer Ernst Heinrich Niedermüller 1880 ein Buch über die Geschichte der Leipziger-Dresdner Eisenbahn mit ausführlichem Vorwort zum Thema.[4]
Im April 1966 wurde die Goethestraße verbreitert und erneuert; im Zuge der Bauarbeiten wurde das Denkmal abgebaut, restauriert und einige Monate später um etwa 30 Meter nach Süden[6] in die Grünanlagen des Schwanenteichparks versetzt wieder aufgebaut.[7][8] 2015 wurde das Denkmal zuletzt restauriert und dabei nach knapp 50 Jahren wieder an seinen ursprünglichen Standort in der verlängerten Achse der Richard-Wagner-Straße auf ein Podest verbracht; die feierliche Neueinweihung fand am 4. Dezember 2015 statt.[9] Das Datum war mit Bedacht gewählt, als 100. Jahrestag der Einweihung des in Sichtweite stehenden neuen Leipziger Hauptbahnhof-Empfangsgebäudes.[9]
Gestaltung
Allgemeine Gestaltung

Das Denkmal hat die Form eines Obelisken und mit dem mehrstufigen Sockel mit Postament eine Höhe von etwa 12 Metern. Es besteht aus Rochlitzer Porphyr, etwa auf Augenhöhe sind an den vier Seiten des Postaments Inschriftentafeln aus Bronze angebracht. Auf der Seite zur Goethestraße hin ist über den Tafeln im Porphyr zwischen zwei teilweise ornamentierten Gesimsen die Inschrift Leipzig-Dresdner | Eisenbahn eingraviert. Im oberen Teil wird der Schaft des Obelisken friesartig von zwei umlaufenden Nuten gegliedert.
Ursprünglich war das Monument von einer kreisrunden Einfriedung aus Pollern („Stempeln“[3]) aus Granit mit verbindenden Eisenstäben und Bepflanzung umgeben, die später verloren ging. Heute ist das Denkmal an seinem ursprünglichen Ort von einem runden Steinpodest umgeben.
Inschriften auf den Bronzetafeln
Westseite (Richtung Goethestraße):
ERSTE GROSSE | VERKEHRSBAHN DEUTSCHLANDS, | ERSTE LOCOMOTIVBAHN SACHSENS. | WURDE ANGEREGT 1833 DURCH | FRIEDRICH LIST. | INS LEBEN GERUFEN DURCH BÜRGER LEIPZIGS | ALBERT DUFOUR-FERENCE | GUSTAV HARKORT | CARL LAMPE | WILHELM SEIFFERTH.
Südseite (Richtung Augustusplatz):
ERSTES DIREKTORIUM. | GUSTAV HARKORT, | VORSITZENDER. | DR. WILHELM L. CRUSIUS, | STELLVERTRETER. | ALBERT DUFOUR-FERENCE | GUSTAV LUDWIG PREUSSER | DR. ROBERT VOLLSACK | CARL LAMPE | LOUIS SELLIER | PROF. DR. OTTO LINNÉ ERDMANN | WILHELM RICHTER | WILHELM SEYFFERTH | CARL GOTTLIEB TENNER. | BEVOLLMÄCHTIGTER.
Ostseite (Richtung Schwanenteich):
LEITUNG DES BAUES | OBERWASSERBAUDIREKTOR | KARL THEODOR KUNZ | MAJOR A. D. | ERSTER SPATENSTICH 1. MÄRZ 1836. | ERÖFFNUNG DER GESAMMTLINIE 7. APRIL 1839. | ALS PRIVATBAHN ERFOLGREICH BETRIEBEN | BIS 30. JUNI 1876. | VERKAUFT AN DEN STAAT BESCHLOSSEN | DURCH DIE GENERALVERSAMMLUNG DER AKTIONÄRE | 29. MÄRZ 1876. | IN DAS NETZ | DER SÄCHSISCHEN STAATSBAHGNEN ÜBERGEGANGEN | 1. JULI 1876.
Nordseite (Richtung Hauptbahnhof):
LETZTES DIREKTORIUM. | WILHELM SEYFFERT, | VORSITZENDER, | AUGUST AUERBACH, | STELLVERTRETER, | PAUL BASSENGE | EDWARD KRAFT | JUSTIZRATH OSCAR OEHME | JULIUS C. CICHORIUS | EDUARD SANDER | HERMANN SCHNOOR | JULIUS HARCK | HOFRATH DR. GUSTAV HOFFMANN | CARL AUGUST GESSLER | BEVOLLMÄCHTIGTER.
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Tafel Westseite -
Tafel Südseite -
Tafel Ostseite -
Tafel Nordseite
Literatur
- Max Eschner: Leipzigs Denkmäler, Gedenksteine und Gedenktafeln. Wigand, Leipzig 1910, DNB 573052301, S. 158–162.
- Peter Beyer: Friedrich Lists Wirken für die Leipzig-Dresdner Eisenbahn im Spiegel von Leipziger Denkmälern. In: Verkehrsdenkmale im Bezirk Leipzig. Denkmale der Eisenbahngeschichte (= Veröffentlichungen des Bezirksvorstandes Leipzig der Gesellschaft für Denkmalpflege. Band 7). Kulturbund der DDR, Gesellschaft für Denkmalpflege Bezirksvorstand Leipzig. Leipzig 1989, DNB 945722419, S. 1–6.
- Gina Klank: Eisenbahnobelisk. In: Markus Cottin u. a.: Leipziger Denkmale. [Band 1]. Sax-Verlag, Beucha 1998, ISBN 978-3-930076-71-0, S. 86.
- Claus Uhlrich: Majestät hatten sich die Beine gebrochen … und andere Geschichten über Leipziger Denkmale und Plastiken. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 978-3-936508-12-3, S. 30–32.
- Wolfgang Hocquél: Architekturführer Leipzig. Von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, Leipzig 2023, ISBN 978-3-95415-128-8, S. 135, 137.
- Katrin Löffler: Pyramiden an der Pleiße. Die Rezeption des Alten Ägypten in Leipzig. Lehmstedt, Leipzig 2025, ISBN 978-3-95797-212-5, S. 241–243.
Weblinks
- Ralf Julke: Der Eisenbahnobelisk bekommt wieder seinen angestammten Platz an der Goethestraße. In: l-iz.de (Leipziger Zeitung. LZ). LZ Medien GmbH, 29. August 2015, abgerufen am 16. Juli 2025.
- Eisenbahnobelisk zurück am historischen Standort. In: Stadt Leipzig. 4. Dezember 2015, abgerufen am 17. Juli 2025.
- Ralf Julke: Gleich neben der Fernbushaltestelle zeigt der Obelisk, welchem Transportmittel wirklich die Zukunft gehört. In: l-iz.de (Leipziger Zeitung. LZ). LZ Media GmbH, 4. Dezember 2015, abgerufen am 17. Juli 2025.
- André Loh-Kliesch: Eisenbahndenkmal. In: Leipzig-Lexikon. Abgerufen am 16. Juli 2025.
- Denkmaldokument aus der Liste Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen (Obj.-Dok.-Nr. 09290141). Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, abgerufen am 17. Juli 2025 (PDF; 0,8 MB).
Einzelnachweise
- ↑ a b Leipziger Tageblatt und Anzeiger 72 (1878), Nr. 219 vom 7. August, S. 4195 (Digitalisat der SLUB Dresden, abgerufen am 17. Juli 2025).
- ↑ Leipziger Tageblatt und Anzeiger 72 (1878), Nr. 280 vom 7. Oktober, S. 5339 (Digitalisat der SLUB Dresden, abgerufen am 17. Juli 2025).
- ↑ a b Illustrirte Zeitung 71 (1878), Nr. 1842 vom 19. Oktober, S. 289 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, abgerufen am 17. Juli 2025).
- ↑ a b Ernst Heinrich Niedermüller: Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn ein Werk Friedrich List’s. Grunow, Leipzig 1880, S. 4 (slub-dresden.de [abgerufen am 17. Juli 2025]).
- ↑ Das Harkort-Denkmal in Leipzig. In: Illustrirte Zeitung 71 (1878), Nr. 1829 vom 20. April, S. 62 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, abgerufen am 17. Juli 2025)
- ↑ Denkmaldokument aus der Liste Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen (Obj.-Dok.-Nr. 09290141). Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, abgerufen am 17. Juli 2025 (PDF; 0,8 MB).
- ↑ Neuer Platz für Eisenbahndenkmal. In: Leipziger Volkszeitung 72 (1966), Nr. 102 vom 14. April, ISSN 0232-3222, S. 12.
- ↑ Eisenbahndenkmal wieder aufgestellt. In: Leipziger Volkszeitung 72 (1966), Nr. 192 vom 15. Juli, S. 12.
- ↑ a b Ralf Julke: Gleich neben der Fernbushaltestelle zeigt der Obelisk, welchem Transportmittel wirklich die Zukunft gehört. In: l-iz.de (Leipziger Zeitung. LZ). LZ Media GmbH, 4. Dezember 2015, abgerufen am 17. Juli 2025.
Koordinaten: 51° 20′ 33,22″ N, 12° 22′ 53,15″ O