Ein Triumph

Film
Titel Ein Triumph
Originaltitel Un triomphe
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2020
Länge 106 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Agat Films & Cie – Ex Nihilo
Stab
Regie Emmanuel Courcol
Drehbuch
  • Emmanuel Courcol
  • Thierry de Carbonnières
Musik Fred Avril
Kamera Yann Maritaud
Schnitt Guerric Catala
Figur Darsteller Deutscher Sprecher
Etienne Carboni Kad Merad Michael Lott
Patrick Le Querrec David Ayala Thomas Karallus
Alex Lamine Cissokho Tobias Schmidt
Kamel Ramdane Sofian Khammes Daniel Welbat
Jordan Fortineau Pierre Lottin David Meyer
Moussa Traoré Wabinlé Nabié Konstantin Graudus
Boïko Alexandre Medvedev Mark Schmal
Nabil Jouari Saïd Benchnafa Jan-David Rönfeldt
Ariane Marina Hands Marion Elskis
Stéphane Laurent Stocker Robin Brosch
Nina Mathilde Courcol-Rozès Malin Steffen
Leiter der Wachtruppe Yvon Martin
Richterin Catherine Lascault

Ein Triumph (französisch Un triomphe) ist ein französischer Spielfilm von Emmanuel Courcol aus dem Jahr 2020. Die französische Premiere war am 28. August 2020 auf dem Festival du film francophone d'Angoulême. In der Schweiz kam der Film 2021 (Romandie 1. September, Deutschschweiz 23. Dezember) bzw. im Tessin am 10. Februar 2022 in die Kinos, in Deutschland und Österreich erst am 15. Dezember 2022. Der Film beruht lose auf den Erlebnissen des schwedischen Schauspielers und Regisseurs Jan Jönson.

Handlung

Der arbeitslose Schauspieler Etienne soll im Gefängnis von Lyon einen Theaterworkshop leiten. Die fünf Insassen (Patrick, Alex, Jordan, Moussa und Nabil) machen nur widerwillig mit. Doch Etienne kann sie motivieren, anstatt – wie üblich – Sketche zu alten Fabeln zu improvisieren, und will er Warten auf Godot von Samuel Beckett aufführen – denn wer wüsste mehr über das Warten als Häftlinge. Obwohl der Workshop nur ein paar Tage dauern soll, überzeugt er die Gefängnisdirektorin davon, dass er für sein Projekt ein halbes Jahr proben muss und dass die Spieler eine Gage bekommen.

Eines Tages spricht ihn der Gefangene Kamel an bittet um eine Rolle. Etienne stellt überrascht fest, dass Kamel das Stück sehr gut kennt, lehnt dessen Bitte jedoch ab. Kamel, Chef einer Mafiabande schüchtert den Mann, der den Estragon spielen sollte, dermaßen ein, dass dieser sich weigert, an dem Projekt weiterhin teilzunehmen, und Kamel hat die Rolle. Die Anstaltsleitzerin hat den Verdacht, dass Kamel die Aufführung als Gelegenheit zur Flucht ergreifen wird.

Um außerhalb des Gefängnisses auftreten zu können, ist eine richterliche Erlaubnis erforderlich, die Etienne nach langen Bemühungen schließlich erhält. Am Abend der Premiere im Theater Croix-Rousse mustert Kamel das Publikum, vermisst seinen kleine Sohn, bricht in Weinkrämpfe aus und weigert sich zu spielen. Alle Überredungsversuche Etiennes sind vergeblich, und der Intendant verkündet schließlich, der Regisseur werde die Rolle des Estragon übernehmen. Doch da erscheint im letzten Augenblick Kamel auf der Bühne, und die Aufführung wird ein Riesenerfolg.

Auch andere Bühnen wollen das Stück zeigen. Die zweite Aufführung geht vollkommen schief, die Spieler sind nicht bei der Sache. Das Publikum lacht zwar, jedoch über das Chaos, was da auf der Bühne abläuft, und Erinne ärgert sich über die mangelnde Professionalität. Die folgenden Aufführungen sind erfolgreich. Die Spieler werden, vom Erfolg berauscht, jedoch übermütig, sie steigen unbemerkt aus dem Fensters, gehen zum Friseur und lassen sich die Haare stylen. Und zum ersten Mal revoltieren sie gegen die penible Leibesvisitation, der sie sich unterziehen müssen, bei der alle Geschenke und Blumen, die sie vom Publikum bekommen haben, im Müll landen. Nach der letzten Aufführung eskaliert der Konflikt mit dem Wachpersonal, und die Spieler ziehen sich vor der Leibesvisitation komplett nackt aus. Zur Strafe soll das Projekt sofort beendet werden, alle beteiligten Spieler kommen in Einzelhaft.

Wegen des großen Publikumserfolgs engagiert jedoch das renommierte Théâtre de l’Odéon die Truppe für eine weitere Aufführung. Etienne gelingt es erneut, die Gefängnisleitung zu überzeugen, einer Aufführung zuzustimmen. Im ausverkauften Theater sitzen unter anderem die Gefängnisdirektorin, die Richterin und die Justizministerin im Publikum. Als die Schauspieler aufgerufen werden, erscheint niemand, die Garderoben sind leer: Die Gefangenen haben die Gelegenheit zur Flucht genutzt. Etienne teilt dem Publikum mit, dass die Schauspieler geflohen sind, bezieht sich dabei auf das Stück (man wartet auf sie, aber sie kommen nicht) und fordert die Zuschauer auf, nach Hause zu gehen. Dann besinnt er sich und erzählt seine Geschichte und die Geschichte seiner Arbeit mit den Strafgefangenen.

Kritiken

Ein Triumph erhielt ein gutes Presseecho. So erfasst der US-amerikanische Aggregator Rotten Tomatoes 64 %[2] wohlwollende Besprechungen und ordnet den Film dementsprechend als „Frisch“ ein.

NDR Kultur nennt den Film ein „kleines Kammerspiel mit wunderbarem Kinomoment“ und zitiert Beckett, der nach dem schwedischen Vorfall gesagt hatte, dies sei das Schönste, was seinem Stück passieren konnte.[3][4]

Die Deutsche Bühne attestiert dem Film viele Vorzüge – die differenzierte Darstellung der Strafanstalt, die liebevolle Darstellung der Gefangenen und Kad Merad als überragendem Schauspieler werden beispielsweise genannt. Als kleinen Schönheitsfehler nennt die Zeitschrift, dass die Ausbrecher am Ende einfach so verschwinden, ohne dass man über ihr Schicksal etwas erfahre; relativiert diesen Einwand aber mit dem Hinweis, „dies sei Kritikastern auf hohem Niveau.“[5]

Les Échos stellen fest, der Film sei in den sozialen Realitäten unserer Zeit verankert und überrasche und verführe dank seiner schriftstellerischen Qualitäten, seiner dramatischen Intensität und seiner Ablehnung von Gefälligkeit. Die Zeitung zitiert den Regisseur mit den Worten: „Ich möchte kein hoffnungsloses Kino machen, selbst wenn es sich mit einer düsteren Realität befasst. Solange es das Menschliche gibt, ist ein Lichtstrahl immer denkbar.“[6]

Auszeichnungen und Bewertungen

Remake

Der italienische Regisseur Riccardo Milani brachte 2023 mit Grazie ragazzi ein italienisches Remake des Films in die Kinos.[7]

Einzelnachweise

  1. FSK. Abgerufen am 5. Dezember 2023.
  2. Ein Triumph. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 27. Dezember 2024 (englisch, aggregiert aus 14 Kritiken).
  3. Krischan Koch: "Ein Triumph": Höchst amüsante Komödie aus Frankreich. In: NDR Kultur. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  4. Jan Jönson: Was Herr Godot mir gesagt hat. Begegnung mit Samuel Beckett. Suhrkamp / Insel, 2005.
  5. Andreas Falentin: Kino: „Ein Triumph“. In: Die Deutsche Bühne. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  6. Olivier De Bruyn: « Un triomphe » : Kad Merad en prison et en majesté. In: Les Echos. Abgerufen am 2. Januar 2023 (französisch): „Je n’ai pas envie de faire un cinéma désespérant, même quand il traite d’une réalité sombre. Tant qu’il y a de l’humain, un rayon de lumière est toujours envisageable.“
  7. Serena Nannelli: "Grazie ragazzi". Antonio Albanese in un film che sa toccare dentro. Abgerufen am 20. Januar 2023 (italienisch).