Quintus Flavius Maesius Egnatius Lollianus
Quintus Flavius Maesius Egnatius Lollianus (signo Mavortius) war ein spätantiker römischer Beamter und Angehöriger der Senatsaristokratie des 4. Jahrhunderts.
Lollianus, ein vir clarissimus, begann seine Ämterlaufbahn als quaestor candidatus. Dieses Amt war weniger ein eigentliches politisches Amt, sondern vielmehr eine ehrenvolle Verpflichtung, die oft jungen Angehörigen der senatorischen Elite übertragen wurde. Danach folgte die Stadtprätur. Parallel dazu war er augur publicus populi Romani Quiritium; er war also Heide (d. h. kein Angehöriger des mit der konstantinischen Wende aufstrebenden Christentums).[1]
Lollianus war als curator alvei Tiberis et cloacarum sacrae urbis verantwortlich für die Instandhaltung des Tiberufers und der Kanalisation der Stadt Rom. Gleichzeitig war er curator operum publicorum, wodurch er die Aufsicht über öffentliche Bauprojekte in Rom führte. Ab dem 1. März 328 war Lollianus als curator Aquarum et Minuciae verantwortlich für die Verwaltung der römischen Wasserversorgung, einschließlich der sogenannten „Aqua Minucia“.[2] Als consularis Campaniae zwischen 328 und 334 war Lollianus für die Verwaltung der Region Kampanien zuständig. Während dieses Amtes empfing er im „tiefsten Winter“ den Besuch des Iulius Firmicus Maternus, der Lollianus das achtbändige astrologische Werk Mathesis widmete.[3]
Unter Konstantin war Lollianus zwischen 330 und 336 comes Orientis vice sacra iudicans. Damit übernahm er die Verwaltung des Ostens und übte kaiserliche Gerichtsaufgaben aus. Zwischen 329 und 335 wurde er comes Flavialis, ein Titel, der seine Nähe zur flavischen Dynastie anzeigt, und comes primi ordinis, womit er zur höchsten Rangstufe der kaiserlichen Berater gehörte. Er war intra palatium tätig, also im kaiserlichen Palast.
Zwischen 334 bis 337 war Lollianus Prokonsul der Provinz Africa, ebenfalls mit der Funktion des vice sacra iudicans.[4] Firmicus Maternus hebt seine „Strenge“ hervor.[5] Von April bis Juli 342 war Lollianus Stadtpräfekt von Rom. Auch hier war er vice sacra iudicans. Nach seiner Stadtpräfektur wurde Lollianus unter Kaiser Constans erneut (iterum) zum comes ordinis primi intra palatium ernannt.
Im Jahr 355 wurde Lollianus zusammen mit Arbitio Konsul. Von 355 bis 356 diente er unter Kaiser Constantius II. als Prätorianerpräfekt in Illyrien, wie durch Ammianus Marcellinus belegt ist.[6] Ammianus beschreibt ihn als vir sublimis constantiae („Mann von herausragender Standhaftigkeit“). 356 wurde Lollianus mit der Untersuchung eines Hochverratsfalls beauftragt. Ursulus, der comes sacrarum largitionum, wurde vom kaiserlichen Hof in Mediolanum (heute Mailand) zu ihm gesandt, um als Kollege an der Untersuchung teilzunehmen.
Lollianus’ Söhne waren Placidus Severus, vicarius urbis 364–365, der ihm zu Ehren eine Statue in Rom aufstellte,[7] sowie Quintus Flavius Maesius Cornelius Egnatius Severus Lollianus, praetor triumphalis.
Literatur
- Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Quintus Flavius Maesius Egnatius Lollianus. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 512–514.
- Otto Seeck: Lollianus 10. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIII,2, Stuttgart 1927, Sp. 1371–1373.
- Bruno Bleckmann: Lollianus 7. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 428–429.
Einzelnachweise
- ↑ Firmicus Maternus, Mathesis 8,33.
- ↑ Die Inschriften variieren in der Titulatur: consularis aquarum et Minuciae, consularis aquarum, curator aquarum, was auf eine gewisse Flexibilität in der Amtsbezeichnung hinweist.
- ↑ Maternus, Mathesis 8.
- ↑ Firmicus Maternus nennt ihn „proconsul et ordinario consuli designato“ (Mathesis 1,8), was auf ein Versprechen Kaiser Konstantins hindeutet, das vermutlich kurz vor dessen Tod im Mai 337 gegeben wurde. Da Lollianus erst 355 Konsul wurde, wird vermutet, dass dieses Versprechen nicht von Konstantins Nachfolgern erfüllt wurde. Das Prokonsulat wird daher mit 337 in Verbindung gebracht, da für dieses Jahr kein anderer Prokonsul von Africa bekannt ist.
- ↑ Maternus, Mathesis 8,15.
- ↑ Ammianus Marcellinus, Res Gestae 15,3,8; 16,8,5; 16,8,7.
- ↑ CIL 6, 1723.