Edwin Liwa
Edwin Liwa (* 4. September 1900 in Mährisch Weißkirchen, Mähren, Österreich-Ungarn; † 21. Juli 1989 in Wien, Österreich) war in der Ersten Republik Österreichs ein Hauptmann des Österreichischen Bundesheeres.
Leben und Wirken
Edwin Liwa rückte 1917 als Einjährig-Freiwilliger in die k.u.k. Armee ein.[1] Am 12. März 1938, während des Anschlusses Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich war Liwa Kommandant des auf den Tiroler Fernpass entsandten 3. Bataillons des Wiener Infanterieregiments Nr. 4 Hoch- und Deutschmeister (Traditionsname). Liwa befolgte den Auftrag, deutsche Truppen an einem eventuellen Versuch die österreichische Staatsgrenze zu überschreiten zu hindern und erzwang damit bis zum 13. März, als auch ihn der Rückzugsbefehl erreichte,[2] am Fernpass das Umkehren der deutschen Wehrmachtsverbände. Liwa soll erst auf Befehl seines vorgesetzten Kommandos die Stellung geräumt haben[3][4][5] und war der „einzige österreichische Offizier, der der deutschen Wehrmacht 1938 den Einmarsch verwehrte“.[6][7]
Liwa wurde am nächsten Tag wegen „Schädigungsabsicht gegenüber Nationalsozialismus, Verächtlichmachung Deutschlands“[3] vom Dienst suspendiert. Im November 1938 wurde er schließlich als Hauptmann in die Wehrmacht übernommen, wo er nach eigenen Angaben aufgrund seiner „Österreichgesinnung“ auch „gemaßregelt“ wurde[1] und „jahrelange Zurücksetzung“ erfuhr.[6]
Liwa war bis 1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.[1] 1947 fand er nach „kameradschaftlichem Entgegenkommen“ eines ehemaligen Berufsoffiziers des Ersten Bundesheeres Anstellung als Bezirksernährungsinspektor,[1] ab 1950 im Finanzministerium. Mit der Neugründung des Bundesministeriums für Landesverteidigung 1956 wechselte er als Beamter der Heeresverwaltung dorthin.[8] Liwa wurde 1965 mit dem Titel „Hofrat“ pensioniert. Er starb 1989 in Wien und ist auf dem Döblinger Friedhof begraben.[9]
Liwas Sohn, Oberst Udo Liwa, war von 1981 bis 2003 Kommandant der Garde des Bundesheeres.[10]
Literatur
- Peter Alexander Barthou: Hofrat Oberst der Wehrmacht Edwin Liwa. (Präsidialabteilung des BMfLV). In: Der „Oberstenparagraph“ im Bundesheer. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2007, S. 135–137 (univie.ac.at [PDF; 1,8 MB]).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Peter Alexander Barthou: Der „Oberstenparagraph“ im Bundesheer. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2007, S. 136 (univie.ac.at [PDF; 1,8 MB]).
- ↑ Red., Paul Hefelle: Zum Gedenkjahr 2018. In: Kuratorium der ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich (Hrsg.): Der Freiheitskämpfer. Organ der Kämpfer für Österreichs Freiheit. 67. Jg., Nr. 51, Juni 2018, ZDB-ID 2612352-6, S. 11–12, hier S. 11, Sp. 3 (oevp-kameradschaft.at [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 7. August 2025]): „Nur das am Fernpass unter Hauptmann Edwin Liwa erhielt keine Verständigung und blieb bis zum 13. März in seiner Stellung, bereit die Heimat dem erhaltenen Befehl gemäß zu verteidigen.“
- ↑ a b Die Welt bis gestern: Patrioten und andere. In: Die Presse. 6. November 2008, abgerufen am 1. August 2025.
- ↑ Peter Barthou: Nicht alle schworen den Treueid. Die Übernahme von Soldaten der Ersten Republik in die Wehrmacht. In: Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.): Truppendienst. Zeitschrift für Führung und Ausbildung im Österreichischen Bundesheer. Ausgabe 3, 2008, ISSN 0041-3658 (bmlv.gv.at [abgerufen am 1. August 2025]).
- ↑ Peter Alexander Barthou: Der „Oberstenparagraph“ im Bundesheer. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2007, S. 135 (univie.ac.at [PDF; 1,8 MB]).
- ↑ a b Das Ende 1938 und die Überleitung. In: kopaljaeger.at. Freunde des Jägerbataillon Niederösterreich – Kopaljäger, abgerufen am 1. August 2025.
- ↑ Bastian Matteo Scianna: Rebuilding an Austrian Army: The Bundesheer’s Founding Generation and the Wehrmacht Past, 1955–1970. In: War in History. Band 26, Nr. 1. Sage, 2019, ISSN 0968-3445, S. 105–123, Fn. 30, doi:10.1177/0968344516682057, JSTOR:26986938 (englisch, zugangsbeschränkt): “This led also to the absurdity that Edwin Liwa, the only officer standing up to the German invasion in 1938, was banned from service. He was a captain in 1938 and had reached the rank of colonel in the Wehrmacht.”
- ↑ Peter Alexander Barthou: Der „Oberstenparagraph“ im Bundesheer. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2007, S. 137 (univie.ac.at [PDF; 1,8 MB]).
- ↑ Edwin Liwa (1900–1989) – Find a Grave… In: Findagrave.com. Abgerufen am 1. August 2025.
- ↑ Markus Matzhold: 12. März 1938 – Hptm Edwin Liwa. In: Österreichs Garde. 12. März 2020, abgerufen am 1. August 2025.