Edward North Buxton (Naturschützer)

Edward North Buxton, 1865

Edward North Buxton (* 1. September 1840 in Stratfield, Hampshire; † 9. Januar 1924 in Knighton Woods, Epping Forest District, Essex) war ein britischer Unternehmer, Politiker, Naturschützer, Bergsteiger, Großwildjäger, Philanthrop und Autor.

Leben

Edward wuchs als dritter Sohn von Sir Edward North Buxton, 2. Baronet und Catherine Gurney in einer Familie von Brauereibesitzern auf, die dem Quäkertum angehörte. Sein Großvater, Sir Thomas Fowell Buxton, 1. Baronet, war Unterhausabgeordneter für die Liberal Party, Sozialreformer und trat für die Abschaffung der Sklaverei ein. Vater und Sohn Edward North Buxton folgten ihm im Familienunternehmen und in der Politik nach.[1]

Nach seinem Studium am Trinity College der University of Cambridge[2] trat Buxton 1862 als Teilhaber in die Brauerei Truman, Hanbury, Buxton & Co., Ltd. in Spitalfields ein. Von 1897 bis 1911 war er Vorsitzender des Aufsichtsrats.[1][3]

Edward North Buxton war seit 1862 mit Emily Digby (1841–1929) verheiratet. Ihre Flitterwochen verbrachten sie auf einer Reise nach Damaskus, Palästina und Ägypten. In Damaskus besuchten sie Emilys Tante Jane Elizabeth Digby el Mezrab. Danach reisten sie mit dem Prince of Wales, dem späteren König Edward VII., durch die Wüste.[4] Aus der Ehe gingen zwei Söhne und fünf Töchter hervor.[2] Edward North Buxton starb 1924 im Alter von 83 Jahren.

Politische Laufbahn

1880 kandidierte Buxton als Mitglied der Liberal Party erfolglos im Wahlkreis South Essex.[5] Von November 1885 bis Juli 1886 saß er für den Wahlkreis Walthamstow im House of Commons.[6] Bei den für 1886 angesetzten Neuwahlen zum Unterhaus verlor er seinen Sitz nach nur wenigen Monaten im Parlament.[1]

Buxton war Magistrat und Alderman des Essex County Council und übte die Ämter des Friedensrichters und des Deputy Lieutenant in Essex aus. Von 1871 bis 1888 war er Mitglied und von 1881 bis 1885 Vorsitzender des London School Board.[2][5]

Bergsteigen

In seinen jungen Jahren war Buxton ein Bergsteiger, dem in den Alpen mehrere Erstbesteigungen gelangen. So bestieg er am 3. August 1864 mit Francis Fox Tuckett, seinem Bruder Thomas Fowell Buxton und den Schweizer Bergführern Christian Michel und Franz Biner die Königspitze. Diese Erstbesteigung ist bis heute umstritten und wird auch Stephan Steinberger für das Jahr 1854 zugeschrieben.[7] Die erste zweifelsfreie Besteigung des Ostgipfels des Piz Palü ist am 24. Juli 1863 Buxton, William FitzGerald Digby, William Edward Hall, Andrew Johnston und Montagu Woodmass mit den Führern Peter Jenny, Alexander Flury und Johann Balthasar Walther gelungen.[8][9]

Unbestritten ist Buxtons Erstbesteigung der Aiguille de Bionnassay im Juli 1865 über die schwierige Nordwestflanke, mit Michel Payot, Jean-Pierre Cachat, Florence Crauford Grove und Reginald J. S. Macdonald. Später wurden von anderen Bergsteigern weniger gefährliche Anstiege gefunden.[10][11]

Buxton wurde schon früh Mitglied des Alpine Club und schlug 1887 Theodore Roosevelt, der mit 23 Jahren das Matterhorn bestiegen hatte, für die Mitgliedschaft vor. Roosevelt hatte nicht genug Bergbesteigungen durchgeführt, um als reguläres Mitglied aufgenommen zu werden, er wurde jedoch zum Ehrenmitglied ernannt.[4]

Jagd

Nach seiner kurzen und erfolgreichen Zeit als Bergsteiger führten Buxton zahlreiche Jagdreisen, meist mit Familienangehörigen und anderen Verwandten, auf vier Kontinente. Meist jagte er in Europa, aber auch in Afrika und 1884 in Wyoming in den Vereinigten Staaten. Diese Amerikareise war mit elf Wochen seine längste, gemeinsam mit seinem ersten Sohn Gerald. Buxton war seinerzeit Vorsitzender des London School Board und hatte das Studieren des Schulsystems in Boston als Grund der Reise angegeben, tatsächlich aber die Jagd vorgezogen.[4]

Buxton war an der Vorbereitung der von Theodore Roosevelt geleiteten Smithsonian-Roosevelt African Expedition maßgeblich beteiligt.[12] Zudem suchte und fand er Spender für Roosevelts Doppelbüchse Holland & Holland ‚Royal‘ .458, eine luxuriöse Jagdwaffe, die während der Expedition zum Erlegen von Nashörnern und Elefanten genutzt wurde.[13]

Im Rahmen der Reiseplanungen vertrat Roosevelts anderer Berater, Frederick Courteney Selous, die Auffassung, die Expedition solle einen „Weißen“ für die organisatorische Leitung und die Aufsicht über Träger und das übrige einheimische Personal engagieren. Buxton schlug hingegen vor, „den Eingeborenen zu vertrauen“. Letztlich wurde der schottische Großwildjäger Richard John Cuninghame engagiert.[14] Mit seiner weiteren Anregung, Roosevelt solle die Expedition in mehrere Abschnitte von etwa zwei Monaten Dauer aufteilen, deren Start- und Zielpunkt jeweils an den Uganda Railways lägen, fand er hingegen Gehör.[15]

Buxton wird in einigen Reiseberichten befreundeter Großwildjäger erwähnt, so in den African Game Trails Roosevelts, die er während der Expedition schrieb, in den Happy Hunting-Grounds von dessen Sohn Kermit, und in Carl Akeleys In Brightest Africa.[16] Theodore Roosevelt hob neben der Unterstützung für seine Expedition ausdrücklich den Einsatz Buxtons für den Schutz bedrohten Großwilds hervor.[17] 1895 wurde Buxton Mitglied der Royal Geographical Society.[4]

Naturschutz

Buxton setzte sich schon früh und bis ans Ende seines Lebens für den Naturschutz ein. 1866 wurde er Mitglied der im Vorjahr gegründeten Commons Preservation Society, heute Open Spaces Society, der ersten nationalen Naturschutzorganisation. Später wurde er Vizepräsident der Gesellschaft. Von besonderer Bedeutung war für ihn der Schutz der verbliebenen Waldgebiete in Greater London, in denen Londons Familien der Arbeiterklasse Ruhe und Erholung finden konnten. Bis heute gilt er, leicht übertrieben, als Retter des Epping Forest. 1880 wurde er zum Verderer des Epping Forest ernannt und übte dieses Ehrenamt, das seinerzeit noch mit Polizeibefugnissen verbunden war, 42 Jahre lang aus.[2] Aus heutiger Sicht erscheint seine Amtsausübung und die seiner Kollegen fragwürdig, obwohl Buxton mit Nachdruck forderte, dass der Epping Forest kein Park werden, sondern als Wald erhalten bleiben sollte. So sorgten sie für die Beseitigung alter und „hässlicher“ Bäume und folgten den Grundsätzen der damaligen Forstwirtschaft.[18][19]

Wiederholt, beim ersten Mal gemeinsam mit seinem Bruder Thomas Fowell Buxton, kaufte er an den Epping Forest angrenzenden Wald, um das Gebiet um insgesamt elf Hektar zu erweitern. 1906 kaufte er den verbliebenen Rest von etwa 135 Hektar des Hainault Forest, im Nordosten von Greater London. Dieser Wald hatte seit 1851 mehr als 90 Prozent seiner ursprünglichen Fläche verloren. Heute ist das Gebiet als Site of Special Scientific Interest ausgewiesen. Noch auf dem Sterbebett organisierte er durch seinen Sohn Gerald den Kauf des mehr als 400 Hektar umfassenden Hatfield Forest, etwa 5 Kilometer östlich von Bishop’s Stortford, Hertfordshire. Dieser Wald ist der letzte intakt gebliebene Royal Forest, und seine Nutzung geht auf die Zeit der normannischen Eroberung Englands im elften Jahrhundert zurück. Buxton wurde am Vortag seines Todes als neuer Besitzer eingetragen und vererbte den Wald dem National Trust. Heute ist das Gebiet ebenfalls ein Site of Special Scientific Interest und ein Naturreservat.[18][19]

Als Großwildjäger hat Buxton selbst den dramatischen Rückgang der Populationen der „Great Five“ in Ost- und Südafrika erlebt, und mit Nachdruck Jagdquoten und die Einrichtung von Wildreservaten gefordert.[20] Edward North Buxton war einer der Pioniere der Wildfotografie.[21][22]

1903 gehörte Buxton zu den Gründern der Society for the Preservation of the Wild Fauna of the Empire, die sich angesichts des Rückgangs der Populationen dem Schutz des Großwilds verschrieben hatte. Die Organisation gibt seit 1904 die Zeitschrift Oryx – The International Journal of Conservation heraus und führt heute den Namen Fauna & Flora International. Buxton übernahm jahrzehntelang eine führende Rolle in dieser Gesellschaft.[23]

Veröffentlichungen

Buxton verfasste eine Reihe von Büchern und Zeitschriftenaufsätzen, die überwiegend die Jagd, den Naturschutz und den Freihandel zum Thema hatten.[4]

Commons: Edward North Buxton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c David Fahey: E. N. Buxton (1840-1924): Liberal Brewer, Big Game Hunter and Conservationist. In: Brewery History. Band 178, 2019, S. 24–44 (hier S. 24-27).
  2. a b c d Who's Who 1924. A. & C. Black, London 1924 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dwhos-who_1924~MDZ%3D%0A~SZ%3D431~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  3. W.T. Smith: Famous breweries. Truman, Hanbury, and Buxton's Brewery. In: Journal of the Institute of Breewing. 1943, S. 105–107 (Online).
  4. a b c d e David Fahey: E. N. Buxton (1840-1924). (hier S. 35-37).
  5. a b Robert Henry Mair: Debrett's House of Commons 1886. Dean & Son, London 1886, S. 23 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Ddebrettshouseo1886londuoft~MDZ%3D%0A~SZ%3D23~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Mr Edward Buxton im Hansard (englisch)
  7. Wolfgang Pusch: Ortler – Königspitze – Zebrù. Bergverlag Rother, München 2004, ISBN 3-7633-7027-7, S. 34–38.
  8. Piz Palü : Climbing, Hiking & Mountaineering : SummitPost. Abgerufen am 10. September 2025.
  9. Piz Palü, Ostgipfel | Hochtouren. Abgerufen am 10. September 2025 (Schweizer Hochdeutsch).
  10. Hartmut Eberlein: Mont-Blanc-Gruppe. Gebietsführer für Bergsteiger und Kletterer. Verfaßt nach den Richtlinien der UIAA. 9. Auflage. Bergverlag Rother, München 2000, ISBN 3-7633-2414-3, S. 81.
  11. Florence Crauford Grove: The Ascent of the Aiguille de Bionnassay. In: The Alpine Journal. Band 2, Nr. 15, September 1866, S. 321–332 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dthe-alpine-journal-vol-2-1865-1866~MDZ%3D%0A~SZ%3D321~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Theodore Roosevelt: African Game Trails. S. 22–24, 91–93, 119–121.
  13. J. Lee Thompson: Theodore Roosevelt Abroad. Nature, Empire, and the Journey of an American President. Palgrave Macmillan, New York 2010, ISBN 978-0-230-10277-4, S. 34–35.
  14. J. G. Millais: Life of Frederick Courteney Selous, D.S.O. Second Impression Auflage. Longmans, Green & Co., New York 1919, S. 269–272 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dlifeoffrederickc00milluoft~MDZ%3D%0A~SZ%3D269~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  15. J. Lee Thompson: Theodore Roosevelt Abroad. S. 9–11.
  16. Carl Akeley: In Brightest Africa. Garden City Publishing, Garden City, NY 1920, S. 155 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dinbrightestafric00akel~MDZ%3D%0A~SZ%3D155~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  17. Theodore Roosevelt: African Game Trails. An account of the African Wanderings of an American Hunter-Naturalist. Charles Scribner's Sons, New York 1910, S. 26 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dafricangametrail00roosuoft~MDZ%3D%0A~SZ%3D26~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  18. a b David Fahey: E. N. Buxton (1840-1924). (hier S. 38-39).
  19. a b David K. Prendergast, William M. Adams: Colonial wildlife conservation and the origins of the Society for the Preservation of the Wild Fauna of the Empire (1903–1914). In: Oryx. Band 37, Nr. 2, 2003 (cambridge.org [PDF; 133 kB]).
  20. Edward North Buxton: The Preservation of Species in Africa. In: Journal of the Royal African Society. Band 20, Nr. 80, 1921, S. 279–283, JSTOR:715563.
  21. Edward North Buxton: Two African Trips. With notes and suggestions on big game preservation in Africa. Edward Standford, London 1902 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dtwoafricantripsw00buxt~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D – mehrere Schilderungen von Ausflügen mit der Kamera, zahlreiche Fotos).
  22. James R. Ryan: ‘Hunting with the camera’. Photography, wildlife and colonialism in Africa. In: Chris Philo, Chris Wilbert (Hrsg.): Animal Spaces, Beastly Places. New geographies of human-animal relations. Routledge, London, New York 2000, ISBN 0-415-19846-1, Kap. 10, S. 205–222 (hier S. 213-218).
  23. David Fahey: E. N. Buxton (1840-1924). (hier S. 37-38).