Eduard Levinstein


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Eduard L. Levinstein (* 24. März 1831 in Berlin; † 7. August 1882 in Berlin-Schöneberg) war ein deutscher Mediziner und Psychiater.
Leben und Werk
Levinstein studierte ab 1850 Medizin in Leipzig, Würzburg und Berlin. 1854 wurde er in Berlin promoviert (Dissertatio de Rhachialgia). Ab 1855 war er niedergelassener Arzt in Berlin-Schöneberg, damals noch Schöneberg.
Dort eröffnete er 1861 eine Brunnen- und Badeanstalt und zusätzlich eine Privatheilanstalt (Maison de santé), ab 1864 mit einer Abteilung für Lungenkranke (pneumatisches Cabinet), die nach Julius Pagel[1] die Erste in Deutschland war. Er gründete auch einen Ableger des pneumatischen Cabinets in Bad Doberan. Auf Anregung des Psychiaters Wilhelm Griesinger, dem Direktor der psychiatrischen Klinik der Charité, fügte er auch eine Abteilung für psychisch Kranke hinzu. Die Maison de santé war später vor allem deswegen bekannt.[2]
1867 wurde er Sanitätsrat und 1878 Geheimer Sanitätsrat.
Er führte in Deutschland als Erster das No-restraint-System in die Psychiatrie ein, den Verzicht auf die bis dahin praktizierten mechanischen Zwangsmaßnahmen bei psychisch Kranken.[1] Bekannt war er auch für seine Beschreibung der Morphiumsucht und Therapieerfolge bei dieser. Levinstein veröffentlichte darüber Aufsätze und eine Monographie, die zuerst 1877 bei Hirschwald in Berlin erschien, und hielt zahlreiche Vorträge. Die Monographie wurde auch ins Französische (La morphiomanie, Paris: Masson 1878) und Englische (Morbid craving for morphia, London: Smith & Elder 1878) übersetzt. Er förderte auch die therapeutische Verwendung von Chloralhydrat und veröffentlichte über Vergiftungen durch dieses Medikament.
Levinstein wurde in einem Mausoleum auf dem Gemeindefriedhof Alt-Schöneberg begraben, das bis 1971 als Erbbegräbnis der Familie genutzt wurde.
Sein Sohn Walter Levinstein (1864–1937) war ebenfalls Mediziner und ab 1895 Nachfolger seines Vaters als Leiter der Maison de Santé. Er war ab 1912 Sanitätsrat.[3]
Maison de santé
Die Einrichtung entstand zunächst an der heutigen Hauptstraße 14–16 und wurde in den folgenden Jahren ständig erweitert. Später hatte sie den Namen Heil- und Pflegeanstalt Schöneberg, wurde aber 1919 geschlossen. Nach der Schließung gab es unterschiedliche Nutzungen des Gebäudeensembles.
Nach der Jahrhundertwende bestand der Plan, die Belziger Straße durch das parkartige Gelände zu führen, dies wurde 1935 umgesetzt.
Das noch teilweise erhaltene Gebäudeensemble der ehemaligen "Maison de Santé" wurde unter Denkmalschutz gestellt.[4]
Schriften (Auswahl)
- mit Moritz Jastrowitz: Die Morphiumsucht. Eine Monographie nach eignen Beobachtungen. Berlin: Verlag von August Hirschwald, 1883 (zuerst Berlin 1877, 2. Auflage 1879)[5]
- Über die freie Behandlung der Irren, Berliner Klinische Wochenschrift, Band 5, 1868, S. 536, Verhandlungen der Berliner Medizinischen Gesellschaft für 1867/68, Berlin 1871, S. 185–191
- Über die Wirkung des Chloralhydrats, Allg. Mediz. Central-Zeitung, Berlin, Band 38, 1869, S. 961–965
- Zur Pathologie. Therapie, Statistik, Prognose und gerichtsärztlichen Bedeutung der Morphiumsucht, Berliner Klinische Wochenschrift, Band 17, 1880, S. 73–77
Ehrungen
Am 11. Oktober 2024 wurde in Berlin-Schöneberg eine Gedenktafel für das Maison de Santé enthüllt.
Im Sommer 2025 wird in einer Ausstellung des Schöneberg-Museums an das Maison de Santé erinnert.[6]
Weblinks
- Ingolf Alwert: Weitere Informationen zum Maison de Santé in Schöneberg und ihrem Gründer Dr. Eduard Levinstein. Auf: berlin.de, Stand 11. Oktober 2024, abgerufen am 5. Juni 2025
Literatur
- Julius Pagel: Levinstein, Eduard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 680. [7]
- Alma Kreuter: Levinstein, Eduard, in: Kreuter, Deutschsprachige Neurologen und Psychiater, K. G. Saur 1996, S. 852
- Nachruf in der Berliner Klinischen Wochenschrift, Band 19, 1882, S. 512
- Leyden, Nachruf in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, Band 8, 1882, S. 674
Einzelnachweise
- ↑ a b Julius Pagel, Artikel Eduard Levinstein in ADB
- ↑ Nach einer Notiz in der Allg. Z. f. Psychiatrie, Band 75, 1919, S. 755, zitiert in dem Artikel zu Walter Levinstein in Alma Kreuter, Deutschsprachige Neurologen und Psychiater, K. G. Saur 1996, S. 852, wurde sie bald nach ihrer Gründung auf Rat von Griesinger in eine „Privatanstalt für Geisteskranke“ umgewandelt.
- ↑ Eintrag Walter Levinstein bei Alma Kreuter, Deutschsprachige Neurologen und Psychiater, K. G. Saur 1996, S. 852
- ↑ Landesdenkmalliste Berlin: Maison de Santé
- ↑ Jastrowitz war der Herausgeber der 3. Auflage nach dem Tod von Levinstein, die ersten Auflagen erschienen unter dem Namen von Levinstein, Online-Ausgabe bei der Wellcome-Collection
- ↑ Zwischen Wellness und Wahnsinn. Dr. Levinsteins Maison de Santé. Ausstellung vom 16.5. bis 30.11. im Schöneberg Museum. Auf: museen-tempelhof-schoeneberg.de, abgerufen am 5. Juni 2025
- ↑ Auch Pagel, Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte, Band 3, 1931, 2. Auflage 1933, S. 766