Earl Cunningham
Earl Cunningham (* 1893 in Edgecomb, Maine; † 29. Dezember 1977 in St. Augustine, Florida) war ein US-amerikanischer Maler, dessen Werk der Naiven Kunst und der Folk Art zugeordnet wird.[1]
Leben
Earl Cunningham wuchs in Edgecomb nahe Boothbay Harbor auf und verließ im Alter von dreizehn Jahren das elterliche Haus. Zunächst arbeitete er als Tür-zu-Tür-Verkäufer und Handwerker, später studierte er Nautik, erwarb ein Patent als Hafenlotse und fuhr auf einem Schoner, der Güter zwischen Maine und Florida transportierte. Schon in jungen Jahren begann er zu malen, insbesondere Schiffe. 1915 heiratete Cunningham Iva Moses. Während des Ersten Weltkriegs fuhr er für eine Marinewerft Lastwagen und besuchte dabei zum ersten Mal Florida. In den 1920er- und 1930er-Jahren verbrachte er mit seiner Frau die Wintermonate im Süden der Vereinigten Staaten, wo er Relikte aus indianischen Grabhügeln ausgrub, die er anschließend in Maine an Touristen verkaufte. Zugleich entwickelte er Motive und Ideen für seine Gemälde. Aufgrund von Problemen in seiner Ehe verließ Cunningham 1937 Maine und kaufte Land in South Carolina, wo er Landwirtschaft betrieb und Hühner züchtete.
Im Jahr 1949 ließ sich Earl Cunningham in St. Augustine, Florida, nieder. In der St. George Street eröffnete er ein Antiquitätengeschäft, in dem er neben Geschirr, Zeitschriften und Kuriositäten auch seine Gemälde präsentierte. Ein Schild mit der Aufschrift „Not for Sale“ wies jedoch darauf hin, dass diese nicht zum Verkauf standen. Cunningham arbeitete kontinuierlich weiter und zeigte seine Bilder gelegentlich auf Ausstellungen, erlangte jedoch zunächst kaum Aufmerksamkeit vonseiten der Kunstkritik.
Das Œuvre von Earl Cunningham umfasst mehr als 400 Werke, darunter überwiegend See- und Landschaftsdarstellungen. Ursprünglich hatte er das Ziel, 1000 Gemälde zu schaffen. Seine Bilder sind durch eine kräftige, oft unnatürlich wirkende Farbgebung sowie die Verbindung realer Landschaften mit Motiven aus Mythos und Legende gekennzeichnet. Typische Bildbestandteile sind Schoner, Wikingerboote, Indianer in Kanus, Flamingos, Vögel, Bäume, Blumen und Alltagsfiguren, die oft in unlogischer Nähe zueinander dargestellt sind. Aufgrund dieser Mischung aus konkreten Erinnerungen, symbolischen Elementen und der weitgehenden Abwesenheit moderner Bezüge wird er als „Memory Painter“ bezeichnet. Seine Kunst wurde in der Rezeption mit sehr unterschiedlichen Begriffen beschrieben, etwa als „American Fauve“, „Grandma Moses“, „Folk Modernist“ oder „Primitive Genius“.[2] Einflüsse von Paul Gauguin, Marsden Hartley und Stuart Davis sind erkennbar, insbesondere im expressiven Einsatz der Farben.[1][2]
Earl Cunningham litt spätestens seit seiner Zeit in St. Augustine an Depressionen. In seinen Tagebuchaufzeichnungen berichtet er von Schikanen durch Jugendliche und seiner Angst vor Brandstiftung in seiner Galerie. Am 29. Dezember 1977 nahm er sich das Leben. Erst lange nach seinem Tod wurde sein Werk populär und ist heute in bedeutenden Museen wie dem Metropolitan Museum of Art, dem Smithsonian American Art Museum und dem Abby Aldrich Rockefeller Folk Art Museum vertreten.[3] Im Jahr 2007 war er der erste Folk-Art-Künstler, dessen Werke in einer Einzelausstellung im Smithsonian American Art Museum gezeigt wurden.[1][2]
Literatur
- Earl Cunningham – the Marilyn L. and Michael A. Mennello collection. Huntington Museum of Art, Huntington, West, 1990.
- Smithsonian American Art Museum (Hrsg.): Earl Cunningham’s America, Ausstellungskatalog, 2007.
Weblinks
- Earl Cunningham’s America. American Folk Art Museum
- Smithsonian American Art Museum
- Earl Cunningham? Who He?
- Earl Cunningham. Folk Artist
- Traditional Fine Arts Organization
- The Walker Collection of Florida Self-Taught Art
Einzelnachweise
- ↑ a b c Earl Cunningham's America. Abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ a b c Smithsonian American Art Museum (Hrsg.): Earl Cunningham’s America. 2007.
- ↑ Earl Cunningham | Smithsonian American Art Museum. Abgerufen am 29. August 2025 (englisch).