Dritter Anglo-Afghanischer Krieg

Dritter Anglo-Afghanischer Krieg
Teil von: Anglo-Afghanische Kriege

Britisch-indische Gurkha-Einheit in der North West Frontier (1923)
Datum 6. Mai 1919 bis 8. August 1919
Ort Afghanistan
Ausgang Friede von Rawalpindi, strategische Niederlage Großbritanniens, diplomatischer Sieg Afghanistans
Folgen Rückerlangung der vollständigen Kontrolle über seine Außenpolitik durch Afghanistan
Konfliktparteien

Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich

Afghanistan Emirat 1919 Afghanistan

Befehlshaber

Arthur Barrett
Reginald Dyer

Amanullah Khan
Mohammed Nadir Schah

Der Dritte Anglo-Afghanische Krieg (englisch Third (Anglo-)Afghan War) von 1919 war eine von drei militärischen Auseinandersetzungen des Britischen Empire mit Afghanistan zwischen 1839 und 1919, den Anglo-Afghanischen Kriegen.

Hintergrund

Afghanische Nationalisten erhoben Anspruch auf alle paschtunischen Gebiete, d. h. das gesamte Paschtunistan. Ziel der Afghanen war es, einen Zugang zum Indischen Ozean zu erlangen und Karatschi zum afghanischen Indik-Hafen zu machen.[1]

Verlauf

Der bewaffnete Konflikt begann am 6. Mai 1919 mit einem afghanischen Vormarsch auf Befehl des Emirs Amanullah Khan. Der britische Kolonialgeheimdienst war überrascht von dem afghanischen Angriff.[2]

Der Hauptvorstoß erfolgte in der Region des Chaiber-Passes. Außerdem unterstützten die Afghanen einen Aufstand in Peschawar, der jedoch im Keim erstickt wurde.[3] Auf der afghanischen Seite kämpften auch Paschtunen von der britisch-indischen Seite der Durand-Linie.[4]

Die afghanischen Truppen konnten zunächst kleinere Erfolge gegen die Briten verzeichnen. Insgesamt blieb der Konflikt aber auf weniger Gebiete Afghanistans und Britisch-Indien geographisch begrenzt.[5]

Im Gegenzug für den afghanischen Vormarsch bombardierte eine Handley Page H.P.15 am 24. Mai 1919 den Königspalast in Kabul, was weniger einen militärischen als einen psychologischen Erfolg bedeutete. Amanullah schrieb nach der Bombardierung Kabuls durch die Royal Air Force einen Brief an den Generalgouverneur und Vizekönig von Indien und ersuchte einen Frieden.[6]

Unter Innenminister Ali Ahmad Khan reiste eine afghanische Delegation nach Rawalpindi, um Friedensverhandlungen zu führen.[7] Der Friede von Rawalpindi vom 8. August 1919 stellte die provisorische Anerkennung Afghanistans als souveränen und unabhängigen Staat durch Großbritannien fest.[8]

Nachwirkungen

Nach dem Krieg stieg die Popularität von Emir Amanullah enorm. Darüber hinaus erlangte auch General Mohammed Nadir Schah größere Bekanntheit, da er den einzigen militärischen Sieg der afghanischen Armee als lokaler Befehlshaber der afghanischen Truppen in Thal errang.[9]

Nach dem Krieg erhielt Afghanistan keine Subsidien mehr aus Britisch-Indien.[10]

Literatur

  • Philip J. Haythornthwaite: The Colonial Wars Source Book. Arms and Armour Press, London 1995, ISBN 1-85409-436-X.
  • Karl E. Meyer/Shareen Blair Brysac: Tournament of Shadows – The Great Game and the Race for Empire in Central Asia. Counterpoint, Washington (D.C.) 1999, ISBN 1-58243-028-4.
Commons: Dritter Anglo-Afghanischer Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Milan Hauner: Russian and Soviet Strategic Behavior in Asia, in: Robert Jervis (Hrsg.): Dominoes and Bandwagons – Strategic Beliefs and Great Power Competition in the Eurasian Rimland, New York (NY u. a.): Oxford University Press 1991, S. 250–275 (hier: S. 262). Hier abrufbar.
  2. Travis Kaiser Weinger: Missing the Bolt from the Blue: British Intelligence and the Third Anglo-Afghan War of 1919, in: The Journal of Imperial and Commonwealth History (angenommen, aber noch nicht im Magazin erschienen). Hier abrufbar.
  3. Anthony Hyman: Nationalism in Afghanistan, in: International Journal of Middle East Studies, Jg. 34 (2002), Nr. 2, S. 299–315 (hier: S. 304). Hier abrufbar.
  4. Dorothea Seelye Franck: Pakhtunistan: Disputed Disposition of a Tribal Land, in: Middle East Journal, Jg. 6 (1952), Nr. 1, S. 49–68 (hier: S. 54). Hier abrufbar.
  5. Christian Tripodi: Edge of Empire – The British Political Officer and Tribal Administration on the North-West Frontier 1877–1947, Farnham/Burlington (VT): Ashgate 2011, S. 130. Hier abrufbar.
  6. Robert Johnson: The Afghan Way of War – How and Why They Fight, New York (NY u. a.): Oxford University Press 2011, S. 178. Hier abrufbar.
  7. Ahmad Shayeq Qassem/H. M. Durand: Pak-Afghan Relations: The Durand Line Issue, in: Policy Perspectives, Jg. 5 (2008), Nr. 2, S. 87–102 (hier: S. 91). Hier abrufbar.
  8. Afghanistan – A Country Study, Baton Rouge (LA): Claitor's Publishing Division 2001, S. 15. Hier abrufbar.
  9. Asta Olesen: Islam and Politics in Afghanistan, Richmond: Curzon Press 1995, S. 114. Hier abrufbar.
  10. Stephen White: Britain and the Bolshevik Revolution – A Study in the Politics of Diplomacy, 1920–1924, London: Macmillan Press 1979, S. 92. Hier abrufbar.