Drewry Car Co.
Die Drewry Car Co. war ein britischer Hersteller und Vertreiber von Eisenbahnlokomotiven und Triebwagen. Das Unternehmen bestand von 1906 bis 1984. Zu Beginn und am Ende seines Bestehens stellte das Unternehmen selbst Lokomotiven her, überwiegend ließ es jedoch seine Fahrzeuge von Subunternehmern produzieren.
Es war vom Lkw-Hersteller Shelvoke & Drewry getrennt, aber es wird angenommen, dass James Sidney Drewry (1883–1952) an beiden Unternehmen beteiligt war.
Geschichte

Charles Stewart Drewry (ca. 1843–1929)[2] betrieb eine Motor- und Fahrradwerkstatt namens Drewry & Sons in der Herne Hill Motor Works, Railway Arches, Herne Hill, London. Sein Sohn James Sidney Drewry (1882–1952)[3] gründete am 27. November 1906 die Drewry Car Co. und eröffnete eine kleine Werkstatt in Teddington, wo er mit dem Bau von Schienenwagen und Inspektionswagen mit Motoren der Birmingham Small Arms Company (BSA) begann. Die Produkte dieser Manufaktur wurden von A. G. Evans & Co aus London verkauft.[4] In Südamerika, Afrika und Indien fand man einen Absatzmarkt.
Im Jahr 1908 übernahm BSA, das ansonsten vor allem für den Bau von Motorrädern bekannt war, den Bau der Triebwagen in Small Heath, Birmingham. Verantwortlich dafür war der britische Ingenieur Ernest Baguley (1863–1948), der 1907 von der Ryknield Motor Company zu BSA gekommen war. 1911 ging Ryknield in Konkurs, Ernest Baguley verließ BSA und kaufte die Ryknield Shobnall Road Works vom Konkursverwalter, woraufhin er Baguley Cars gründete. 1912 übernahm Baguley Cars die Lohnfertigung der Drewry-Triebwagen von BSA. Die Drewry-Lokomotiven wurden bald mit Baguleys eigenem „R“-Motor ausgestattet.[4]

1923 änderte Baguley seinen Namen von Baguley Cars Ltd in Baguley (Engineers) Ltd. Ende der 1920er Jahre hatte Drewry Ambitionen für Schienenfahrzeuge mit Normalspur, die jedoch in den Baguley-Werken nicht ohne Weiteres untergebracht werden konnten. Ab 1930 wurden stattdessen viele Drewry-Lokomotiven von English Electric (EE) gebaut.[4] Baguley (Engineers) Ltd ging 1931 in Konkurs.
Im Jahr 1931 absolvierte Drewry eine sehr erfolgreiche Vorführung seines neuen Petroleum-betriebenen Triebwagens (hergestellt von English Electric) auf der 7 Meilen langen Strecke von Preston nach Longridge in Lancashire. Dieser bestand aus einem Triebwagen und einem Anhängerwagen. Der Triebwagen verfügte über zwei 155 PS starke M8-Motoren von Parsons Engineering Co. Ltd und ein 5-Gang-Automatikgetriebe. Der Triebwagen hatte 16 Sitze der ersten Klasse und 26 Sitze der zweiten Klasse, wobei der Anhängerwagen ausschließlich mit Sitzen der ersten Klasse ausgestattet war.
Der Demonstrationszug war für den Einsatz auf der Bermuda Railway gebaut worden, und die Passagiere waren VIPs aus der Eisenbahnwelt aus vielen Ländern und Unternehmen.[5] Auf Bermuda leisteten sie bis zur Stilllegung der Eisenbahn im Jahr 1948 gute Dienste. Anschließend wurden die Lokomotiven und Wagen nach Britisch-Guayana verschifft, wo sie bis zur Stilllegung der dortigen Bahnstrecke im Jahr 1972 im Einsatz waren. Drewry exportierte seine Triebwagen in viele Länder, darunter auch 35 nach Neuseeland.
Im Jahr 1933 kündigte die London, Midland and Scottish Railway (LMS) an, dass sie einen umfangreichen Test mit Schweröl-Lokomotiven für Rangieraufgaben durchführen werde, und unter den Bewerbern befand sich auch eine von der Firma English Electric gebaute Drewry-Rangierlokomotive. Es handelte sich um eine 26 Tonnen schwere 0-4-0-Lokomotive mit einem Allen 8RS18 176 PS starken Achtzylinder-Dieselmotor. Sie wurde im Frühjahr 1934 ausgeliefert und nach ihrem Einsatz im Güterbahnhof Salford 1940 an das Kriegsministerium ausgeliehen, das sie 1943 kaufte.[4] Die Rangierlokomotive erwies sich als erfolgreich, und 1938 wurde berichtet, dass die Drewry Car Co. einen Auftrag über 15 Stück von der neuseeländischen Regierung erhalten hatte, die von Dick, Kerr & Company, in Preston, für Drewry gebaut werden sollten.[6] Die Tatsache, dass zwei dieser Vorkriegslokomotiven noch immer im Einsatz sind – z. B. die Lokomotiven der neuseeländischen TR-Klasse –, spricht für die Robustheit des Drewry-Designs.
Nachdem Baguley (Engineers) Ltd 1931 in Konkurs gegangen war, wurde die E E Baguley Ltd gegründet, um die bestehenden Baguley-Lokomotiven zu warten. Der Umsatz dieser Firma nahm so stark zu, dass sie 1934 ein neues Werk in der Uxbridge Street in Burton upon Trent eröffnete und mit der Produktion eigener Baguley-Diesellokomotiven und Schieneninspektionsfahrzeuge für Drewry begann.[4]
Drewry war auch in den Nachkriegsjahren ein erfolgreiches Unternehmen für Lokomotiven und Triebwagen, obwohl es über keine eigenen Produktionsstätten verfügte. Es setzte weiterhin auf die Vergabe von Fertigungsaufträgen an Unternehmen wie Vulcan Foundry und Robert Stephenson and Hawthorns Ltd (RSH). Ab 1947 entstanden so bspw. bei diesen beiden Firmen nach einem Entwurf von Drewry insgesamt 142 Rangierlokomotiven der späteren BR-Klasse 04.
1962 erwarb Drewry eine Mehrheitsbeteiligung an E E Baguley Ltd und gründete Baguley-Drewry Ltd, wodurch das Unternehmen in Burton upon Trent erneut eigene Lokomotiven baute. Das Unternehmen wurde 1984 geschlossen.
Produktion
Rangierlokomotiven

- 29 New Zealand TR Class Lokomotiven für das New Zealand Railways Department
- 1 LMS Diesel Rangierlok 7050
- 142 British Rail Class 04
- 16 NZR DS Class für das New Zealand Railways Department
- 19 NZR DSA Class für das New Zealand Railways Department
- 25 NZR DSB Class für das New Zealand Railways Department
- 1 0-6-0 Rangierlok für die Mount Lyell Mining and Railway Company[7]
- 18 Western Australian Government Railways Y Class[8]
- 6 Western Australian Government Railways Z Class[9]
Triebwagen


- 1 für die Weston, Clevedon and Portishead Light Railway (WC&PR) im Jahr 1921, mit einem passenden Anhänger, der 1923 geliefert wurde. Beide wurden 1940 verschrottet.[10]
- 1 für die Southern Railway im Jahr 1928. Er wurde auf verschiedenen Nebenstrecken in Südengland getestet, erwies sich jedoch für die meisten Zwecke als zu klein. Er wurde 1934 an die WC&PR verkauft und 1940 verschrottet.[11][10][12]
- 35 RM-Class mit 88 Sitzen für das New Zealand Railways Department ab 1955
- 1 für die Christmas Island Phosphate Railway[13]
- Tasmanian Government Railways DP Class[14][15]
- Triebwagen für die Ryde Pier Straßenbahn auf der Isle of Wight[16]
Literatur
- The Drewry Car Company:1906–1970. In: Industrial Railway Society (Hrsg.): Industrial Railway Record (= 40). 1972 (englisch).
- Colin J. Marsden: The Diesel Shunter. Oxford Publishing, 2003 (englisch). ISBN 0-86093-579-5
- A. Civil, R. Etherington: The Railway Products of Baguley-Drewry Ltd and Its Predecessors. In: The Industrial Railway Society. 2008 (englisch). ISBN 978-1-901556-44-5
Weblinks
- Photo of the First Drewry Railcar about 1912 (dtsch. Foto des ersten Drewry-Triebwagens um 1912). In: drewry.net. 1912, abgerufen am 8. September 2025 (englisch).
- Specifications and photos of NZR Drewry Railcar ( vom 20. April 2008 im Internet Archive)
- Restored NZR Drewry Railcar ( vom 5. Dezember 2007 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Tony Drewry: James Sidney Drewry. In: drewry.net. Januar 2020, abgerufen am 8. September 2025 (englisch).
- ↑ Charles Stewart Drewry. In: gracesguide.co.uk. 5. Dezember 2021, abgerufen am 8. September 2025 (englisch).
- ↑ James Sidney Drewry. In: gracesguide.co.uk. 5. Dezember 2021, abgerufen am 8. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c d e The British Internal Combustion Locomotive 1894–1940, von Brian Webb, University of Michigan, Verlag David & Charles, 1973 in der Google-Buchsuche-USA ISBN 978-0-7153-6115-3
- ↑ Petrol Trains - Demonstration Run at Preston Yorkshire Post & Leeds Intelligencer 16. September 1931 S. 4
- ↑ £45,000 Contracts – Lancashire Firm to Share in Work Liverpool Echo, 13. Mai 1938 S. 7
- ↑ Here & There Australian Railway Historical Society Bulletin, Ausgabe 307, Mai 1963, S. 4
- ↑ WAGR Takes Delivery of First Diesels for Shunting: Road Engines to Come Railway Transportation Januar 1954, S. 16
- ↑ Here & There Australian Railway Historical Society Bulletin Ausgabe 701, März 1996, S. 96
- ↑ a b Christopher Redwood: The Weston, Clevedon and Portishead Railway. Hrsg.: Avon-Anglia. Weston-super-Mare 1981, S. 121–124 (englisch). ISBN 0-905466-42-X
- ↑ Locomotives of the Southern Railway. Part 1, Railway Correspondence and Travel Society, 1975.
- ↑ P.R. Clark: Southern Railway petrol railcar No. 5. In: Model Railway Constructor (= 505). 1976, S. 176–177 Volume=43 (englisch).
- ↑ Christmas Island Light Railways, Ausgabe 29, Frühling 1969; S. 6
- ↑ Tasmanian Government Railways 75HP Bogie Rail Motor, Locomotive, Railway Carriage & Wagon Review, Ausgabe 410, Oktober 1926, S. 326
- ↑ Tasmania's New Diesel Railcars. In: Port Pirie Recorder. 26. September 1939, S. 2 (englisch, gov.au).
- ↑ Drewry Railcar No 2. In: iwsteamrailway.co.uk. 2025, abgerufen am 8. September 2025 (englisch).