Dreifaltigkeitskirche (Dortmund)



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Die römisch-katholische Dreifaltigkeitskirche, auch bekannt als BVB-Gründerkirche, in der Dortmunder Nordstadt liegt in der Nähe des Borsigplatzes an der Flurstraße 10. Die Gemeinde gehört zu den im Rahmen der Industrialisierung gegründeten römisch-katholischen Kirchengemeinden in der Peripherie des Dortmunder Stadtzentrums. Die Kirche wurde 1900 geweiht und eröffnet.[1] Sie sollte den für Arbeitsplätze in der Montanindustrie eingewanderten römisch-katholischen Arbeitskräfte eine religiös geprägte Heimat im protestantischen Dortmund bieten.[2]
Geschichte
Gründung der Dreifaltigkeitsgemeinde
Im Zuge der wirtschaftlichen Expansion der Montanindustrie kamen viele katholische Arbeiter aus ganz Westfalen, dem Rheinland, Schlesien, Posen, West- und Ostpreußen nach Dortmund.[3] Diese Menschen sollten im bis dahin protestantischen Dortmund auch eine religiöse und katholisch ausgerichtete Heimat finden.[4] Deshalb wurden Neugründungen von Pfarreien und der Bau von Kirchen unerlässlich.[3]
Die Anwohnerzahl rund um den Borsigplatz wuchs zu dieser Zeit stark an, was die 1890 gegründete Pfarrei St. Joseph bereits 1896 dazu bewog im Hoeschviertel eine weitere Kirche zu errichten und eine eigene Gemeinde für die 4000 Katholiken des Viertels zu gründen. So kam es dazu, dass nach der Grundsteinlegung 1898 am 10. Juni 1900, dem Dreifaltigkeitssonntag die Dreifaltigkeitskirche geweiht und an die Gemeinde übergeben wurde.[5]
Die Dreifaltigkeitsgemeinde im Nationalsozialismus
Als die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 an die Macht kamen, spürten auch die Kirchengemeinden Auswirkungen und den diktatorischen Druck durch Auflösungen, Beschlagnahmungen und Verboten im Kirchenleben. Pfarrer Theodor Lepper stand im starken Konflikt mit dem NS-Regime. Nach seiner Priesterweihe am 4. April 1903 wurde er am 1. Juni 1919 Pfarrer der Dreifaltigkeitsgemeinde. Im Juni 1935 startete das NS-Regime eine Offensive gegen die katholische Kirche, bei der Priester und Ordensleute durch eine Verleumdungskampagne in ihrem öffentlichen Ansehen stark beschädigt werden sollten. In diesem Zuge wurde Lepper wegen angeblichen Devisenvergehens von der Gestapo verhaftet und vom 16. April bis zum 5. Juni 1935 in die Steinwache in Dortmund, später in Berlin-Moabit inhaftiert. Die Rückkehr Leppers nach Dortmund wurde zum Zeichen des Wiederstandes in der Gemeinde. Am 7. September 1937 wurde Lepper wegen der Nichtnennung der Unterstützenden bei der illegalen Verteilung der Enzyklika "Mit brennender Sorge" zu einer Geldstrafe von 140 Reichsmark verurteilt. Trotzdem protestierte er gegen den Bescheid vom 22. Oktober 1941 des Oberbürgermeisters gegen die Beschlagnahmung des Piushauses.[6]
Am 23. Mai 1943 wurde die Dreifaltigkeitskirche durch Bombenangriffe zerstört. In die erhaltenen Teile wurden russische Gefangene verlegt. Weitere Angriffe am 25. Mai und 15. November 1944 sowie am 10. März 1945 zerstörten die Kirche und das Pfarrhaus vollständig.[6]
Wiederaufbau und Umbauten
Pfarrer Theodor Lepper leitete den ersten Teil des Wiederaufbaus des völlig zerstörten Kirchengeländes ein. Nach seinem Tod im Februar 1953 übernahm Alois Niedermeier, der 3. Pfarrer von Dreifaltigkeit nach seiner Einführung am 6. April 1953 den Wiederaufbau des Kirchengebäudes.[7] Mit dem Wiederaufbau wurde der dortmunder Architekt Hermann Kessemeier beauftragt, der einige Elemente des alten Kirchengebäudes mit aufnahm, dafür aber andere vollkommen erneuerte.[8] Am 24. Oktober 1954 konnte die Gemeinde in das neue Gotteshaus einziehen. Kessemeier selbst schrieb zum Wiederaufbau in die Chronik der Dreifaltigkeitsgemeinde:
„Das Zusammenwirken von alten und neuen Materialien, von Formen und Farben zur Ehre des Herrn, möge sichtbar werden lassen, dass sich alle Mühe mit Hammer und Meißel und Feuer gelohnt hat.“[9]
Nach dem Wiederaufbau erlebte das Gemeindeleben einen Aufschwung. 1963 wurden die letzten Baumaßnahmen beendet und Kirche, Pfarrhaus, Piushaus und Kindergarten bilden wieder eine Einheit. Im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils wurde 1971 der Hochaltar entfernt und ein neuer „Volksaltar“ geweiht. Im November 2008 wurden Bänke in der Kirche entfernt, das Taufbecken kam in den vorderen Eingangsbereich und der Tabernakel hinter den Altar.[10]
Die Heilige Dreifaltigkeitsgemeinde heute
Ab den 1970er-Jahren erlebt die Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz, wie viele andere Kirchengemeinden, erhebliche Veränderungen. Die Zahl der Kirchenbesucher sinkt, Taufen, Erstkommunionen und Eheschließungen gehen zurück. Das Gemeindeleben schrumpft zunehmend. 2002 mussten das Piushaus und der Kindergarten aufgrund von Baufälligkeiten abgerissen werden. Am 1. Mai 2003 wurde der Pastoralverbund Dortmund Nordstadt-Ost gegründet, der die Pfarreien Heilige Dreifaltigkeit, Sankt Antonius und Sankt Joseph umfasst.[11]
Die Umstrukturierungen setzten sich fort: Am 1. Januar 2016 wurden die sechs katholischen Pfarreien in der Dortmunder Nordstadt aufgelöst und zur neuen Pfarrei Heilige Dreikönige zusammengeschlossen. Im Jahr 2020 leben noch etwa 1950 Katholiken im Borsigplatzviertel. Von diesen nehmen durchschnittlich nur noch etwa 30 Gläubige an der sonntäglichen Eucharistiefeier teil.[11]
Seit 2017 gibt es das fanpastorale Projekt „Coming Home 09“, das von Karsten Haug entwickelt und geleitet wird. Dieses seelsorgerische Angebot richtet sich speziell an BVB-Fans und verbindet Fußball mit Glauben. Zu den Angeboten gehören Führungen, Workshops zum Thema „Fußball und Glaube“, ökumenische BVB-Gottesdienste und die seelsorgerische Betreuung für Fans.[12]
2024 startete das Projekt „BVB-Gründerkirche“ in der Dreifaltigkeitskirche. Das Erzbistum Paderborn und Borussia Dortmund treiben gemeinsam die Sanierung und Umgestaltung der Kirche voran.[13] Der Umbau hat im Herbst 2024 begonnen und soll die Kirche zu einem Begegnungszentrum entwickeln, das sowohl als Gotteshaus erhalten bleibt als auch neue Nutzungsmöglichkeiten bietet.[14] Geplant sind unter anderem eine Tribüne, ein Spielertunnel und eine multimedial bespielbare Glaswand.[15] Das Projekt zielt darauf ab, einen Ort der Erinnerung für die BVB-Geschichte zu sein und sozial-diakonische Projekte umzusetzen.[16] Die bestehende Fanpastoral „Coming Home 09 wird in der neuen Gründerkirche vollständig integriert werden.[17]
Laut Informationen des Pastoralverbundes Dortmund-Nordstadt-Ost[18] war die Bevölkerung im Hoeschviertel im Umfeld der Westfalenhütte um 1900 auf 13.207 Menschen angewachsen, darunter viele katholische Zuwanderer aus Hessen, Schlesien, Posen, West- und Ostpreußen, dem Rheinland und anderen Teilen Westfalens. Die Kirche ist als Filialgemeinde von St. Joseph entstanden und wurde erst nach Vollendung des Kirchenbaus zur eigenen Pfarrei. 1900 wurde der Bau im Stil einer romanischen Basilika mit kreuzförmigem Grundriss und Doppelturm an der Straße vollendet. Architekt war Johannes Franziskus Klomp. 1903 errichtete die Gemeinde das Vincenz-Waisenhaus, 1908 ein Vereinshaus.
Sport in und um die Dreifaltigkeitsgemeinde
Die Jünglingssodalen der Dreifaltigkeitsgemeinde begannen 1906 mit Faustball und Tamborinspiel und erweiterten ihr Programm 1907 um Turnen und Leichtathletik. Sie trainierten auf der „Weißen Wiese“, die von der Stadt Dortmund als Ballspielplatz mit Laufbahn und Sprunggrube ausgebaut wurde. Ebenfalls im Jahr 1906 begannen sie auch Fußball zu spielen, obwohl dies nicht allgemein akzeptiert war. Alle Abteilungen konnten bis zum Ersten Weltkrieg große Erfolge verbuchen, insbesondere die Turnabteilung. Neu hinzugekommen sind in der Zeit noch das Wandern und ein Trommlerkorps. Während den Kriegsjahren 1914–1918 wurde der Sport eingeschränkt fortgeführt, wobei viele Sportler Opfer des Krieges wurden. Nach den Kriegsjahren reorganisierten Kaplan Schwethelm und Lehrer Lerch die Sportarten der Gemeinde.[19]
Im Zuge einer Dortmunder Bewegung zur Gründung ordentlicher Sportvereine in allen Gemeinden wurde 1920 der Sportverein DJK UNITAS gegründet. Der Straßenlauf „Rund um die Dreifaltigkeitstürme“ war besonders bekannt. 1924 löste sich die UNITAS Fußballmannschaft trotz einiger Erfolgen auf, denn das Schlagballspiel erfreute sich in diesen Jahren größerer Beliebtheit. 1929 zählte die DJK 320 Mitglieder, wovon die meisten von ihnen in der Handballabteilung spielten. Neben dem Sport stand besonders die Geselligkeit im Vordergrund, mit dem alljährliche Stiftungsfest im Piushaus als Höhepunkt. Die Nationalsozialisten überführten die DJK-Vereine 1934 in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen. 1935 folgte im Zuge der „Gleichschaltung“ das Verbot und die Auflösung. Die älteren Mitglieder zogen sich aus dem Sport zurück, während die jüngeren sich dem BVB 09 oder der Sportgemeinschaft HOESCH anschlossen. Am 20. Februar 1947 wurde die DJK wiedergegründet. Bei der Gründung waren Vertreter der DJK ARMINIA und der DJK SAXONIA beteiligt und einigten sich gemeinsam auf den Namen DJK UNITAS. Folgende Sportarten wurden gepflegt: Fußball, Handball, Leichtathletik, Tischtennis und Turnen.[7]
Das kirchliche Vereinsleben in der Dreifaltigkeitsgemeinde
Nach der Fertigstellung der Kirche und des Pfarrhauses wurde das Piushaus als Vereinshaus für die Dreifaltigkeitsgemeinde errichtet. Der Gedanke dahinter war, den zugezogenen Menschen in den katholischen Vereinen eine Heimat zu geben und sowohl Arbeiter als auch Jugendliche in das kirchliche Leben zu integrieren. So hatten die kirchlichen Vereine für die neu zugezogenen eine bedeutende und gemeinschaftsbildende Rolle. Der Barromäusverein, der am 1. Januar 1901 gegründet wurde, zählte mit Gründung bereits 30 Mitglieder. Der Verein sorgte für Bücher, wandte sich gegen „minderwertiges Schrifttum“ und verbreitete die christliche Soziallehre. Ebenfalls im Januar gründete sich der katholische Männerverein Konstantina, der versuchte die unterschiedlichen sozialen Schichten in die Gemeinde zu integrieren. Im Juni 1901 gründete sich der Mutterverein, in dessen Rahmen sich einmal im Monat über 100 Frauen und Mütter trafen. Diese leisteten praktische Hilfe (Caritas). Im November 1901 wurde die Marianische Jungfrauenkongregation gegründet, in die im Dezember bereits 45 Mädchen aufgenommen wurden. Die Kongregation beschäftigte sich vor allem mit religiöser Arbeit, dem angestrebten Ideal des marianischen Lebens und die erwachsende Mütterlichkeit. Als Pendant entstand die Marianische Jünglingssodalität für die Jungen der Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit. Aufgrund der hohen Zahlen von Gemeindemitgliedern aus dem polnischen Sprachbereich wurden 1908 drei polnische Arbeitervereine und die Rosenkranzbruderschaft gegründet. Um den vielfältigen Treffen und Veranstaltungen einen Raum zu geben, wurde 1908 das Piushaus als Vereinshaus eingeweiht.[20]
Die Marianische Jünglingssodalität
Die Marianische Jünglingssodalität in der Dreifaltigkeitsgemeinde wurde Ende November 1901 gegründet und bestand aus drei Abteilungen: 14- bis 17-Jährige, 17- bis 20-Jährige und über 20-Jährige. Hauptaufgabe war die Gemeinschaft und Anleitung der Jugend zu einem christlichen Leben und die Bewahrung vor religiösen und sittlichen Gefahren. Um dieses Ziel zu erreichen, legte man großen Wert auf die sonn- und feiertäglichen Messebesuche mit dem regelmäßigen Empfangen der Sakramente, die Pflege der Geselligkeit und die Förderung der gewerblichen und allgemeinen Bildung.
In Bezug auf das Gemeinschaftsgefühl standen Sport, Musik und Theater im Vordergrund. Die sportlichen Aktivitäten der Sodalen wurden 1906 aufgenommen und umfassen zunächst Faustball und das Tamborinspiel, ein Jahr später dann auch Turnen und Leichtathletik. Zum Programm gehörten auch regelmäßige Treffen im Piushaus, für die Glaubenserziehung und das Gemeinschaftsgefühl. Für die seelsorgerische Begleitung der Sodalen war ein Kaplan zuständig. 1906 übernahm Hubert Dewald das Amt des Kaplans in der Hl. Dreifaltigkeit und begleitete die Sodalen. Unter Dewald lernten die jungen Männer besonders das katholische allumfassende Menschenbild kennen, wobei Solidarität und Nächstenliebe wichtige Schlagworte waren. Im Fokus stand die Erziehung zu Christen und Bürgern, die in Ausbildung, Beruf, Familie und Kirche ihre Talente und Fähigkeiten miteinbrachten und sich dabei für Gerechtigkeit und Frieden einsetzten. Fleiß, Strebsamkeit und Ritterlichkeit waren die Tugenden der damaligen Gesellschaft und wurden schon in der Jünglingssodalität praktiziert. Die Schutzpatronin der Jünglingssodalität war Maria, die Marienfrömmigkeit wurde z. B. an Mariä Himmelfahrt deutlich, wo sich die Sodalen zu einer gemeinsamen Messe und anschließenden Versammlung trafen. Darüber hinaus verehrten die Sodalen den Heiligen Aloisius von Gonzaga, der sich auch auf der Monstranz der Dreifaltigkeitskirche wiederfinden lässt.[21]
Bei den leichtathletischen Körperertüchtigungen trugen die Sodalen der Dreifaltigkeitsgemeinde blau-weiß gestreifte Hemden, die über einen Schnürkragen verfügten, dazu schwarze Hosen und Stutzen. Über dem Trikot trugen sie eine diagonal über den Körper gehende rote Schärpe. Vermutlich wurden die Farben blau und weiß aufgrund der Verbindung zur Schutzpatronin der Marianischen Jünglingssodalität gewählt. Maria wird in der Kunst oftmals mit blauem Mantel dargestellt und zugleich ist Blau die Farbe des Himmels aber auch der Herrscher, weshalb die Farbe blau in diesem Zusammenhang auf die überirdische Bedeutung Marias als Mutter Jesus hindeuten kann. Weiter steht Weiß für die Reinheit und Unbeflecktheit Marias. Mit der roten Schärpe bekundeten die Sodalen ihre Solidarität zur Arbeiterbewegung.[21]
Die Verbindung zum BVB
Gründung von Borussia Dortmund
Die Gründung von Borussia Dortmund im Jahr 1909 ist eng mit der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde am Borsigplatz in Dortmund verbunden. 1906 brachte Reinhold Richter einen englischen Lederball zum Borsigplatz, was das Fußballfieber unter den Mitgliedern der Jünglingssodalität der Dreifaltigkeitsgemeinde entfachte.[22] Der für die Jugendarbeit zuständige Kaplan Hubert Dewald stand dem neuen Sport jedoch kritisch gegenüber. Der Kaplan wetterte gegen den Proletensport und die „Fußlümmelei“.[23] Um die Sodalen vom Fußballspielen abzuhalten, ergriff Dewald verschiedene Maßnahmen. So soll er Beispielswiese beauftragt haben, die Torpfosten auf der „Weißen Wiese“, dem Spielfeld der Jugendlichen, abzusägen.[24]
Der Konflikt eskalierte am vierten Adventssonntag, dem 19. Dezember 1909. Kaplan Dewald kündigte von der Kanzel eine verpflichtende sonntägliche Nachmittagsandacht an, was bei den jungen Männern auf großen Widerstand stieß, weil sich die Jugendlichen immer Sonntagnachmittag zum Fußballspielen trafen.[23] Als Reaktion darauf trafen sich etwa 40 Mitglieder der Jünglingssodalität in der Gaststätte „Zum Wildschütz“, um einen eigenen Verein zu gründen.[22] Franz Jacobi, späterer Sprecher und Vizepräsident des BVB sagte: „Seit 1902 bin ich Mitglied der Dreifaltigkeits-Jugend, seit 1906 spielen wir Fußball auf der “Weißen Wiese. Wir Fußballer werden seit 1906 systematisch von unserer Kirche bekämpft und diffamiert. Da können wir nicht länger hinnehmen. Die Vereinsgründung ist zwingend.“[22]
Kaplan Dewald erfuhr von dem Vorhaben und versuchte, die Versammlung im Spiegelsaal der Gaststätte zu verhindern. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen, Handgreiflichkeiten und Dewald wurde der Zutritt verwehrt. Allerdings sorgte der Auftritt Dewalds dafür, dass über 20 Sodalen den Raum verließen. Trotz Dewalds Intervention gründeten die 18 verbleibenden jungen Männer unter der Führung von Franz Jacobi noch am selben Abend den „Ballspielverein Borussia 09 Dortmund“.[22] Für die jungen Sodalen, die nun dem BVB angehörten, war es am Anfang nicht einfach, sich der Autorität Dewalds zu widersetzen, denn der Respekt vor der Kirche war groß. Die „Gemeindespalter“ wurden im Heiligabendgottesdienst, nur wenige Tage nach der Vereinsgründung, aus der Jünglingssodalität geworfen. Daraufhin verließen einige die Borussia wieder.[23]
Bedeutung für den Verein im Laufe der Jahre
Trotz der konfliktreichen Gründung des BVBs zwischen den Jünglingssodalen und der Kirchengemeinde, war es der Wusch der Gründer eng mit der Kirche verbunden zu bleiben. Das zeigt sich auch darin, dass z. B. Franz Jacobi, Mitgründer des BVBs, trotz des Konflikts in der Kirche heiratete und seine Kinder dort taufen ließ.[25] Allerdings gab es einige benachbarte Vereine, die in den Westdeutschen Spielbund nicht aufgenommen wurden und sich deshalb dem BVB anschlossen. Dadurch änderten sich aber auch die Mitgliederstruktur, was zu einer Entfernung von den katholischen Wurzeln des Vereins führte. Als klares Zeichen der Entfernung lässt sich die Farbänderung der Trikots festhalten, denn das ursprüngliche blau-weiß mit roter Schärpe der Dreifaltigkeitsgemeinde verloren an Bedeutung. August Busse erklärte den Antrag auf Änderung der Vereinsfarben folgendermaßen: „Mittlerweile hat sich die Situation grundlegend geändert. Borussia Dortmund ist kein Katholikenverein mehr, sondern hat jetzt mehrheitlich evangelische Mitglieder. Ich beantrage deshalb neue Vereinsfarben. Mein Vorschlag lautet gelb-schwarz. Gelbes Trikot, schwarze Hose“.[26]
Trotz der entstandenen Distanz und Entfremdung kam und kommt der BVB zu Pokal- und Meisterfeiern immer zum Borsigplatz zurück und wird an seiner Gründungsstätte begeistert empfangen. Zum 75-jährigen Bestehen der Dreifaltigkeitskirche fand ein Versöhnungsspiel zwischen der Kirchengemeinde und Borussia Dortmund statt. Im Hoeschpark traten die damaligen Priester, Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandsmitglieder gegen die BVB-Traditionsmannschaft an. Im Volksmund heißt es, dass die Kirche den BVB habe gewinnen lassen.[27]
Im August 2008 trafen sich interessierte Gemeindemitglieder, BVB-Experten und Seelsorger und überlegten gemeinsam, wie das 100-jährige Jubiläum des BVBs auch für den Stadtteil Früchte tragen konnte. Zusammen mit vielen Engagierten wurde eine Dauerausstellung unter dem Titel „Kirche, Fußball, Gottvertrauen“ im sakralen Raum der Dreifaltigkeitskirche geschaffen. Alle Veranstaltungen und Ereignisse rund um das Jubiläumsjahr von Borussia Dortmund wurden auch durch die Geschichte der Dreifaltigkeitskirche geprägt. Somit wurde die Verbundenheit und Tradition des Fußballvereins zu seinem Gründungsort deutlich gemachten. Am 19. Dezember 2008 wurde das Jubiläumsjahr durch einen ökumenischen Festgottesdienst eingeläutet, bei dem auch die Dauerausstellung eröffnet und die Jubiläumsfahne gesegnet wurde. Im Anschluss nahmen Kirchenvertreter an der Eröffnung des Borusseums teil. Höhepunkte im Jubiläumsjahr 2009 waren unter anderem das Hoeschpark- und Oesterholzstraßenfest, der schwarzgelbe Martinsumzug und die Nikolausfeier, bei der Ulla Klopp gemeinsam mit Josef Schneck, den Kindern Nikolausgeschichten erzählte. Auch Jürgen Klopp ließ es sich nicht nehmen zur Nikolausfeier zu kommen. Zum Abschluss des Jahres fand wieder ein ökumenischer Gottesdienst am 19. Dezember 1909 statt, bei dem die Gemeinde ein Bronzekreuz an den Verein übergab, welches nun im Eingang des Borusseums seinen Platz gefunden hat. Der ehemalige Präsident Dr. Reinhard Rauball und Vikar Ansbert Junk mauerten als Zeichen der Erinnerung an das Jubiläumsjahr Dokumente und weitere Utensilien in eine Stele im Kirchenschiff ein.[27]
Auch heute noch hat der BVB eine enge Verbindung zur Kirche Hl. Dreifaltigkeit. Zum Geburtstag und zur Saisoneröffnung finden jährlich schwarzgelbe ökumenische Gottesdienste statt. Besonders deutlich wird die Verbindung zudem in dem Projekt „BVB-Gründerkirche - Glaube, Liebe, Fußball“ in dem Borussia Dortmund zusammen mit dem Erzbistum Paderborn seit 2020 die Sanierung der Kirche vorantreiben. Federführend war dabei der BVB-Mitarbeiter Olaf Suplicki, der im März 2024 überraschend verstarb. Gemeinsam wurde und wird ein Ideengerüst für die bauliche Sanierung und die inhaltliche Nutzung der Kirche geschaffen. Mit dem Projekt möchte der BVB „[…] ein Stück Erinnerung aufrechterhalten. Menschen zusammenführen, ein Ort der Besinnung, des Friedens, des Beruhigens“ schaffen, so BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer.[28]
Leitende Geistliche
| Zeitraum | Funktion | Name |
|---|---|---|
| 1900–1904 | Rektor | Klemens Cloidt |
| 1904–1919 | Pfarrer | Klemens Cloidt |
| 1919–1953 | Pfarrer | Theodor Lepper |
| 1953–1979 | Pfarrer | Aloys Niedermeier |
| 1979–1988 | Pfarrer | Ludger Wachtmeister |
| 1988 | Pfarrverwalter | Egbert Plich |
| 1988/89 | Pfarradministrator | Joachim Nowak |
| 1989–1991 | Pfarrer | Joachim Nowak |
| 1991–2004 | Pfarrer | Gottfried Marx |
| 2004–2007 | Pfarrverwalter/Leiter des Pastoralverbundes | Hermann Daniel |
| 2007–2012 | Pfarrer/Leiter des Pastoralverbundes | Jörg Haselhorst |
| seit Juli 2012 | Pfarrer/Leiter des Pastoralverbundes | Ansgar Schocke |
Literatur
- Dietrich Schulze-Marmeling: Der Ruhm, der Traum und das Geld: Die Geschichte von Borussia Dortmund. Die Werkstatt, Göttingen 2005, ISBN 3-89533-480-4.
- Paul Montag, Elisabeth Tillmann, Brigitte Spieker, Dieter Höltershinken (Hrsg.): Die katholische Kirche in Dortmund. Ihre Geschichte und Pfarrgemeinden. Paderborn 2006, ISBN 3-89710-365-6.
- Ingo Grabowsky, Peter Kroos, Richard Schmalöer (Hrsg.): Kirchen der Nachkriegszeit. Boomjahre sakraler Baukunst in Dortmund. Ardey-Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-87023-338-9.
Weblinks
- Seite des Pastoralverbundes
- Link zu einem Entwurf des Bauwerks von 1897/1898
- Beschreibung aller Standorte auf dieser Themenroute als Teil der Route der Industriekultur
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Die Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz | Wir in Dortmund. 17. August 2017, abgerufen am 2. Januar 2025.
- ↑ Dietrich Schulze-Marmeling, Der Ruhm, der Traum und das Geld: Die Geschichte von Borussia Dortmund, S. 24
- ↑ a b Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit., Dortmund 2020, S. 25.
- ↑ Die Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz | Wir in Dortmund. 17. August 2017, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 27.
- ↑ a b Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 68.
- ↑ a b Karsten Haug: Alles hat seinen ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 64.
- ↑ Kirchen der Nachkriegszeit: Boomjahre sakraler Baukunst in Dortmund. Ardey-Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-87023-338-9, S. 95 f.
- ↑ Gemeindechronik der Dreifaltigkeitsgemeinde
- ↑ Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 70 f.
- ↑ a b Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 72.
- ↑ Fanpastoral „Coming Home 09“ blickt wieder nach vorne | Wir in Dortmund. 5. Oktober 2020, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Erzbistum Paderborn und BVB setzen sich für „BVB-Gründerkirche“ ein. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Radio 91.2: Dortmund bekommt BVB-Kirche. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Bauen. In: BVB-Gründerkirche. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Erzbistum Paderborn und BVB setzen sich für „BVB-Gründerkirche“ ein. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ BVB-Gründerkirche: Erzbistum und BVB starten visionäres Partnerprojekt | Wir in Dortmund. 15. Mai 2024, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Website des Pastoralverbundes, siehe die Unterseite „Geschichte“
- ↑ Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 64.
- ↑ Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 33 ff.
- ↑ a b Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 38 ff.
- ↑ a b c d 1909 - Die Gründerjahre. Abgerufen am 16. September 2025.
- ↑ a b c Franz Jacobi erzürnt sich mit seinem Kaplan – und gründete Borussia Dortmund. Abgerufen am 16. September 2025.
- ↑ Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 45.
- ↑ Vor 100 Jahren gründete Kirchengemeinde Borussia Dortmund. 19. Dezember 2009, abgerufen am 16. September 2025.
- ↑ Kirche und Leben, Münster Germany: Kaplan wetterte einst gegen Fußball – jetzt kooperieren BVB und Kirche. 14. Juni 2024, abgerufen am 16. September 2025.
- ↑ a b Karsten Haug: Alles hat seinen Ursprung. Auch der BVB. 2. Auflage. Katholische Kirchengemeinde Hl. Dreifaltigkeit, Dortmund 2020, S. 74 ff.
- ↑ Erzbistum Paderborn und BVB setzen sich für „BVB-Gründerkirche“ ein. Abgerufen am 16. September 2025.
Koordinaten: 51° 31′ 34,2″ N, 7° 29′ 5,5″ O
