Doris Bergen

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Doris Bergen
Geboren 19. Oktober 1960

Saskatoon, Saskatchewan, Kanada

Ausbildung B.A., 1982, Universität von Saskatchewan

M.A., Moderne Europäische Geschichte, 1984, Universität von Alberta PhD., University of North Carolina at Chapel Hill

Doktorarbeit One Reich, one people, one church: the German Christian movement and the People's Church, 1932–1945 (1995)
Akademischer Berater Gerhard Weinberg
Hauptinteressensgebiete Religion, Geschlecht und Ethnizität im Holocaust

Doris Leanna Bergen (* 19. Oktober 1960)[1] ist eine kanadische Holocaustforscherin und Hochschullehrerin. Sie ist Kanzlerin-Rose-und-Ray-Wolfe-Professorin für Holocaust-Studien an der University of Toronto und hat damit die einzige kanadische Stiftungsprofessur zur Geschichte des Holocaust inne. Bergen ist auch Mitglied des akademischen Beirats des Center for Advanced Holocaust Studies am United States Holocaust Memorial Museum. Sie wurde 2018 zum Mitglied der Royal Society Kanadas gewählt.

Frühes Leben und Ausbildung

Bergen ist deutscher und ukrainischer Abstammung und wuchs als Mennonitin in Saskatchewan auf.[2] Während ihre Eltern Anfang der 1920er Jahre aus der Ukraine flohen, hatte Bergen Verwandte in Europa, die den Holocaust miterlebt hatten.[3] Nachdem sie ihren Bachelor of Arts an der University of Saskatchewan erworben hatte, studierte Bergen an der University of Alberta und der University of North Carolina at Chapel Hill.[4] Während sie in North Carolina ihre Doktorarbeit schrieb, studierte Bergen unter der Leitung von Gerhard Weinberg, einem Professor mit Schwerpunkt auf dem Zweiten Weltkrieg.[5]

Karriere

Bergen begann ihre akademische Karriere 1991 an der University of Vermont[3]. Während ihrer Lehrtätigkeit dort[6], war Bergen auch Gastdozentin an den Universitäten Warschau, Tuzla und Pristina.[7] 1996 wurde Bergen an der University of Notre Dame im Fachbereich Geschichte eingestellt. Sie spezialisierte sich auf deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkt auf der NS-Zeit und dem Holocaust sowie auf europäischer Frauengeschichte.[4] Während dieser Zeit veröffentlichte Bergen „Twisted cross: the German Christian movement in the Third Reich“ (Verdrehtes Kreuz: die Deutschen Christen im Dritten Reich), das sich auf die Reaktion der protestantischen Kirche auf den Nationalsozialismus konzentrierte.[8]

Ein Jahr später, 1997, erhielt Bergen ein Stipendium für Archivforschung am United States Holocaust Memorial Museum.[9] Im Jahr 1999 war Bergen ein sog. Fellow am Institut des Holocausts und jüdischer Zivilisation an der Northwestern University in Illinois.[10] Später stellte Bergen fest, dass ihr Interesse an Holocaust-Studien aus ihrer persönlichen Verbindung zu mennonitischen Gemeinschaften erwuchs. Bergen konzentrierte sich auf die Geschichte der Juden während des Holocausts, interessierte sich aber auch für die oft vergessenen Opfergruppen des Holocausts, wie Behinderte, Roma, sowjetische Kriegsgefangene und polnische Zivilisten.[11] Nach ihrer Rückkehr nach Notre Dame veröffentlichte Bergen im Jahr 2003 das Buch „War and Genocide: A Concise History of the Holocaust“ („Krieg und Völkermord: Eine kompakte Geschichte des Holocausts“). In diesem Buch wurden die unterschiedlichen Gewalterfahrungen der verschiedenen Gruppen von Tätern, Opfern und anderen Beteiligten während des Holocausts analysiert.[12] Später gab sie ein Buch über Militärseelsorger heraus, das von der University of Notre Dame Press veröffentlicht wurde.[4] Im Jahr 2006, bevor sie sich beurlauben ließ, wurde Bergen zur Vorsitzenden des Universitätsausschusses für weibliche Lehrkräfte und Studierende gewählt.[13] Im Jahr 2007 wurde Bergen zum ordentlichen Professor an der Universität of Toronto ernannt.[14] Außerdem löste sie Michael Marrus als Rose-Kanzlerin und Ray-Wolfe-Professorin der Holocaust-Studien an der Universität von Toronto ab. Dies ist der einzige Stiftungslehrstuhl in Kanada für die Geschichte des Holocaust.[15] Im folgenden Jahr wurde sie mit dem Distinguished Service Award der Graduate History Society ausgezeichnet.[16] Nach dem Studienjahr 2009/10 wurde Bergen zum Senior Fellow am Massey College in Toronto gewählt.[17]

Im Jahr 2012 wurde Bergen mit dem Ludwik and Estelle Jus Memorial Human Rights Prize der University of Toronto ausgezeichnet[18] und zum Mitglied des Academic Advisory Committee des Center for Advanced Holocaust Studies am United States Holocaust Memorial Museum ernannt.[19] In dieser Funktion wurde sie auch von Jason Kenney als Mitglied des Beirats der Internationalen Task Force für Holocaust-Erziehung, -Erinnerung und -Forschung ausgewählt.[20] Zwei Jahre später, im Jahr 2014, wurde Bergen in das Designteam des National Holocaust Monuments berufen.[21] Dieses Denkmal in Ottawa wurde mit dem American Institute of Architects New York Design Award 2018 ausgezeichnet.[22]

Im Jahr 2015 wurde Bergen als Finaljurorin für den Laura Shannon Prize ausgewählt.[23] Zwei Jahre später arbeitete Bergen zusammen mit dem Fotografen Edward Burtynsky an Chai, einem Buch mit Bildern von verschiedenen Holocaust-Stätten in Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik, Polen, Litauen und Ungarn.[24] Im Anschluss daran wurde Bergen als einer von elf Professoren der U of T in die Royal Society of Canada[25] gewählt und war Mitglied des Policy Committee der U of T für 2018/19.[26] Außerdem ist sie Mitglied des redaktionellen Beirats für Genocide Studies International der University of Toronto Press.[27]

Ausgewählte Publikationen

  • Women, Gender, and the Church Struggle: The German Christian Movement's Quest for a Manly Church (1992).[28]
  • Twisted Cross: The German Christian Movement in the Third Reich (University of North Carolina Press, 1996).
  • The Sword of the Lord: Military Chaplains from the First to the Twenty-First Centuries (University of Notre Dame Press, 2004).
  • (Hrsg.): From Generation to Generation (Lessons and Legacies v. 8) (Northwestern University Press, 2008).
  • The Holocaust: A New History (History Press Ltd, 2009).
  • Alltag im Holocaust: Jüdisches Leben im Großdeutschen Reich 1941–1945 (Oldenbourg Wissenschaftsverlag: 2013).
  • War and Genocide: A Concise History of the Holocaust (Rowman & Littlefield Publishers, 2016).
  • Between God and Hitler: Military Chaplains in Nazi Germany (Cambridge University Press, 2023).

Einzelnachweise

  1. Bergen, Doris L. In: id.loc.gov. Abgerufen am 6. August 2020 (englisch).
  2. Charles Lewis: German military chaplains caught between word of God and horror of man, National Post, 6. November 2011. Abgerufen am 8. August 2019 (englisch). 
  3. a b Holocaust Scholarship: Personal Trajectories and Professional Interpretations. Palgrave Macmillan, 2015, ISBN 978-1-137-51419-6 (englisch).
  4. a b c Shannon Chapla: Historian Bergen edits new book on military chaplains. In: news.nd.edu. 14. April 2004, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
  5. Kalamazoo College Lecture Will Focus on the Holocaust. In: kzoo.edu. 26. März 2015, abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  6. Out of the Limelight or In': Raul Hilberg and the Future of Holocaust Studies. In: list.uvm.edu. 14. November 2016, abgerufen am 9. August 2019 (englisch): „she held positions at the University of Notre Dame and the University of Vermont (1991–1996)“
  7. Overexposed and Underexposed: The Many Faces of the Lodz Ghetto. In: lodzghetto.ago.net. Abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  8. Gerhard Besier: Reviewed Work: Twisted Cross. The German Christian Movement in the Third Reich by Doris L. Bergen. In: Historische Zeitschrift. 268. Jahrgang, Nr. 1, 1999, S. 249–251, JSTOR:27632542 (englisch).
  9. Doris Bergen. In: ushmm.org. Abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  10. Fellows of the Institute on the Holocaust and Jewish Civilization – Northwestern University, 1999. In: hef.northwestern.edu. Abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  11. Scholars uncover hidden stories of the Holocaust. In: canadianmennonite.org. 20. März 2018, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  12. Francesina R. Jackson: A Review of "War and Genocide: A Concise History of the Holocaust". In: Multicultural Perspectives. 12. Jahrgang, Nr. 4, 2010, S. 235–236, doi:10.1080/15210960.2010.527595 (englisch).
  13. Notre Dame Report. In: archives.nd.edu. 3. Februar 2006, S. 292, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
  14. VANCOUVER HOLOCAUST EDUCATION CENTRE. In: vhec.org. 2009, S. 11, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  15. Nancy King: Holocaust education as relevant as ever, says speaker, Cape Breton Post, 16. November 2017. Abgerufen am 9. August 2019 (englisch). 
  16. Graduate History Society. In: history.utoronto.ca. 14. Juli 2016, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  17. Massey News. In: creativeism.com. S. 15, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
  18. Awards OF EXCELLENCE. In: my.alumni.utoronto.ca. 2012, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  19. CENTER FOR ADVANCED HOLOCAUST STUDIES. In: migs.concordia.ca. Abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  20. Minister Kenney Announces Advisory Council Members for International Task Force on Holocaust Education, Remembrance and Research. In: cija.ca. 23. Mai 2012, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
  21. National Holocaust Monument design team announced. In: cbc.ca. 12. Mai 2014, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
  22. Holocaust memorial, Daniels projects win NY Design awards. In: canada.constructconnect.com. 16. Februar 2018, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  23. Monica Caro: Nanovic Institute awards $10,000 Laura Shannon Prize to 'The Sleepwalkers'. In: news.nd.edu. 26. Februar 2015, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
  24. Christopher Guly: Master photographer Edward Burtynsky: Son of survivors. In: ukrweekly.com. The Ukraine Weekly, 23. Februar 2018, abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  25. Mary Gooderham: Eleven U of T scholars named fellows of prestigious national academy. In: utoronto.ca. 11. September 2018, abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  26. Faculty Committees 2018–2019. In: history.utoronto.ca. 14. Juli 2016, abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  27. Editorial Advisory Board. In: utpjournals.press. Abgerufen am 9. August 2019 (englisch).
  28. Bergen, Doris L. In: worldcat.org. Abgerufen am 9. August 2019 (englisch).