Dorian Feigenbaum

Dorian Feigenbaum (auch Isidor Feigenbaum) (* 20. Juni 1887 in Lemberg/Österreich-Ungarn (heute Lwiw/Ukraine); † 2. Januar 1937 in New York City[1][2]) war ein österreichisch-US-amerikanischer Arzt, Psychiater und Psychoanalytiker.

Leben

Isidor Feigenbaum wurde als Sohn des Menachem Mendel Feigenbaum (* 1855) aus Bolechow bei Dolina (Ukraine) und der Luiza geborene Brendel (* 1851) aus Lemberg geboren. Er studierte Medizin an der Universität Wien und wurde dort am 23. Oktober 1914 promoviert.[3][4] Während des Studiums hospitierte er in München bei Emil Kraepelin. Feigenbaum nahm am Ersten Weltkrieg in der k.k. Armee teil. 1917 wurde er Landsturm-Oberarzt. Während des Krieges änderte er seinen Vornamen von Isidor auf Dorian. Nach dem Krieg kehrte er nach Wien zurück. Er war befreundet mit Sigmund Freud.[5] Er stellte in dieser Zeit, gemeinsam mit Paul Federn und Otto Gross, eine Artikelserie mit dem Titel „Vaterlose Gesellschaft“ zusammen. 1919 ging er in die Schweiz und arbeitete dort als Psychiater.

Es folgte die Auswanderung nach Palästina. In Jerusalem wurde Feigenbaum Leiter der psychiatrischen Anstalt Ezrat Nashim, die 1895 von der gleichnamigen wohltätigen Frauenvereinigung für psychisch Kranke gegründet worden war. In Jerusalem rief er eine an Psychoanalyse interessierte Gruppe ins Leben, zu der auch Margarete Obernik-Reiner gehörte. Auch war er psychiatrischer Berater der Regierung Palästinas.[6]

1924 emigrierte Feigenbaum in die USA und wurde Dozent an der Columbia University in New York City. Auch hielt er Vorlesungen am New York Psychoanalytic Institute. 1931 gab er dort einen Vortrag zu Ehren des 75. Geburtstags von Sigmund Freud. 1932 begründete er, gemeinsam mit Frankwood E. Williams, die heute noch in den USA erscheinende Zeitschrift The Psychoanalytik Quarterly und wurde deren Herausgeber.[7] 1934 weilte Feigenbaum auf dem 13. Kongress der Psychoanalyse in Luzern.[8] Die New York Times bezeichnete Feigenbaum als „Spezialisten für Paranoia“. Die austroamerikanische Psychoanalytikerin Helene Deutsch gehörte zu Feigenbaums Freundeskreis.[9]

Familie

1927 ehelichte Feigenbaum Yaffa Tirza aus Ciechanow in Polen. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Sohn Daniel und Tochter Lou Esther.[10] Sein Bruder Leopold Aryeh Feigenbaum (1885–1981) studierte ebenfalls Medizin in Wien und wurde später Arzt für Augenheilkunde in Palästina. Er war Chefarzt der augenheilkundlichen Abteilung der Hadassah-Klinik in Jerusalem[11] und wurde 1953 für den Nobelpreis für Medizin nominiert.[12] Er gehörte ebenfalls der an Psychoanalyse interessierten Gruppe in Jerusalem an.[13]

Veröffentlichungen

  • 1917: Ein Beitrag zur Kenntnis der Rückenmarksblutung bei Skorbut
  • mit Paul Federn und Otto Gross (1919): Vaterlose Gesellschaft
  • 1928: Psychoanalytische Probleme der Kindheit. In: Wiener Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik
  • 1929: Freud’s "Zukunft einer Illusion". In: The Psychoanalytic Review. Bd. 16, 55 (online)
  • 1937: Depersonalization as a Defense Mechanism. In: The Psychoanalytic Quarterly. Band 6, (1), S. 4–11. (online)

Literatur

  • The Psychoanalytic Quarterly: In memoriam Dorian Feigenbaum M.D. (online)
  • Helene Deutsch: Absence of Grief. (In fulfilling the wish of my beloved friend, Dorian Feigenbaum.) In: The Psychoanalytic Quarterly. Band 6, (1), S. 12–22 [In: The Psychoanalytic Quarterly. Band 6, (1), S. 4–11 (online)

Einzelnachweise

  1. Dr. Feigenbaum Dead. In: The New York Times. 3. Januar 1937, S. 8 (englisch, online).
  2. Dorian Feigenbaum, 2 Jan 1937; (Death, Manhattan, New York City, New York, United States, New York Municipal Archives, New York; FHL microfilm 2,079,740).
  3. UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0150, Feigenbaum Isidor (Rigorosum Datum: 5.8.1914).
  4. UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-073, Feigenbaum Isidor (Promotion Datum 23.10.1914).
  5. Library of Congress: Manuskript: Sigmund Freud Papers: General Correspondence, 1871–1996; Feigenbaum, Dorian 1920 (online)
  6. The Psychoanalytic Quarterly: In memoriam Dorian Feigenbaum M.D. (online)
  7. Walter Mentzel: Feigenbaum, Dorian. Psychiater und Psychoanalytiker. Wien–Jerusalem–New York. Van Swieten Blog der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40517 (13.02.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 0213 (online)
  8. 13. Kongress der Psychoanalyse in Luzern 1934 (online)
  9. Helene Deutsch: Absence of Grief. (In fulfilling the wish of my beloved friend, Dorian Feigenbaum.) In: The Psychoanalytic Quarterly. Volume 6, (1), 12–22 [In: The Psychoanalytic Quarterly. Band 6, (1), S. 4–11 (online)
  10. Newspapers by ancestry: Obituary for Dorian Feigenbaum (online)
  11. Encyclopedia.com: Feigenbaum, Aryeh (online)
  12. The Nobel Prize Nomination (1953) (online)
  13. Brigitte Nölleke: Geschichte der Psychoanalyse in Israel: Anfänge in den 1920er Jahren. In: psychoanalytikerinnen.de. Abgerufen am 4. August 2025.