Dorfkirche Steffenshagen (Pritzwalk)
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Die denkmalgeschützte Dorfkirche in Steffenshagen (Pritzwalk) ist ein Saalbau, dessen Kern aus dem 14. Jahrhundert stammt. Die Feldsteinkirche erlebte mehrere Brände und ist geprägt durch den eklektizistischen Wiederaufbau von 1920 bis 1922 nach Entwurf des Berliner Architekten Curt Steinberg. Im Inneren ist die Kirche mit Rankenmalerei von Robert Sandfort ausgeschmückt. Sowohl die Orgel (Alexander Schuke, 1921) als auch die Turmuhr (J. F. Weule, 1921) sind eigene denkmalgeschützte Teilobjekte.
Die evangelische Gemeinde gehört zur Gesamtkirchengemeinde Region Pritzwalk des Kirchenkreises Prignitz, Sprengel Potsdam der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Lage
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Die Kirche steht an der Dorfstraße in der Mitte des Dorfes Steffenshagen, auf der westlichen Seite der Fahrbahn.[1]
Auf der Nordseite befindet sich ein Gefallenendenkmal mit Widmungen für beide Weltkriege, wobei der Stein für die Opfer des Zweiten Weltkriegs jüngeren Ursprungs ist als der Rest.
Dahinter erinnert eine in Gedenken an den 100. Todestag der preußischen Königin Luise gepflanzte Linde an sie. Der anstehende Widmungsstein trägt die Inschrift: „Luisen-Linde 1810–1910“.
Geschichte
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Während die erste schriftliche Erwähnung des Ortes als Steuinshagin bereits auf das Jahr 1325 datiert,[2] ist die Kirche frühestens 1435 zum ersten Mal bezeugt.[3]
Der Bau des Gebäudes liegt dennoch wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts[4][5] bis ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts,[1][6] relativ sicher aber grundsätzlich spätestens im 14. Jahrhundert.[7][8][9]
Ein Brand infolge eines Blitzschlags 1859 beschädigte die Kirche merklich. Im Jahr 1860 wurde sie wieder aufgebaut. Dabei entschied sich die Kirchengemeinde für eine Vergrößerung der Fenster und ließ sie im Stil der Neuromanik gestalten.[4] Dagegen wurden die früheren Eingänge zugesetzt und der Zugang nun durch einen südöstlichen Anbau ermöglicht. Über einer flachen Holzbalkendecke schloss der Bau mit einem einfachen Satteldach inklusive Giebelreiter ab.[3]
Am 2. Juni 1917 war es erneut ein Blitzeinschlag (in den Turm), der das Kirchengebäude ausbrennen ließ. Lediglich die äußeren Mauern blieben erhalten sowie wenige Ausstattungsteile, darunter ein Kruzifix aus Eisen sowie die Altarleuchter. Daraufhin wurde Curt Steinberg – zu diesem Zeitpunkt Leiter des Kirchlichen Bauamtes – mit dem Wiederaufbau der Kirche beauftragt. Er schuf den Entwurf und übernahm die Bauleitung. Im Zuge dessen erhielt der Kirchbau im Westen erstmals einen Turm aus Stein[10][6] und die gesamte zugehörige Wand wurde neugestaltet. Nun führte das Portal wieder im Westen in die Kirche hinein.[3] Innen wurde ein Muldengewölbe mit Hängewerk eingezogen und die Ausstattung wurde durchgängig neobarock gehalten.[7] Robert Sandfort war für die Ausmalung (1921) zuständig, wobei er mit Unterstützung weiterer Maler arbeitete.[1] Der Wiederaufbau fand erst von 1920 bis 1922 statt,[2] weil sich die Finanzierung kriegsbedingt verzögert hatte.[3]
Bereits in den 1970er Jaahren wurde die Dorfkirche in Steffenshagen unter Denkmalschutz gestellt.[6]
Die bisher letzten Sanierungen erfolgten ab dem Jahr 2015, beginnend mit der Begasung gegen Befall durch den Holzwurm, einer Erneuerung des Dachs und Sicherung mit einem Ringanker. Das Kirchenschiff erhielt außerdem einen neuen Bodenbelag[8] und die Podestdielen des Gestühls sowie die Eingangstür wurden erneuert.[5][2] Weiterhin wurde die Ausmalung Sandforts gereinigt und die übrigen Wände erfuhren einen frischen Anstrich.[8] Im September des Jahres 2019 waren alle Arbeiten erledigt und das Gotteshaus konnte feierlich wiedereröffnet werden.[9]
Beschreibung
Kirche
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Architektur
Es handelt sich um eine massiv gebaute Feldsteinhallenkirche mit einer Kombination aus Sattel- und Walmdach.[1] So ist der Walm auf der Ostseite vollständig ausgeführt, während er im Westen nur angedeutet ist.[3] Der verputzte Turm sitzt im Westen auf dem Dach auf.[1] Oben schließt er mit einem Pyramidendach ab. An den Längsseiten sind jeweils drei Rundbogenfenster angebracht. Das Innere der Kirche besteht aus einem hölzernen Muldengewölbe, eine Sonderform des Tonnengewölbes, mit Hängewerk. Eine Konche wölbt sich im Chor über dem Kanzelaltar. Das Kirchenschiff wird durch zwei Querbalken dreigeteilt. Geschnitzte Hängesäulen schaffen die Verbindung zur Decke.[3]
Erwähnensweret sind die an den Außenwänden installierten Flachreliefplatten mit Darstellungen von Pflanzen und Fabeltieren sowie das mit Apostelfiguren versehene Südportal.[6]
Ausstattung und Ausmalung
Der spätgotische Flügelaltar stammt aus dem 15. Jahrhundert, in seinem Schrein findet sich die Darstellung der Jungfrau Maria in einem Sonnenstrahlenkranz. Aus der Spätromanik stammt die Granit-Fünte und aus der Spätgotik eine Triumph-Kreuzigungsgruppe[6]
Die Decke ist mit Akanthus-Rankenmalerei von Robert Sandfort ausgemalt, wobei keine Schablonen genutzt worden sind, in Weiß und Grau auf rotem Grund mit Blüten und Fruchtständen.[3] An der Nordwand ist ein mittelalterliches Weihekreuz zu sehen.[4] Hinter dem Altar an der Ostwand ist eine gemalte vorhangartige Fläche,[10] von außen nach innen: Rahmen aus Akanthusblättern, florale Girlande und zentral ein Schriftfeld mit einem Zitat aus dem ersten Korintherbrief: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem der gelegt ist welcher ist Jesus Christus“.[3]
Die übrige Ausstattung ist im neobarocken Stil gehalten und geprägt vom Akanthusmotiv. Dazu gehört eine Westempore mit Orgel (Prospekt hinter der Empore an der Wand angebracht), eine Taufe sowie ein hölzerner Kanzelaltar. Flankiert wird der Kanzelkorb von zwei schmalen Säulen mit Akanthuskapitellen.[3]
Orgel
Die Orgel besitzt ein einmanualiges Werk mit fünf Registern, ist jedoch nicht mehr spielbar.[10] Sie wurde 1921/[1] 1922 von der Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau geschaffen[10] und trägt die Opus-Nummer 100.[4]
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Turmuhr und Glocken
Aus derselben Zeit (1921) stammt die Turmuhr von der Turmuhrenfabrik und Glockengießerei J. F. Weule aus Bockenem im Ambergau.[1]
In der Glockenstube des Kirchturms gab es im 19. Jahrhundert mindestens zwei bronzene Kirchenglocken.[11]
Nutzung
Die evangelische Gemeinde gehört zur Gesamtkirchengemeinde Region Pritzwalk des Kirchenkreises Prignitz, Sprengel Potsdam der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.[4]
Neben Gottesdiensten wird das Gebäude für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Dazu gehören Konzerte, Ausstellungen und Vorträge. Der Heimatverein Steffenshagen kümmert sich um Veranstaltungen rund um die Kirche und setzt sich für den Erhalt des Gebäudes ein.[10]
Auszeichnungen
- Dorfkirche des Monats November 2012 des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.[10]
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Begründet vom Tag für Denkmalpflege 1900, Fortgeführt von Ernst Gall, Neubearbeitung besorgt durch die Dehio-Vereinigung und die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. Brandenburg: bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 1071.
- Wolf-Dietrich Meyer-Rath (Hrsg.): Die Kirchen und Kapellen der Prignitz. Wege in eine brandenburgische Kulturlandschaft. Lukas Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86732-253-9, S. 173.
- Udo Piekarek: Die Dorfkirche Steffenshagen. Prospekt Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, 2011.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09160910 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Die Kirche in Steffenshagen auf der Website des Kirchenkreises Prignitz
- Dorfkirche Steffenshagen auf der Website der Stiftung brandenburgische Dorfkirchen
- Dorfkirche Steffenshagen auf der Website des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
- Dorfkirche Steffenshagen auf der Website der Stiftung KiBa
- Steffenshagen auf askanierwelten.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Dorfkirche. In: Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg. Abgerufen am 10. August 2025.
- ↑ a b c Steffenshagen. In: pritzwalk.de. Abgerufen am 10. August 2025.
- ↑ a b c d e f g h i Udo Piekarek: Die Dorfkirche Steffenshagen. Prospekt Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, 2011.
- ↑ a b c d e Lukas Verlag: Die Kirche in Steffenshagen. In: Kirchenkreis Prignitz. Abgerufen am 10. August 2025.
- ↑ a b Wolf-Dietrich Meyer-Rath (Hrsg.): Die Kirchen und Kapellen der Prignitz. Wege in eine brandenburgische Kulturlandschaft. Lukas Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86732-253-9, S. 173.
- ↑ a b c d e Georg Piltz: Kunstführer durch die DDR. 4. Auflage. Urania-Verlag, Leipzig / Jena / Berlin, 1973, S. 48.
- ↑ a b Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Begründet vom Tag für Denkmalpflege 1900, Fortgeführt von Ernst Gall, Neubearbeitung besorgt durch die Dehio-Vereinigung und die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. Brandenburg: bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 1071.
- ↑ a b c Dorfkirche Steffenshagen. In: Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen. Abgerufen am 10. August 2025.
- ↑ a b Stiftung KiBa: Dorfkirche Steffenshagen. In: Stiftung KiBa. Abgerufen am 10. August 2025.
- ↑ a b c d e f Förderkreis Alte-Kirchen Berlin-Brandenburg e.V: Dorfkirche Steffenshagen. In: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. Abgerufen am 10. August 2025.
- ↑ Glocken der Kirche in Steffenshagen. katalog.ub.tu-freiberg.de, 1875, abgerufen am 29. August 2025 (Da der Infobeitrag von "Glocken" handelt, müssen es mehr als eine sein).
Koordinaten: 53° 11′ 50,4″ N, 12° 7′ 6,8″ O