Dorfkirche Groß Gischau

Die evangelische Dorfkirche Groß Gischau ist eine romanische Saalkirche im Ortsteil Groß Gischau von Beetzendorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt. Sie gehört zum Pfarrbereich Beetzendorf im Kirchenkreis Salzwedel der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Geschichte und Architektur
Die Kirche ist eine romanische Saalkirche aus unregelmäßigem Feldsteinmaterial mit eingezogenem, gerade geschlossenem Chor. Von den ursprünglichen Öffnungen sind das veränderte Hauptportal und die Priesterpforte an der Südseite sowie das Ostfenster erhalten. Der Dachturm in Fachwerk über dem Westteil stammt aus nachmittelalterlicher Zeit. Das Ostfenster hat als einziges noch seine mittelalterliche Form, die breiten Stichbogenfenster sind nachmittelalterlich.
Innen ist der Raum flachgedeckt und wird durch einen rundbogigen Triumphbogen gegliedert. Im Ostfenster ist eine kleine Wappenscheibe eingefügt. Die hölzerne Taufe aus der Zeit um 1600 stammt aus der zerstörten Kirche in Klein Gischau und hat einen älteren Fuß. Im Westen ist eine schlichte Empore mit dekorativer Bemalung des 20. Jahrhunderts eingebaut. Auf der nördlichen Ostseite der Wand des Chorbogens gab es eine längsrechteckige, teils holzausgekleidete Nische.
Von besonderem Interesse ist ein kleines, heute vermauertes Fenster an der Nordseite des Chores, das den Sichtkontakt zu dem ehemals an dieser Stelle befindlichen Altar erlaubte, der nicht der Hauptaltar der Kirche war. Demnach dürfte es sich bei dem Fenster um ein sogenanntes Hagioskop gehandelt haben. Am Ostende der Südseite des Chores gibt es ebenfalls eine holzausgekleidete Nische, die wahrscheinlich dem Hauptaltar der Kirche zugeordnet war.
Ausstattung
Der Altarstipes ist noch mittelalterlich. Das spätgotische Schnitzretabel stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert und befindet sich heute in einem schlechten Zustand. Es zeigt im Mittelschrein eine Madonna mit Kind, dessen Kopf verloren ist, mit zwei Engeln zu Füßen. Sie wird von vier kleineren Heiligenstatuen gerahmt: oben links ein Bischof (wohl Nikolaus), unten links der Heilige Georg, oben rechts Barbara mit Kelch sowie unten rechts Christophorus. In den Flügeln sind die Apostel dargestellt: Links oben Petrus, Andreas und Thomas (?), darunter Jakobus der Jüngere, Johannes Evangelista, Philippus mit Kreuz; auf der rechten Seite oben ein Unbekannter, Jakobus der Ältere sowie ein weiterer Unbekannter, darunter ein Unbekannter, Simon Zelotes mit Säge, schließlich vermutlich Judas Thaddäus. Die Vergoldung der Hintergründe ist beinahe vollständig verloren.
Die Predella hat in der Mitte ein Türchen, das offenbar zur Aufbewahrung einer Monstranz diente; links und rechts ist je ein Engel aufgemalt, in der Mittel eine Bekrönung. Seitlich sind dort eine Heilige mit Kirchenmodell und ein bärtiger Heiliger mit Buch (möglicherweise Paulus) dargestellt. Der Altar wird auf die Zeit um 1480 datiert. Die Gemälde sind offenbar neuzeitlich erneuert und befinden sich in einem schlechten Zustand. Eine früher auf dem Schrein stehende Anna selbdritt ist heute verloren. Die einzige erhaltene Glocke hat eine stark abgerundete Schulter und ist am Hals mit zwei aufgelegten Perlschnüren verziert. Eine zweite Glocke ging nach der Ablieferung im Ersten Weltkrieg verloren.[1]
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 292 (dehio.org).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 198–200.
Koordinaten: 52° 44′ 50,4″ N, 11° 6′ 24,3″ O