Doppelschleuse (Bremerhaven)

Die Fischereihafen-Doppelschleuse im Bremerhavener Stadtteil Geestemünde ist eine Schleuse mit zwei Kammern, die den Fischereihafen mit der Weser verbindet.
Baugeschichte
Alte Schleuse
Die Doppelschleuse wurde in den Jahren 1921 bis 1925 erbaut,[1] um den dahinter liegenden Fischereihafen unabhängig von den Gezeiten und wechselnden Wasserständen betreiben zu können.
Die beiden Kammern hatten zunächst folgende Abmessungen:
| Große Kammer | Kleine Kammer | |
|---|---|---|
| Länge: | 95 m | 100 m |
| Breite der Kammer: | 30 m | 12 m |
| Durchfahrtsbreite: | 28,5 m | 11 m |
| Drempeltiefe (unter SKN): | 6,32 m | 6,32 m |

1967 wurden Reparaturarbeiten an der Schleusenanlage erforderlich. Das Betonfundament und Schienen für die Schleusentore mussten ausgebessert werden. Für diese Unterwasserarbeiten ließ das Hansestadt Bremische Amt einen Caisson – eine wasserdichte, absenkbare Betonglocke – bauen. Nach Abschluss der Arbeiten wurde sie im Sand des Weserstrandbades (damaliges Weserbad) nahe der Nordmole abgelegt. Nach dem Zusammenbruch der Nordmole und ihrem Abriss geriet die Betonglocke wieder in den Blickpunkt.[2]
Neue Schleuse
Da die Hauptkammer der Doppelschleuse sich als zu klein für die wachsenden Schiffsgrößen erwies und auch die im Fischereihafen ansässigen Werftbetriebe einschränkte, beschloss der Senat der Freien Hansestadt Bremen im Juni 1996 den Bau einer neuen Hauptkammer. Die neue Hauptkammer wurde nach vier Jahren Bauzeit im Jahr 2001 ihrer Bestimmung übergeben.[1]
Heute haben die beiden Kammern folgende Abmessungen:
| Große Kammer | Kleine Kammer | |
|---|---|---|
| Länge: | 181 m | 106 m |
| Breite der Kammer: | 35 m | 12 m |
| Durchfahrtsbreite: | 35 m | 12 m |
| Drempeltiefe (unter SKN): | 7,95 m | 5,77 m |
Das Betriebsgebäude befindet sich neben der großen Kammer auf der Ostseite der Schleusenanlage. Beide Schleusen verfügen über ein Pumpwerk.
Im Vorhafen vor dem Außenhaupt der Schleusen befinden sich auf der westlichen Seite Schwimmanleger für die schwimmenden Fahrzeuge des Zolls (Kontrolleinheit Wasser) und der Wasserschutzpolizei.
-
Neuer Drempel -
Binnenschiff am neuen Steuerstand -
Informationsschild Fischereihafen-Doppelschleuse -
Fischereihafen-Doppelschleuse (2025) -
Anleger für Behördenschiffe bei der Fischereihafen-Doppelschleuse
Verkehrsführung
Wegen der deutlich verlängerten großen Kammer musste die Verkehrsführung neu gestaltet werden. Um Wartezeiten für den über die Schleuse geführten Verkehr während der Schleusenvorgänge zu minimieren, befinden sich am Außen- wie auch am Binnenhaupt Fahrbahn und Fußweg. Für die Überquerung der großen Kammer werden die Schleusentore genutzt. Für die Überquerung des Schleusenkanals der kleinen Kammer wurden zwei Klappbrücken in Verlängerung der Straßenführung über die Schleusentore der großen Kammer gebaut. Eine Signalanlage zeigt den jeweils günstigsten Weg zur Überquerung der Doppelschleuse an. Die Straße über und um die Schleuse heißt An der Neuen Schleuse.
Linienbusverkehr in Richtung Seedeich gab es erstmals Anfang der 1930er-Jahre. Seit Mitte der 1960er-Jahre verkehrt wieder eine Buslinie über die Schleuse.[3]
Wohnsiedlung
Zugleich mit der Schleusenanlage wurde 1925 zu beiden Seiten für die Bediensteten der Hafenbehörde eine kleine Wohnsiedlung errichtet. Die zehn zu fünf Doppelhäusern zusammengefassten Wohneinheiten waren aus standardisierten Bauelementen zusammengesetzt. Den Straßen abgekehrt standen sie in heckengerahmten Nutzgärten. Den Straßen zugewandt war ein kleiner Stallanbau für Hühner und Schweine. Auch eine Waschküche war im Anbau untergebracht. Autozufahrten oder Garagen waren auf dem Gelände nicht vorgesehen; denn der Arbeitsplatz lag vor der Tür und Nachbarschaftshilfe war selbstverständlich. Zum Einkauf oder zur Schule fuhr man mit dem Fahrrad nach Geestemünde. Hohe Deiche und Bäume schützten vor dem Westwind, aber nicht vor dem Höllenlärm der Niethämmer der nahen Seebeck-Werft. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg minderte die Einführung des Schweißens die Lärmbelästigung. Die Häuser erhielten Bäder und Heizungen, blieben im Grundriss aber erhalten. Die Bäume wurden in den 1960er Jahren gefällt. In den Häusern wohnten bis zuletzt das Schleusenpersonal und Bedienstete des Bauhofs, den das Hansestadt Bremische Amt auf der östlichen Landseite der Doppelschleuse angesiedelt hatte.[4]
Im Rahmen des Neu- und Umbaus der Fischereihafen-Doppelschleuse wurde die Wohnsiedlung abgerissen. An dieser Stelle entstand ein Wohnmobil-Stellplatz, der 63 Reisemobile aufnehmen kann.
-
Westliche Wohnhäuser -
Abriss -
Wohnmobilstellplatz
Wetterwarte und Zollgebäude
In der Nähe des Außenhauptes befindet sich die 1962 in Betrieb genommene Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes. Die Geräte zur Wetterbeobachtung stehen etwa 50 m entfernt auf einem kleinen, eingezäunten Areal am Weg zur Südmole. Im benachbarten Gebäude, das ebenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, ist heute die Kontrolleinheit 3 Wasser des Hauptzollamtes Bremen untergebracht. Die Liegeplätze der Zollboote und -schiffe befinden sich wenige Meter entfernt im Vorhafen.[5][6]
-
Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes -
Kontrolleinheit Wasser des Zolls in Bremerhaven
Literatur
- Erich Weise: Der Wassergehalt des Gußbetons aufgrund von Erfahrungen beim Bau der neuen Geestemünder Doppelschleuse. Dissertation, TH Charlottenburg 1925.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Fischereihafen-Doppelschleuse, Bremerhaven Online. Abgerufen am 4. September 2012.
- ↑ Der mannshohe Betonklotz vom Weserbad, in: Nordsee-Zeitung (Bremerhaven) vom 14. September 2022, S. 8
- ↑ Paul Homann: Bremerhavener Streckennetze ( vom 28. August 2020 im Internet Archive),(PDF, 2,7 MB).
- ↑ Detlev Ellmers: Wohnsiedlung an der Doppelschleuse, in: Lars U. Scholl (Hg.): Bremerhaven – ein hafengeschichtlicher Führer. Deutsches Schiffahrtsmuseum/Ditzen, Bremerhaven 1980, S. 89–90.
- ↑ Klaus-Peter Kiedel: Zollschiffstation, in: Lars U. Scholl (Hg.): Bremerhaven – ein hafengeschichtlicher Führer. Deutsches Schiffahrtsmuseum/Ditzen, Bremerhaven 1980, S. 94–95.
- ↑ Heutige Zollboote, Aufnahme von 2011 ( vom 23. Oktober 2016 im Internet Archive)
Koordinaten: 53° 31′ 56″ N, 8° 34′ 40″ O