Dominik Wortig
Dominik Wortig (* 13. April 1973 in Neuwied; † 5. September 2025[1][2] bei Fulda) war ein deutscher Opernsänger (Tenor) und Hochschullehrer.
Leben
Dominik Wortig erhielt im Alter von sechs Jahren seinen ersten Musikunterricht.[3] Gesangsunterricht erhielt er ab seinem 15. Lebensjahr.[4] Nach dem Abitur studierte er zunächst Klavier, Orgel, Musiktheorie und Dirigieren in Bonn, Köln und Essen sowie Evangelische Kirchenmusik an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, wo er auch bei Werner Lechte seine Gesangsausbildung erhielt.[3][5] Seine erste Gesangslehrerin war, noch in Bonn, die Martienssen-Lohmann-Schülerin Anneliese Luetjohann, die seine Gesangsausbildung und seine gesangspädagogische Ausrichtung grundlegend prägte.[3] Weiterführende Studien erfolgten später regelmäßig bei Reinhard Leisenheimer und in Meisterkursen bei Kurt Moll, Ingeborg Hallstein und Brigitte Fassbaender.[3][5][6] Während seines Studiums leitete er einen kleinen Volkshochschulchor, den er auf einen festen Stamm von 80 Sängern erweiterte.[4] Von 1996 bis 2000 hatte er eine Stelle als Kirchenmusiker an der Christuskirche in Düsseldorf-Oberbilk inne.[4]
Noch während des Studiums wurde er an das Staatstheater Meiningen engagiert.[1][5] Ab der Saison 2000/01 war er bis 2009 als lyrischer Tenor am Theater Hagen engagiert.[5] Hier sang er zunächst Partien wie Ferrando (Così fan tutte), Almaviva (Der Barbier von Sevilla), Pelléas (Pelléas et Mélisande) und Lenski (Eugen Onegin).[5] 2003 erhielt Dominik Wortig den Jahrespreis des Fördervereins für Theater, Orchester und Kinder- und Jugendtheater Hagen.[5] In der Spielzeit 2003/04 trat er am Theater Hagen als Don Ottavio in Don Giovanni und als Boris in Katja Kabanowa auf.[5] In der Saison 2004/05 folgte die Titelrolle in The Rake’s Progress.[5] Zu seinen weiteren Rollen ab der Spielzeit 2005/06 gehörten am Theater Hagen u. a. Nemorino in Der Liebestrank, Alfredo in La Traviata, Mario Cavaradossi in Tosca und Hans in Die verkaufte Braut. Am Theater Hagen sang er auch den Königssohn in Königskinder und den Paul in Die tote Stadt.[2][5] Regelmäßig übernahm Wortig am Theater Hagen auch Operettenpartien und stand dort u. a. als Graf Tassilo in Gräfin Mariza, als Herzog Guido in Eine Nacht in Venedig, als Zarewitsch, als Graf von Luxemburg, als Danilo in Die lustige Witwe und als Eisenstein in der Strauß-Operette Die Fledermaus auf der Bühne. Während seiner Hagener Zeit gab Dominik Wortig gemeinsam mit Reinhard Leisenheimer und weiteren Kollegen in Hagen und Umgebung unentgeltliche Konzerte in Seniorenheimen, bei denen sie Volkslieder und die großen Erfolge von Mario Lanza sangen.[2] Er fuhr auch regelmäßig mit Kollegen zu Benefizkonzerten nach Schmallenberg-Gleidorf, um die Anschaffung einer neuen Orgel für die Herz-Jesu-Kirche zu unterstützen.[2]
Ab der Spielzeit 2009/10 gehörte er bis 2011 dem Opernensemble der Wuppertaler Bühnen an.[4] Er gastierte am Theater Aachen, am Theater Erfurt, an den Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach, am Staatstheater Mainz, am Staatstheater Wiesbaden und an der Staatsoper Stuttgart, wo er im Sommer 2006 als Titelheld in der musikalischen Neuproduktion von Joseph Martin Kraus’ Oper Aeneas in Karthago debütierte.[3] In der Spielzeit 2006/07 gab er als Tamino in Die Zauberflöte sein Debüt an der Staatsoper Dresden. Im Februar 2013 debütierte er unter der musikalischen Leitung von Hartmut Haenchen als Steuermann in Der fliegende Holländer an der Mailänder Scala.[3][7] In der Spielzeit 2013/14 gastierte er am Staatstheater Braunschweig mit der Titelrolle in Parsifal.[6]
Wortig sang alle wichtigen Partien des lyrischen Tenor-Repertoires, das er bis zu jugendlich-dramatischen Partien erweiterte.[3][6] Er entwickelte außerdem eine umfangreiche Tätigkeit als Konzertsänger. Sein Konzertrepertoire umfasste u. a. die Marien–Vesper von Claudio Monteverdi, die Werke Johann Sebastian Bachs und die Oratorien der Romantik und Moderne.[3][6] Im April 2010 sang er im Festspielhaus Baden-Baden die Tenor-Arien in einer Aufführung der Matthäus-Passion unter der musikalischen Leitung von Helmuth Rilling.[8] 2012 gab er am Theater Hagen einen Liederabend mit Franz Schuberts Liedzyklus Winterreise.[9]
Er arbeitete im Verlauf seiner Karriere u. a. mit den Dirigenten Herbert Blomstedt, Michael Gielen, Emmanuel Krivine, Marek Janowski, Lothar Zagrosek, Manfred Honeck, Philippe Herreweghe, Christopher Hogwood, Thomas Hengelbrock und, „in besonders prägender Weise“, mit Helmuth Rilling zusammen.[3][6] Gemeinsam mit den Bamberger Symphonikern und dem Chor des Bayerischen Rundfunks unter Robin Ticciati spielte er die f-Moll-Messe von Anton Bruckner auf CD ein.[6]
Seit Oktober 2013 war er als Dozent für Gesang, Vokalensemble und Oratorium am Leopold Mozart College of Music der Universität Augsburg tätig, seit Herbst 2017 war er dort Hochschulprofessor und Institutsleiter.[1][3] Er war Musikalischer Leiter der „VokalSolisten Augsburg“ und der „ChorAkademie Augsburg“.[3] Er leitete zeitweilig den Chor der Wallfahrtskirche Biberbach und war seit Juni 2024 als nebenamtlicher Kirchenmusiker an der Barfüßerkirche Augsburg tätig.[2][10] In Augsburg entwickelte er neue Konzertformate wie die Kreuzgangkonzerte in der Barfüßerkirche Augsburg oder Musikreihen wie das „Operetten-Café“.[1]
Wortig, der mit dem Tenor Boris Leisenheimer verheiratet war, starb Anfang September 2025 im Alter von 52 Jahren bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn in der Nähe von Fulda.[1][2]
Literatur
- Wilhelm Kosch (Hrsg.): Deutsches Theater-Lexikon. Band VII: Wolbring–Zysset. De Gruyter, Berlin [u. a.]. 2011, ISBN 978-3-908255-52-9, S. 3607.
- Wilhelm Kosch (Hrsg.): Deutsches Theater-Lexikon. Nachtragsband 8: V–Z. De Gruyter, Berlin [u. a.] 2019, ISBN 978-3-11-063207-1, S. 272.
Weblinks
- Dominik Wortig bei Operabase (Engagements und Termine)
- Dominik Wortig bei Discogs
- Dominik Wortig, Internetpräsenz
- Dominik Wortig, Theater Hagen
- Dominik Wortig, Lebenslauf bei der Universität Augsburg
- Nachruf: In stiller Trauer um Prof. Dominik Wortig, Nachruf der Universität Augsburg
- „O Freund, ich werde sie nicht mehr wiederseh'n“ (Tondokument aus Die tote Stadt, Live-Mitschnitt, Theater Hagen)
- „Das Licht der Welt “ von Engelbert Humperdinck (Tondokument, Live-Mitschnitt, Theater Hagen)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Stefan Dosch: Schwerer Verlust fürs Leopold Mozart College: Institutsleiter Dominik Wortig verunglückt tödlich. In: www.augsburger-allgemeine.de. 10. September 2025, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b c d e f Monika Willer: Große Begabung: Tenor Dominik Wortig tödlich verunglückt. In: www.wp.de. 6. September 2025, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b c d e f g h i j k Dominik Wortig. Programmheft Mozart-Requiem (2017). Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b c d Tanja Heil: Schöner Zufall: Auf Umwegen zur Opern-Bühne. In: Westdeutsche Zeitung vom 30. Juli 2010. Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b c d e f g h i Dominik Wortig. Biografie. Kulturserver NRW. Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b c d e f Dominik Wortig, Tenor. Biografie. Offizielle Internetpräsenz Lucerne Festival. Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Der fliegende Holländer. Besetzungsarchiv der Mailänder Scala. Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Christoph Wurzel: Nicht zu übertreffen. Aufführungskritik. In: Online Musik Magazin. Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Monika Willer: Jahrhundertstimme wird zum Hör-Erlebnis. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung 26. März 2012 (waz.de Aufführungskritik.) Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Nachruf für Prof. Dominik Wortig. Offizielle Internetpräsenz der Barfüßerkirche Augsburg. Abgerufen am 11. September 2025.