Dolf Oehler

Dolf Oehler (* 1943) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Essayist. Er gilt als Spezialist für politische Ästhetik und die literarische Verarbeitung revolutionärer Umbrüche im 19. Jahrhundert.

Leben

Über Oehlers biografischen Hintergrund ist wenig öffentlich bekannt. Er war ab 1991 als Professor für vergleichende Literaturwissenschaft in Bonn tätig und veröffentlichte seit den 1980er Jahren eine Reihe von Essays und Monografien zur Verbindung von Literatur, Geschichte und politischer Theorie. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine interdisziplinäre Herangehensweise aus, die literarische Texte als historische Dokumente und ästhetische Reaktionen auf gesellschaftliche Umbrüche liest.

Werk

Oehlers Forschung konzentriert sich auf die literarische Verarbeitung der Pariser Revolutionen, insbesondere der Juni-Revolte von 1848. Er zeigt, wie Autoren wie Heinrich Heine, Charles Baudelaire, Gustave Flaubert und Karl Marx diese Ereignisse in ihren Texten reflektieren – oft indirekt, verschlüsselt oder verdrängt.

Sein Werk Ein Höllensturz der Alten Welt gilt als Schlüsseltext zur literarischen Moderne und zur Ästhetik des politischen Scheiterns. Oehler argumentiert, dass die Juni-Revolte ein traumatisches Ereignis war, das die literarische Form und das Selbstverständnis der Autoren nachhaltig beeinflusste.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Pariser Bilder I. Antibourgoise Ästhethik bei Baudelaire, Daumier und Heine, Frankfurt: Suhrkamp, 1979 [Band II nie erschienen]
  • Ein Höllensturz der Alten Welt. Zur Selbsterforschung der Moderne nach dem Juni 1848, Frankfurt: Suhrkamp, 1988
  • Die Prosa nimmt mich auf in ihre weiten Arme. Verrisse und Visionen von Heinrich Heine. Ausgewählt und kommentiert von Dolf Oehler, München: Hanser, 1997

Dolf Oehler veröffentlichte eine Reihe von Essays zur Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts in verschiedenen literarischen Zeitschriften, u. a. in Merkur[1], Text + Kritik, Sinn und Form und Neue Rundschau.

Rezeption

Oehlers Arbeiten wurden in literaturwissenschaftlichen Kreisen vielfach rezipiert, insbesondere im Kontext der Revolutionsforschung und der politischen Ästhetik. Seine Analysen gelten als anspruchsvoll und tiefgründig, jedoch auch als hermetisch und voraussetzungsreich. Oehlers Stil wurde von Literaturkritikern als „archäologisch“ beschrieben – stets auf der Suche nach verschütteten Spuren der Geschichte im Text.

Literatur

  • Frauke Bolln, Susanne Elpers, Sabine Scheid (Hrsg.): Europäische Memoiren / Mémoires européens. Festschrift für Dolf Oehler. V&R unipress, Bonn University Press 2008. ISBN 978-3-89971-480-7

Einzelnachweise

  1. Dolf Oehler im Merkur Merkur, 2025, abgerufen am 3. September 2025