Dietmar Hochmuth (Regisseur)

Dietmar Hochmuth (* 21. März 1954 in Berlin) ist ein deutscher Filmregisseur, Filmpublizist und Hochschullehrer.

Leben und Wirken

1954–1990

Der Vater Arno Hochmuth war Literaturwissenschaftler, Professor für Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin und Mitglied der Kulturabteilung des ZK der SED. Dietmar Hochmuth besuchte eine Musikspezialschule in Ost-Berlin, war Mitglied im Kinderchor des Rundfunks der DDR und legte 1972 das Abitur ab.

Danach begann er als Regiehelfer beim DEFA-Studio für Spielfilme in Potsdam-Babelsberg zu arbeiten und absolvierte auch einen Lehrgang zum Regie-Assistenten an der dortigen Betriebsakademie. 1973 war er erstmals als Regieassistent bei dem Fernsehfilm Erziehung vor Verdun von Egon Günther beteiligt.

1973 begann Dietmar Hochmuth ein Regiestudium am Allunionsinstitut für Kinematographie in Moskau und beendete dieses 1979 in der Meisterklasse von Giorgi Danelia. Er lernte dort auch seine Frau, die Filmwissenschaftlerin Oksana Bulgakowa kennen, die er mit in die DDR brachte, und mit der er seitdem eng zusammenarbeitete.

Dietmar Hochmuth war danach wieder am DEFA-Studio für Spielfilme tätig und drehte dort 1983 seinen ersten Kinderfilm Mein Vater ist ein Dieb. Erst 1988 konnte er den nächsten Film In einem Atem fertigstellen. In Motivsuche (1990) thematisierte er die Schwierigkeiten für einen jungen Dokumentarfilmregisseur, einen Film zu drehen, und erhielt dafür mehrere internationale Preise.

Seit 1990

Ab 1990 drehte Dietmar Hochmuth Dokumentarfilme für die Fernsehsender ZDF, ORB, NDR, SR, 3sat und Arte. Er war an der Zusammenstellung von Filmretrospektiven zur deutsch-russischen Geschichte im Martin-Gropius-Bau und im Kino Arsenal in Berlin beteiligt und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, Artikel und Rezensionen, vor allem zu russischen Filmen und Filmemachern der Gegenwart und Vergangenheit. 1996 gründete er mit seiner Frau Oksana Bulgakowa den Verlag PotemkinPress, der sich vor allem der russischen Filmtheorie und -praxis widmete.

Ab 1998 lehrte Dietmar Hochmuth an der Stanford University in Kalifornien Filmgeschichte und Filmausbildung und behandelte dabei auch die Entwicklung des Films im wiedervereinigten Deutschland sowie Amerika-Bilder im deutschen Film und der deutschen Literatur. Seit 1999 dreht er eine Langzeitdokumentation über das Silicon Valley.

Ab 2004 war Dietmar Hochmuth Professor für Dokumentarfilmregie an der Internationalen Filmschule Köln. Ab 2006 lehrte er an der Technischen Kunsthochschule / Hochschule für Gestaltung in Berlin und ab 2010 als Vertretungsprofessor für Film und Video an der Fachschule Mainz, er war in dieser Zeit auch als Betreuer eines filmischen Modellversuchs an der Johannes-Gutenberg-Universität tätig.

Filmografie (Auswahl)

Regie
  • 1976 Mein armer Murke – a propos Heinrich Böll, WGIK, 30 Minuten
  • 1977 Zu Besuch bei der Töpferin, WGIK, 20 Minuten
  • 1979 Heute abend und morgen früh, Diplomfilm
  • 1983 Mein Vater ist ein Dieb, Kinderfilm, DEFA
  • 1988 In einem Atem, nach einer Erzählung von Wladimir Makanin
  • 1990 Motivsuche, vier Preise
  • 1991 Ein Bild der deutschen Wirklichkeit, ZDF, Dokumentation
  • 1991 In der Fremde zu Hause, ZDF/3sat, Dokumentation
  • 1992 Kritik am eigenen Leib, ZDF/3sat, Dokumentation
  • 1992 Unser Berlin hat keinen Vornamen, ZDF
  • 1993 Aktualität und Erkenntnis, ZDF, Dokumentation
  • 1993 Versprengte Szene, Arte, Dokumentation
  • 1994 Unser Berlin hat immer noch keinen Vornamen, ORB, gezeigt auf der Berlinale
  • 1995 Das Mädchen, das Stalin geküsst hat, TV
  • 1995 Motivsuche II. Schlußklappe '95, Dokumentarfilm, 30 Minuten
  • 1996 Das Medium ist die Botschaft
  • 1996 Die verschiedenen Gesichter des Sergej Michailowitsch Eisenstein
  • ab 1998 Silicon Valley, Langzeitdokumentation
  • ab 1999 Falsche Kalifornier, Serie, aus aller Welt
  • 2008 The Factory of Gestures. Body Language in Film, USA/Deutschland, Videoinstallation[1]
  • 2013 Silberstaub, mit Oksana Bulgakowa[2]
Regieassistenz
  • 1973 Erziehung vor Verdun, von Egon Günther
  • 1984 Romeo und Julia auf dem Dorfe, von Siegfried Kühn
  • 1989 Wir bleiben treu, von Andrej Maljukow

Publikationen (Auswahl)

Dietmar Hochmuth veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Artikel über Filme und Filmemacher, vor allem aus Russland, und gab mehrere Sammelbände heraus, einige mit Oksana Bulgakowa.

Herausgeber
  • Püppchen. Sowjetische Filmerzählungen, Neues Leben, Berlin 1991
  • Sergej Eisenstein . Das dynamische Quadrat. Schriften zum Film, Reclam, 1991
  • DEFA NOVA – nach wie vor?, Freunde der Deutschen Kinemathek, 1993
  • Sergej Eisenstein. Disney, 2013, herausgegeben und übersetzt mit Oksana Bulgakowa
  • Das Urphänomen Kunst, 2017

Einzelnachweise

  1. The Factory of Gestures Arsenal
  2. Silberstaub Arsenal