Dieter Gütt
Dieter Erich Johannes Gütt (* 24. Februar 1924 in Marienwerder; † 23. Januar (amtlich) 1990 in Hamburg[1]) war ein deutscher Journalist und Fernsehredakteur.
Leben
Dieter Gütt wurde als Sohn des Rassenhygienikers Arthur Gütt geboren. Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil, studierte etwas Medizin, dann Journalismus und Publizistik an den Universitäten Berlin, Kiel, Mainz und Köln. Er arbeitete als Zeitungs-, dann als Hörfunkjournalist.
Gütt moderierte den Weltspiegel und leitete zwischen 1977 und 1980 die ARD-Tagesschau und begründete beim selben Sender die Tagesthemen. Darüber hinaus war er als ARD-Koordinator für Politik und Kultur für zahlreiche Produktionen des Ersten Programms verantwortlich.
1980 plante Hossein Sabet, ihn als Chefredakteur oder Herausgeber der West-Berliner Zeitung Der Abend zu verpflichten; dies scheiterte aber am Einspruch des Westdeutschen Rundfunks.[2] Ebenso vergeblich hatte Gütt ein Jahr zuvor versucht, als Fernsehdirektor zu Radio Bremen zu wechseln.[3]
Nach seinem Abschied vom Fernsehen war er ab 1983 als stellvertretender Chefredakteur für das Nachrichtenmagazin Stern tätig, für das er auch nach seinem Ausscheiden aus dieser Position weiterhin als Journalist tätig war. Sein letzter Artikel für den Stern war ein Nachruf auf Herbert Wehner, der am 25. Januar 1990 erschien. Am 28. Januar 1990 wurde Gütt in seiner Hamburger Wohnung tot aufgefunden. Er hatte Suizid begangen, nachdem er am 24. Januar den Nachruf auf Wehner fertiggestellt hatte. Ein genaues Todesdatum ist nicht überliefert.[4][5]
Gütts ehemaliger Stern-Kollege Hans-Heinrich Ziemann schrieb und inszenierte 1990 zusammen mit dem Regisseur und Autor Horst Königstein für den NDR einen halbdokumentarischen Fernsehfilm mit dem Titel Gütt. Ein Journalist. Darin kam als Zeitzeuge u. a. Joachim C. Fest über ihn zu Wort, und in einigen Spielszenen war neben Rita Tushingham und Matthias Freihof der Schauspieler Traugott Buhre in der Rolle von Dieter Gütt zu sehen.
Sein Bruder war der Sportfunktionär Friedel Gütt.
Rezeption
Gütt pflegte seine Meinung gern mit Witz und Ironie und in geschliffener Sprache auf die Spitze zu treiben.[6] Auch befand er sich häufig im Konflikt mit dem Postulat der parteipolitischen Ausgewogenheit von Nachrichtenangeboten der ARD. Seit Ende der 1960er Jahre polarisierte er bisweilen durch scharfzüngige Kommentare. So nannte er Funktionäre von Vertriebenenverbänden "eine geifernde Kamarilla von Volksverführern", was 1969 Empörung in der Öffentlichkeit auslöste. Gütt selbst beklagte sich wiederholt wegen der ständig von ihm wahrgenommenen Einflussnahme von Parteien auf die Programmgestaltung.[7]
Publikationen
- Es spricht Dieter Gütt: Kommentare zum Zeitgeschehen. Desch, München 1969.
- als Herausgeber: Wählen – aber wen? Schriftsteller über Deutschland vor der Wahl. Stern-Buch im Verlag Gruner und Jahr, Hamburg 1986, ISBN 3-570-01238-7.
Literatur
- Gütt, Dieter. In: Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Ausgabe. Bd. 4 (2006), S. 254 (online).
Weblinks
- Literatur von und über Dieter Gütt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Dieter Gütt bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ Generalregister Sterbefälle 1989-1992
- ↑ Letztes Gift, SPIEGEL, 26. Januar 1981
- ↑ »ARD aktuell« – bald nur noch unanstößig? In: spiegel.de. 29. Juni 1980.
- ↑ Birgit Lahann: Über die Zeiten . In: der Freitag vom 25. Dezember 2014; abgerufen am 8. Dezember 2017.
- ↑ Information des Spiegels vom 5. Februar 1990; danach kommen als Todestage der 22. bis 28. Januar 1990 in Frage.
- ↑ Ludwig Dohmen, WdR 3 Sendung Themen des Tages vom 28. Januar 1990. https://rundfunkundgeschichte.de/assets/RuG_1990_1.pdf
- ↑ Harenbergs Personenlexikon 20. Jahrhundert. Harenberg Lexikon Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611-00228-3, S. 488.