Die anderen Bands

„Die anderen Bands“ ist eine begriffliche Zusammenfassung für alternative Musikkapellen und Projekten von 1986 bis 1989/90 in den letzten Jahren der DDR.

Bezeichnung

Die Haltung und das stilistische Spektrum der so bezeichneten Bands war neu und „anders“ als der bisherige DDR-Rock. In dieser Independent-Szene waren New-Wave-, Indierock-, experimentelle oder Elektronik-Bands sowie aus dem Punk in der DDR hervorgegangene Gruppen zusammengefasst. „Die anderen Bands“ begeisterten schnell ein breites Publikum, klar und offen sangen sie markante systemkritische Songs. Viele Beteiligte und Fans engagierten sich später auch bei der friedlichen Revolution von 1989.

Der Rundfunkjournalist Lutz Schramm brachte ab März 1986 in seiner Sendung Parocktikum im DDR-Jugendradio DT 64 diese Musik einem breiteren Publikum nahe. 1988 erschien in einer Samplerreihe des ostdeutschen Musiklabels Amiga die LP „Kleeblatt Nr. 23 – Die anderen Bands“ mit jeweils vier Titeln von vier Bands - WK 13, Feeling B, Hard Pop und Sandow. 1989 erschien eine Zusammenstellung verschiedener Gruppen unter dem Titel „Parocktikum“ als Langspielplatte (LP) und Musikkassette (MC) auf Amiga. Der Sampler „Parocktikum 2“ erschien 1990 als MC beim Westberliner Label Zensor von Burghardt Seiler. Ab 1990 erschienen diverse Sampler mit Indie-Bands aus der DDR – meist als Compact Disc, teilweise auch als LP.

Zahlreiche Gruppen wie die anderen, Die Art, WK 13, Electro Artist, Sandow, AG. Geige, Der Expander des Fortschritts, Cadavre Exquis oder auch Feeling B entwickelten eigenständige Stilrichtungen mit zum Teil dadaistischen Tendenzen. Kunst- und Multimedia-Projekte wie Törnen, New Affaire oder Allerleirauh waren ebenfalls wichtige Vertreter dieser Bewegung. Bands wie Rosengarten können als Vertreter des Gothic Punk gelten. Auch der Ursprung des Mittelalter-Rock ist in der Szene der anderen Bands zu suchen, aus der unter anderem Formationen wie Rammstein, In Extremo, Subway to Sally und Corvus Corax hervorgingen.

Mit der Maueröffnung gab es einen Bruch. Im Zuge der Wiedervereinigung 1990 zersplitterte die Szene und löste sich weitgehend auf.

Liste der Bands

Literatur

  • Ronald Galenza, Heinz Havemeister (Hrsg.): „Wir wollen immer artig sein…“ Punk, New Wave, Hiphop und Independent-Szene in der DDR von 1980 bis 1990. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-637-2 (2. überarbeitete und erweiterte Auflage, inklusive nahezu kompletter Diskografie aller Tonträger alternativer DDR-Bands bei staatlichen und unabhängigen Labels)
  • Alexander Pehlemann, Ronald Galenza (Hrsg.): Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund. DDR 1979–1990. Verbrecher Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-935843-76-3.