Die Brautschau

Die Brautschau ist ein Schwank (ATU 1452). Er steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 2. Auflage von 1819 an Stelle 155 (KHM 155) und stammt aus Johann Rudolf WyssIdyllen, Volkssagen, Legenden und Erzählungen aus der Schweiz (Anmerkung zu Die Apfelprobe). Er gelangte auch in Ernst Heinrich Meiers Deutsche Volksmärchen aus Schwaben (1852), ebenfalls als Die Brautschau (Nr. 30).

Inhalt

Illustration von Otto Ubbelohde, 1909

Einem Hirten, der heiraten will und sich zwischen drei Schwestern nicht entscheiden kann, rät seine Mutter, sie einzuladen und zu schauen, wie sie den Käse anschneiden. Die erste verschlingt ihn so, die zweite schneidet die Rinde unsauber ab, die dritte schält ihn ordentlich. Die nimmt er und lebt mit ihr glücklich.

Vergleiche: KHM 156 Die Schlickerlinge.

Herkunft

Grimms Anmerkung gibt als Quelle den Anmerkungsteil zu Die Apfelprobe bei Johann Rudolf Wyss an: Ein Hirte wählt aus drei Schwestern die, die beim Käseschneiden das rechte Maß hält. Grimms vergleichen bei Meier Nr. 30, Müllenhoff S. 413 und Schütze „holst. Idiot. 1, 334, 35“: Ein junger Mann lässt drei Schwestern seinen Schlüssel in den Flachssocken fallen und nimmt die, die ihn ihm am nächsten Tag bringt. Anders sei die persische Erzählung Reise der Söhne Giaffars, wo die Züchtigste vor Fischen das Gesicht bedeckt, weil Männchen dabei sein könnten.

Der Schwank steht auch 1852 in Ernst Heinrich Meiers Deutsche Volksmärchen aus Schwaben als Nr. 30. Meier verortet seine Quelle mündlich in Derendingen, nennt aber auch Grimms Version und Müllenhoffs „Sagen, Märchen usw.“ „S. 413 und 586.“[1]

Literatur

  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. 19. Auflage. Artemis & Winkler, Düsseldorf, Patmos, Zürich 1999, ISBN 3-538-06943-3, S. 669.
  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 250, S. 502.
  • Johann Rudolf Wyß: Idyllen, Volkssagen und Legenden aus der Schweiz. Bern, Leipzig 1815, S. 321.
  • Heinz Rölleke (Hrsg.): Grimms Märchen und ihre Quellen. Die literarischen Vorlagen der Grimmschen Märchen synoptisch vorgestellt und kommentiert. 2. Auflage. Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2004, ISBN 3-88476-717-8, S. 252–253, S. 567. (Schriftenreihe Literaturwissenschaft, Band. 35).
  • Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Aus dem Munde des Volkes gesammelt und herausgegeben. Hofenberg, Berlin 2015, ISBN 978-3-8430-3150-9 (Erstdruck: Scheitlin’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852), S. 73, 193.
Wikisource: Die Brautschau – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Aus dem Munde des Volkes gesammelt und herausgegeben. Hofenberg, Berlin 2015, ISBN 978-3-8430-3150-9 (Erstdruck: Scheitlin’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852), S. 73, 193.