Dichteparameter

Die Dichteparameter (Formelzeichen ) geben in der Kosmologie die Verteilung der Gesamtdichte des Universums auf verschiedene Materie- und Energieformen an. Sie bestimmen die Geometrie und die Entwicklung des Universums, insbesondere den zeitlichen Verlauf seiner Expansion.

Definition

Die tatsächliche mittlere Dichte (Masse pro Volumen) wird durch die kritische Dichte geteilt, so dass man eine Größe der Dimension Zahl

.

erhält. Der Index für total kennzeichnet die Gesamtdichte, die sich aus der Dichte von Materie und Energie zusammensetzt.

Die kritische Dichte ist gerade die Dichte, bei der das Universum flach ist:

Dabei ist

Die Dichteparameter verändern sich mit der Zeit. Wenn nichts anderes erwähnt ist, werden im Normalfall die Werte der Dichteparameter zum jetzigen Zeitpunkt angegeben.

Einfluss auf die Geometrie des Universums

mögliche Geometrien des Universums in Abhängigkeit von der gesamten Materie- und Energiedichte, hier als bezeichnet

Die räumliche Geometrie des Universums wird durch die gesamte Materie- und Energiedichte bestimmt:

Gesamtdichte Geometrie
sphärisch
flach
hyperbolisch

Die Dichteparameter können sehr genau durch die Beobachtung von Temperaturfluktuationen der kosmologischen Hintergrundstrahlung und andere astronomische Beobachtungen bestimmt werden. Die derzeitigen Messungen (insbesondere durch die WMAP- und Planck-Satelliten) ergeben im Rahmen des Standard-Modells der Kosmologie (isotropes und homogenes Universum, Dynamik beschrieben durch die Friedmann-Gleichungen) für die Gesamtdichte des Universums ein ähnliches Ergebnis wie das für den aktuellen Parametersatz Planck18:

[1]

Die tatsächliche mittlere Dichte hat also einen Wert, der erstaunlich genau der kritischen Dichte entspricht, was teilweise als erklärungsbedürftig angesehen wird (Flachheitsproblem). Die räumliche Geometrie des Universums auf großen Längenskalen ist demnach bis auf Fehler im Promillebereich im Rahmen der Messgenauigkeit räumlich flach.

Alle im Weiteren erwähnten kosmologischen Parameter einschließlich der Dichteparameter beziehen sich auf ihren heutigen Wert, bezogen auf den Parametersatz Planck18.[1] Der Hubble-Parameter heute ist dort mit und der Materie-Anteil heute an der Materie-/Energie-Dichte des Universums mit festgelegt worden. Alle zusätzlich erwähnten Parameter sind aus diesen Werten abgeleitet.

Die Gesamtdichte ergibt sich aus den Anteilen der folgenden Komponenten:

  • Der bereits erwähnte Materieanteil lässt sich in zwei Bestandteile aufteilen.
    • Der überwiegende Anteil der Materie besteht aus Dunkler Materie ,
    • Gewöhnliche baryonische Materie trägt nur mit an der Gesamtdichte bei.[Bemerkung 1]
  • Weiter erwähnenswert ist die elektromagnetische Strahlung
Dabei umschreibt unter Zuhilfenahme des Stefan-Boltzmann-Gesetzes
die Strahlungsdichte der Mikrowellenhintergrundstrahlung (Photonendichte) mit
  • Zusätzlich muss noch die Neutrinodichte (siehe auch Kosmischer Neutrinohintergrund) Berücksichtigung finden. Mit der effektiven Zahl von Neutrinofamilien [3] beträgt diese
  • Der Gesamtanteil der Strahlungsdichte (Photonen- und Neutrinodichte) an der Materie- und Energiedichte beträgt also

Der Umstand, dass die heutigen Anteile als klein erscheinen, darf nicht dazu führen, diese Größen in geringerer Genauigkeit darzustellen. Berechnungen über die Anfangsphase (Strahlungsära) des Universums erfolgen fast ausschließlich über diese Größen.

Heute macht die Dichte der Dunklen Energie mit
den größten Anteil an der Materie-/Energiedichte des Universums aus.
  • Ergänzend führt man einen entsprechenden Parameter für die Krümmung ein:
[2]
Der oben erwähnte Wert für ist also mit dem Wert [1] verträglich.[Bemerkung 2]

Im räumlich flachen Universum gilt und .

Dichteparameter im Zeitablauf

In den obigen Abschnitten haben wir für alle mit dem Buchstaben bezeichneten Materie- und Energiedichten und die mit dem Buchstaben bezeichneten anteilsmäßigen Dichten die heutigen Werte verwendet. Für jeden festen Index gilt im flachen Universum die Beziehung , wobei einen der Indizes darstellt.

Wollen wir im räumlich flachen Universum den Verlauf von Dichten im Zeitablauf verfolgen, so hängen wir in der Nomenklatur an das Symbol für den jeweiligen Dichteparameter den Zeitindex und für den heutigen Zeitpunkt eine (NULL) an, also bzw. sowie bzw. . Auch die kritische Dichte wird zeitabhängig in der Form bzw. geschrieben, definitionsmäßig ist wieder . Der Zeitparameter wird üblicherweise in Mrd. Jahren nach dem Urknall gemessen.

Formeln für den zeitlichen Ablauf werden über den von abhängigen Skalenfaktor hergeleitet, wobei für den heutigen Wert die Vereinbarung gilt. Der Artikel über den Skalenfaktor liefert weitere Informationen.

Mit der Expansionsfunktion                  gilt

und weiter

         für
         für .

Der Parameter für die Dunkle Energie bleibt im Zeitablauf konstant, für alle gilt also

.

Ganz offensichtlich gilt im räumlich flachen Universum für jedes wieder

         und daraus folgend
.

Anstelle der jeweiligen zusammengefassten Materie- und Energiedichten und könnte man in den Formeln (auch anteilsmäßig) jeweils die Summe der beiden Einzeldichten und bzw. und aufführen. Während konstant ist, ist variabel (mit wachsendem streng monoton steigend).

Anteilsmäßige Dichteparameter in der Geschichte des Universums (ΛCDM-Modell)

Anteilsmäßige Dichteparameter in der Geschichte des Universums

Die historischen Anteile an der Gesamtdichte des Universums im räumlich flachen ΛCDM-Modell (also ) für den Parametersatz Planck18[1] lassen sich der Zeichnung „Anteilsmäßige Dichteparameter in der Geschichte des Universums“ entnehmen.[4] Gemäß Planck18 fand die exakte Strahlungs-Materie-Äquivalenz Mrd. Jahre , die Materie-Dunkle-Energie-Äquivalenz Mrd. Jahre nach dem Urknall statt.

Legende der waagerechten Linien der Zeichnung "Anteilsmäßige Dichteparameter in der Geschichte des Universums"
Farbe Zeit nach dem Urknall, Klassifikation der Linie
orange 13,79 Mrd. Jahre, heute
violett 7,69 Mrd. Jahre, Abbremsparameter , Übergang von verlangsamter zu beschleunigter Expansion
grün 4,05 Mrd. Jahre, Schnittpunkt zwischen Hubblesphäre und Lichtkegel mit heutigem Scheitelpunkt
rot 1,44 Mrd. Jahre, Galaxie SPT0418-47, heute wahrnehmbare Rotverschiebung z=4,2248, als Beispiel für eine Galaxie im frühen Universum
cyan 371127 Jahre, Emission der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Planck Mission 2018 Volume VI, Abstract
  2. a b Planck Mission 2013 Volume XVI, Table 1, Chapter 2.1.1
  3. Planck Mission 2018 Volume VI, Chapter 7.5.2
  4. W. Lange: Die Rolle der Hubblesphäre für die Umkehrung des Rezessionsverhaltens von Galaxien und Photonen im Standardmodell der Kosmologie (ΛCDM-Modell), viXra 2504.0137. Abgerufen am 3. Juni 2025.

Bemerkungen

  1. und wurden aus Größen vom Typ (Little h)2 und (Little h)2 abgeleitet.
  2. Ein positives korrespondiert also mit hyperbolischer und ein negatives mit sphärischer Geometrie.