Deutsches Märchenbuch

Deutsches Märchenbuch ist der Titel einer Märchensammlung von Ludwig Bechstein, die von 1845 bis 1857 erschien. Ab der 12. Auflage von 1853 erschien es illustriert als Ludwig Bechstein's Märchenbuch. Ab 1856 erschien daneben Bechsteins Neues deutsches Märchenbuch.

Bechsteins Vorwort zur Ausgabe von 1845 gibt eine Abgrenzung der Begriffe Märchen, Sage, Legende und Mythe, deren letztere er aus dieser Sammlung ausschloss. Er habe seine Quellen in alten Schriften und mündlicher Überlieferung gefunden, aber auch Hilfe bei deren Überarbeitung angenommen. Die Märchen waren in der Erstauflage von 1845 mit kurzen Eingangsnotizen zur Herkunft versehen. Später wurde die Reihenfolge geändert, einige Texte wurden ersetzt.

Einflüsse

Mindestens neun Märchen gehen auf Bechsteins Gewährsfrau Wilhelmine Mylius zurück. Folgende übernahm er offenbar aus Grimms Märchen: Nr. 1 Vom tapfern Schneiderlein, Nr. 2 Das Märchen von den sieben Schwaben, Nr. 4 Die Probestücke des Meisterdiebes, Nr. 8 Hänsel und Gretel (nach Gubitz), Nr. 9 Das Rotkäppchen, Nr. 12 Gevatter Tod, Nr. 22 Hans im Glücke, Nr. 24 Die sieben Raben, Nr. 26 Das Tränenkrüglein, Nr. 27 Vom Hühnchen und Hähnchen, Nr. 38 Tischlein deck dich, Esel streck dich, Knüppel aus dem Sack, Nr. 41 Der Müller und die Nixe, Nr. 47 Die sieben Geißlein, Nr. 50 Das Märchen vom Schlaraffenland, Nr. 51 Schneeweißchen, Nr. 52 Das Dornröschen, Nr. 60 Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel, Nr. 62 Aschenbrödel, Nr. 66 Der Wacholderbaum, Nr. 70 Das Märchen vom Ritter Blaubart, Nr. 74 Rupert, der Bärenhäuter, Nr. 80 Das Gruseln. Besonders ähnlich sind auch Nr. 28 Die Kornähren (bei Grimm Die Kornähre), Nr. 53 Schwan, kleb an (Die goldene Gans), Nr. 79 Das Rebhuhn (Die klare Sonne bringt’s an den Tag). Nr. 34 Der kleine Däumling, Nr. 70 Das Märchen vom Ritter Blaubart gehen auf Charles Perrault zurück.

Aus Antonius von Pforrs Das Buch der Beispiele der alten Weisen stammen Nr. 56 Das Mäuslein Sambar oder die treue Freundschaft der Tiere, Nr. 57 Der Mann und die Schlange, Nr. 58 Der Hahn und der Fuchs, Nr. 59 Die Lebensgeschichte der Maus Sambar, Nr. 75 Vogel Holgott und Vogel Mosam, Nr. 76 Von zwei Affen, Nr. 77 Von dem Wolf und den Maushunden, Nr. 78 Die Katze und die Maus (sowie in Bechsteins Neues deutsches Märchenbuch Nr. 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44).

Einige Texte (Nr. 6, 28, 29) übernahm Bechstein aus seinem Thüringen in der Gegenwart, andere aus Joseph von Laßbergs Liedersaal (Nr. 15, 20, 33, 79), Karl Müllenhoffs Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg (Nr. 17, 36, 39, 67), Zuccalmaglios und Kretzschmers Deutsche Volkslieder in ihren Originalweisen (Nr. 10, 21) und anderen Quellen.

Wirkung

Bechsteins Märchen waren bis etwa um 1900 beliebter als Grimms Märchen.[1] Beispielsweise Das Tränenkrüglein oder auch Das Märchen vom Ritter Blaubart wurden öfter nachgedruckt als Grimms Version.[2] Maßgeblich für den Erfolg war wohl, das das Buch schon früh mit Bildern von Ludwig Richter ausgestattet war.

Enthaltene Texte (Ausgabe letzter Hand, 1857)

Texte, die in der Erstausgabe von 1845 noch enthalten waren

In der Erstauflage stand zu Anfang eine Allegorie, Des Märchens Geburt: Zwei Königskinder sind im prächtigsten Garten unglücklich, bis der Vogel Phantasie ihnen ein Ei bringt, das Märchen.

Buchausgabe

  • Ludwig Bechstein: Deutsches Märchenbuch, 2 Bände (Erstausgabe 1845), Georg Olms Verlag, Hildesheim / Zürich / New York, NY 2003, ISBN 3-487-11991-9 (Reprint der Ausgabe Kesselring, Hildburghausen 1835 und 1836).

Einzelnachweise

  1. Werner Bellmann: Bechstein, Ludwig. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 2. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1979, ISBN 3-11-007580-6, S. 15–19.
  2. Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Neues deutsches Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1856, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 330.