Deutsche Dichterakademie
Die Deutsche Dichterakademie (auch Wartburgkreis) wurde im April 1930 von Börries von Münchhausen und Hans von der Gabelentz gegründet und sollte eine korrigierende Gegenkraft gegen die (ihrer Meinung nach) zu demokratiefreundliche und international ausgerichtete Preußische Akademie der Künste sein. Seinen Vorstellungen gemäß sollten sich dort nationalistische Schriftsteller und Politiker treffen und miteinander vernetzen.
Ihr Sitz war auf der Wartburg, deren Burghauptmann der Cousin Münchhausens Hans von der Gabelentz Anfang der 1930er Jahre wurde.
Die von der Akademie veranstalteten Dichtertage fanden in den Jahren 1932, 1933, 1935, 1936 und 1937 auf der Wartburg statt[1], wobei in einer Dichterehrung jeweils die „Silberne Wartburgrose“ verliehen wurde. Die erste Wartburgrose wurde an Heinrich Lilienfein verliehen.
Im Zuge der Machtergreifung und damit verbunden der Gleichschaltung wurde die preußische Dichterakademie, die Abteilung 3 der Preußischen Akademie der Künste, 1933 neu geordnet und zur „Deutschen Akademie der Dichtung“ erklärt. Viele Mitglieder mussten sie verlassen, unter ihnen Thomas Mann und Alfred Döblin. Der preußische Kultusministers Bernhard Rust berief andere Dichter wie Werner Beumelburg, Agnes Miegel, Börries von Münchhausen oder Hans Carossa.[2] Letzterer nahm die Berufung nicht an. Von Münchhausen gewann so großen Einfluss auf die Kulturpolitik der Nationalsozialisten.
Personen
- 1933 gehörten der Deutschen Akademie für Dichtkunst folgende Literatur- und Kunstschaffende (alphabetisch geordnet nach dem Nachnamen) an. Eine Übersicht über die Mitglieder mit jeweils einem Bildnis und einer Kurzcharakteristik (das Ganze auf einer Seite pro Person) findet sich in Der Bücherwurm 18.1933, Heft 8/9 (S. 145–184) Digitalisat
- Hermann Bahr
- Gottfried Benn
- Werner Beumelburg
- Rudolf G. Binding
- Hans Friedrich Blunck
- Hermann Claudius
- Theodor Däubler
- Peter Dörfler
- Gustav Frenssen
- Friedrich Griese
- Hans Grimm
- Max Halbe
- Enrica von Handel-Mazzetti
- Gerhart Hauptmann
- Rudolf Huch
- Hanns Johst
- Ernst Jünger
- Erwin Guido Kolbenheyer
- Isolde Kurz
- Heinrich Lersch
- Oskar Loerke
- Max Mell
- Agnes Miegel
- Walter von Molo
- Börries von Münchhausen
- Josef Ponten
- Wilhelm Schäfer
- Jakob Schaffner
- Johannes Schlaf
- Wilhelm Schmidtbonn
- Karl Schönherr
- Wilhelm von Scholz
- Ina Seidel
- Hermann Stehr
- Emil Strauß
- Eduard Stucken
- Will Vesper
- Josef Magnus Wehner
- am 5. Mai 1933 wurde auch Paul Ernst in die Deutsche Dichterakademie berufen, starb aber bereits kurz darauf (13. Mai 1933)[3]
Einzelnachweise
- ↑ Justus H. Ulbricht: Deutsche Religion und Deutsche Kunst: intellektuelle Sinnsuche und kulturelle Identitätskonstruktionen in der Klassischen Moderne. Uni Jena, 2006.
- ↑ Hildegard Brenner: Ende einer bürgerlichen Kunst-Institution: Die politische Formierung der Preußischen Akademie der Künste ab 1933, Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Stuttgart 1972, S. 58ff.
- ↑ Traueranzeige mit Hervorhebung sowohl seiner Goethe-Medaille als auch seiner Berufung in die Deutsche Dichterakademie am 5. Mai 1933 durch den Verlag Albert Langen - Georg Müller in München in »Der Bücherwurm« 18.1933, S. 143
Weblinks
- Übersicht über die Mitglieder mit jeweils einem Bildnis und einer Kurzcharakteristik (je eine Seite pro Person) in Der Bücherwurm 18.1933, Heft 8/9 (S. 145–184)
- http://www.literaturland-thueringen.de/artikel/das-schloss-in-wiesen-der-balladendichter-boerries-freiherr-von-muenchhausen-in-windischleuba/boerries-von-muenchausens-idee-einer-deutschen-dichterakademie/
- http://www.mdr.de/zeitreise/ns-zeit/artikel12480.html