Der strenge Jüngling

Film
Titel Der strenge Jüngling
Originaltitel Строгий юноша
Transkription Strogij junoscha
Produktionsland UdSSR
Originalsprache Russisch
Erscheinungsjahr 1936
Länge 101 Minuten
Produktions­unternehmen Ukrainfilm
Stab
Regie Abram Room
Drehbuch Juri Olescha
Musik Gawriil Popow
Kamera Juri Jekeltschik
Besetzung
  • Juri Jurjew – Professor Sokolow
  • Olga Schisnewa – Mascha Sokolowa, seine Frau
  • Maxim Schtrauch – Fjodor Zitronow
  • Dmitri Dorliak – Grischa Fokin

Der strenge Jüngling (Original Строгий юноша) ist ein Film von Abram Room von 1936. Er enthält surrealistische und neoklassizistische Szenen und wurde 2021 zum 26. der 100 besten Filme des ukrainischen Kinos gewählt.

Inhalt

Ein alter Professor lebt mit seiner jungen Frau Maria und dem parasitären Gesellschafter Zitronow in einer luxuriösen Villa. Ein junger Mann interessiert sich für die junge Frau, was Unsicherheiten bei allen Beteiligten auslöst …

Entstehung

Abram Room hatte bereits mehrere Spielfilme gedreht, von denen Bett und Sofa eine Dreieckskonstellation einer Frau zwischen zwei Männern und damit Fragen der Moral des neuen sowjetischen Menschen thematisierte. Auch in Der strenge Jüngling ging es darum, ob eine verheiratete junge Frau einen Freund haben kann. Die Vorlage schrieb der Schriftsteller Juri Olescha. Es wirkten mehrere bekannte sowjetische Schauspieler der damaligen Zeit mit.

Während der Zeit der Dreharbeiten wurde der jugendliche Hauptdarsteller Dmitri Konsowski in der Nacht vom 2. zum 3. Dezember 1934 in einer breiten stalinistischen Verhaftungswelle festgenommen, nachdem bereits alle Außenaufnahmen fertig gedreht waren und nur noch die Studioaufnahmen fehlten. Daraufhin mussten alle seine Szenen mit dem neuen Schauspieler wiederholt werden und der Fertigstellungstermin verzögerte sich vom geplanten Sommer 1935 in das Frühjahr 1936.[1]

Der Film wurde in Zeitschriften groß angekündigt, durfte dann aber wegen Formalismus-Vorwurf doch nicht gezeigt werden.[2] Abram Room konnte danach zwei Jahre lang keinen Film mehr drehen.

Aufführungen

Der strenge Jüngling wurde erst in der Tauwetterperiode Anfang der 1960er Jahre in der Moskauer Filmhochschule und in einigen Programmkinos aufgeführt, dann wieder 1974 zum 80. Geburtstag des Regisseurs und schließlich seit den späten 1980er Jahren. In den folgenden Jahren entwickelte er sich zu einem Kultfilm der Petersburger künstlerischen Bohème.[3]

Der Film wurde auch 1990 bei der Berlinale, 2007 im Berliner Kino Krokodil bei einer schwul-lesbischen Filmwoche, 2011 im Züricher Kino Filmpodium[4], 2018 im Filmmuseum Potsdam[5] und 2024 beim Filmfestival GoEast in Wiesbaden gezeigt.

Rezeption

Der strenge Jüngling gilt als einer der bedeutendsten sowjetischen Filme der 1930er Jahre. Er wurde von einer Filmhistorikerin wegen einiger Szenen als der einzige surrealische Film in der UdSSR bezeichnet.[6][7]

Ein österreichischer Rezensent lobte ihn dagegen als neoklassizistisch

„Lichtdurchflutete Räume, weiße Figuren auf weißem Grund. Zart geschichtete Oberflächen, glatt, monumental. Neoklassizistische Linearkunst in Perfektion - erhaben, apollinisch, ein graustufiges Schattenreich, in dem Strenge und Absurdität ihr Heim ebenso finden wie die androgynen Wesen ihre jeweiligen Partner. (...) Strogij junosa ist das absolute masterpiece der Stalinära (...) Zu enigmatisch ist diese Filmskulptur, zu international sein Ansatz, zu radikal seine ideologische Offenheit (alias Dialektik) – auf dem Spiel steht nicht nur die Überwindung des Todes (im physisch-materiellen Sinn) (...)“[8]

Die Beziehung zwischen dem Professor Stepanow und seinem Hausfreund Zitronow trägt auch homoerotische Züge.[9]

Literatur

  • Peter Klimczak, Christian Ostwald, Barbara Wurm (Hrsg.): Klassiker des russischen und sowjetischen Films. Teil 1. Schüren, Marburg 2020. S. 151–158.
  • Maria Belodubrovskaya: Abram Room. A Strict Young Man and the 1936 Campaign against Formalism in Soviet Cinema. In: Slavic Review. 74/2, 2015, p. 311–333 (Informationen)

Einzelnachweise

  1. Dmitri Konsowski Nasche Nasledie (deutsch übersetzt), mit Einzelheiten.
  2. Strogijj Junoscha Berlinale 1990 (PDF; 3,4 MB), von Oksana Bulgakowa.
  3. Filmwoche Tabu LSVD, 2007.
  4. Der strenge junge Mann Filmpodium, 2011, mit kurzen Inhaltsangaben.
  5. Präsentation von Apparatus und Strogiy Junoša ZEM.
  6. Der strenge Jüngling Filmmuseum Potsdam, 2018, bei der Vorstellung der Zeitschrift Apparatus Nr. 5 (aber auch einige weitere sowjetische Filme wie Der Mann mit der Kamera (1929) und Stalker (1972) enthalten surrealistisch wirkende Bilder).
  7. Bewusste Halluzinationen. Der filmische Surrealismus Deutsche Kinemathek (PDF; 4,2 MB), S. 4 (147), mit vier Szenenfotos am Beginn des Artikels.
  8. Der strenge Jüngling Film.at, Zitat von B. W. (Filmmuseum).
  9. Der strenge Jüngling GoEast, 2018.