Der blaue Vogel (Märchen)
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Der blaue Vogel (L’Oiseau Bleu) ist ein Feenmärchen (ATU 432) von Marie-Catherine d’Aulnoy und erschien 1697 in Les Contes des Fées.
Inhalt
Der König ist untröstlich über den Tod seiner Frau. Da kommt eine, die ist auch Witwe. Sie bringt ihre hässliche Tochter Truitonne in die Ehe und beginnt, seine schöne Tochter Florine in allem zurückzusetzen, dass Truitonne zuerst heirate. Als König Charmant kommt, muss Florine ein schmutziges Kleid tragen, doch er spricht Stunden nur mit ihr. Sie wird in einen Turm gesperrt. Als er ein nächtliches Fenstergespräch arrangiert, schiebt man ihm stattdessen Truitonne unter, die mit ihm zu ihrer Patin, der Fee Soussio fährt. Da er sich standhaft weigert, sie zu heiraten, wird er in einen blauen Vogel verwandelt. Florine erzählt man, er habe Truitonne geheiratet. Der blaue Vogel fliegt zum Schloss, schläft dort in einem Baum und unterhält sich jede Nacht mit Florine, bringt ihr Geschenke aus seinem Palast. Als aber Truitonne immer keiner heiraten will, durchsuchen sie Florines Zimmer und geben ihr eine Aufpasserin, die schließlich den Vogel bemerkt. Man behängt den Baum mit Degen und Messern, die den Vogel zerschneiden. Sein Freund, der Zauberer rettet ihn. Charmant meint sich von Florine betrogen. Er bleibt als Vogel in seinem Palast, bis der Zauberer von der Fee aushandelt, ihn zeitweilig zurück zu verwandeln, dass er sich die Heirat überlege. Florines Vater stirbt, das Volk tötet die Stiefmutter und krönt Florine. Sie sucht den blauen Vogel und begegnet einer alten Frau, Soussios Schwester, die ihr vier Eier mitgibt. Das erste enthält Stahlstacheln, damit erklimmt sie einen Spiegelberg, das zweite einen Wagen mit zwei Tauben, der sie zum Königshof bringt. Sie erhandelt von Truitonne für die Smaragdbänder, die Charmant ihr schenkte, dann für einen prächtigen Wagen und für eine Pastete aus den beiden verbliebenen Eiern drei Nächte in der Echogrotte, die sich unter seinem Zimmer befindet. Der König schläft seiner unglücklichen Liebe wegen mit Opium. Das dritte Mal gibt der Diener ihm keines, so hört er sie. Der Zauberer und die gute Fee haben Soussio besiegt, Truitonne wird in ein Schwein verwandelt.
Bemerkungen

Die schöne Tochter heißt Florine, da sie der Flora (Blumen) ähnele, vgl. Aulnoys Prinzessin Rosette. Truitonne, etwa „Forellchen“, hat Sommersprossen wie eine Forelle. Der Name der Fee Soussio kommt wohl von „souci“ (Sorge). Das Märchen beginnt mit der Rivalität der Stiefschwestern und der Episode der falschen Braut (ATU 403), vgl. etwa Basiles Die Aschenkatze, Die drei Feen. Dem Prinz als Vogel (ATU 432) folgt die Suchwanderung der Heldin. Das Märchenmotiv vom Glasberg ist passend ausgestaltet, Damen und Herren spiegeln sich darin. Zwei Tauben sind Attribute der Schönheitsgöttin Venus. Vgl. später Grimms Märchen Nr. 88 Das singende springende Löweneckerchen (mit Hinweis auf Aulnoy in Grimms Anmerkung[1]), zum Schlaftrunk auch Nr. 127 Der Eisenofen, Nr. 193 Der Trommler.
Marc Soriano vergleicht Marie de France’ Yonec.[2]
Walter Scherf zufolge ist die ausführliche Rivalitätshandlung wohl eigene Erfahrung der Erzählerin, die Vorstellung von Feen-Patinnen damals verbreitet. Der frauenfeindliche Freund, der den Vogel aus der Liebesbeziehung lösen will, und der Volksaufstand gegen die Stiefmutter würden nicht zur Volksüberlieferung passen. Scherf vergleicht sonst Die Feder von Finist, dem lichten Falken in Alexander Nikolajewitsch Afanassjews Narodnye russkie skazki und Şemsi Bani, Padischah der Tauben, Nr. 11 in Warren S. Walkers und Ahmed E. Uysals Tales alive in Turkey, 1966.[3]
Der englischen Wikipedia zufolge bearbeitete James Planché das Märchen in Fairy Extravaganza für die Bühne als King Charming, or the Blue Bird of Paradise.
Weblinks
- maerchen-welt.eu: Der blaue Vogel auf Deutsch
- Märchenbasar.de: Der blaue Vogel auf Deutsch
- Märchenlexikon.de zu AaTh 432 Der Geliebte als Vogel
- Märchenatlas.de zu Der blaue Vogel
- L’Oiseau Bleu auf Französisch gelesen (1:05:29) (LibriVox)
- Der blaue Vogel auf Deutsch gelesen von (1:09:41) (YouTube)
Einzelnachweise
- ↑ Wikisource: Grimms Anmerkung zu Das singende springende Löweneckerchen
- ↑ Marc Soriano: Aulnoy. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 1. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1977, S. 1020–1024.
- ↑ Walter Scherf: Das Märchenlexikon. Band 1. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39911-8, S. 101–106.