Der Fall der Dynastie Romanow

Film
Titel Der Fall der Dynastie Romanow
Originaltitel Падение династии Романовых
Produktionsland Sowjetunion
Erscheinungsjahr 1927
Länge (78) 84 Minuten
Produktions­unternehmen Goskino, Moskau
Stab
Regie Esther Schub
Drehbuch Esther Schub
Schnitt Esther Schub

Der Fall der Dynastie Romanow (russisch Падение династии Романовых) ist ein Dokumentarfilm von Esther Schub von 1927. Er begründete die Gattung des politisch-agitatorischen Kompilationsfilms in der Sowjetunion und in weiteren Ländern.

Inhalt

Der Film zeigt das Leben in Russland etwa von 1910 bis zur Februarrevolution 1917, vor allem in der Hauptstadt St. Petersburg. Im ersten Teil wird die Zeit bis 1914 dargestellt, darunter Straßenszenen, die Zarenfamilie, Dumaabgeordnete, Priester sowie das arme Volk. Im zweiten Teil werden Bilder aus den Jahren des Ersten Weltkriegs gezeigt, im dritten Teil Aufnahmen von der Februarrevolution.

Die Zwischentitel enthalten kurze meist sachliche Informationen, die in der Zusammenstellung bewusst den Gegensatz zwischen der Not der einfachen Menschen und dem Wohlstand der Privilegierten hervorheben.

Hintergründe

Esther Schub (Esfir Schub) hatte seit 1922 über 200 Filme für das sowjetische Filmstudio Goskino geschnitten und mit Zwischentiteln versehen, darunter viele ausländische Produktionen. 1926 bat Goskino sie, einen dokumentarisch-agitatorischen Film über die letzten Jahre bis zur Februarrevolution 1917 zusammenzustellen. Sie durchsuchte daraufhin alle wichtigen Archive in der Sowjetunion nach Wochenschauen, auch aus dem Ausland, und weiterem Archivmaterial und ließ sich auch Aufnahmen über russische Ereignisse aus den USA schicken, die dorthin verkauft worden waren. Eine große Fundgrube wurde für sie das private Filmarchiv von Nikolai II., das viele Aufnahmen aus dessen engerem Umfeld enthielt. Esther Schub sah in zwei Monaten etwa 60.000 Meter Film durch, von denen sie 1.500 im Film verwendete.[1] Sie setzte bei der Auswahl und Zusammensetzung auf eine inhaltliche Ausgewogenheit der verschiedenen Themenbereiche, aber auch auf künstlerische Aspekte des Konstruktivismus.[2]

Der Film wurde am 21. März 1927 erstmals aufgeführt und wurde ein großer Erfolg. Er machte Esther Schub als Regisseurin bekannt und begründete die filmische Gattung des agitatorischen Kompilationsfilms in der Sowjetunion. Ihr nächster Film Der große Weg (1928) wurde noch erfolgreicher. Esther Schub wurde die erste Filmregisseurin in der Sowjetunion.

Der Film Der Fall der Dynastie Romanow wurde auch in anderen Ländern gezeigt. In der DDR wurde er 1967 anlässlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution aufgeführt, 1973 in West-Berlin bei den Internationalen Filmfestspielen, 2013 beim Dokumentarfilmfestival CPH:DOX in Kopenhagen, 2017 im Kino Krokodil in Berlin[3] und etwa 2020 im Innsbruck.[4]

Literatur

  • Iliana Sharp: The Fall of the Romanov Dynasty (1927). A Constructivist Paradigm for Neigrovaia Fil’ma. In: Historical Journal of Film, Radio and Television. 2008/2, S. 195–217.

Einzelnachweise

  1. Der Fall der Dynastie Romanow Berlinale 1973 (PDF; 3,7 MB), mit Aussagen von Esther Schub
  2. The Fall of the Romanov dynasty Sense of Cinema, mit Hintergrundinformationen zur Entstehung und Wirkung des Films
  3. Der Fall der Dynastie Romanow Osteuropa-Institut
  4. Der Fall der Romanov-Dynadtie Freirad Kino, Innsbruck