Delfín Jaranilla
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Delfín Jaranilla y Jebución (* 24. Dezember 1883 in La Paz; † 4. Juni 1980) war ein philippinischer Jurist und Politiker. Er gehörte zu den Richtern des Internationalen Militärgerichtshofs für den Fernen Osten in Tokio.
Leben
Delfín Jaranilla kam als Sohn von Antonio Jaranilla and Juana Jebución in La Paz zur Welt, das heute ein Stadtteil von Iloilo City ist. Er studierte zunächst am Collegio-Seminario St. Vinzenz Ferrer in Jaro. 1903 erhielt er ein Stipendium für einen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten, wo er seine Studien an der Santa Ana High School, der University of Tennessee in Knoxville und der Georgetown University in Washington, D.C. fortsetzte und als Bachelor of Laws abschloss. Der damaligen Kolonialmacht USA fühlte er sich zeitlebens eng verbunden. Bert Röling, der ihn 1946–1948 als Richter in Tokio erlebte, beschrieb ihn als „völlig amerikanisiert. [...] In seinem Verhalten und seiner Einstellung war nichts Asiatisches mehr feststellbar.“[1]
1907, kurz nach seiner Rückkehr auf die Philippinen, bestand Jaranilla die Anwaltsprüfung. In den folgenden Jahren arbeitete er an verschiedenen Gerichten in Cagayan, Iloilo und Manila und stieg bis zum Bezirksrichter auf. Am 1. Juli 1927 wurde er zum Attorney General der Philippinen ernannt, was er bis zum 30. Juni 1932 blieb. Von 1933 bis 1937 arbeitete er wieder als Richter in Manila. Danach praktizierte er als privater Jurist.[2] 1940 wurde Jaranilla zum Judge Advocate General (Leiter der Militärjustiz) ernannt und erhielt den militärischen Rang eines Obersten.[3]
Kurz nach Ausbruch des Pazifikkriegs wurde Jaranilla in die US-Armee eingegliedert und begleitete die US-amerikanischen und philippinischen Streitkräfte als Militärrichter ins Feld. Im April 1942 musste er sich der Kaiserlich Japanischen Armee ergeben und wurde mit mehr als 70.000 weiteren Kriegsgefangenen auf den Todesmarsch von Bataan geschickt. Anschließend hielten ihn die Japaner bis 1943 unter härtesten Haftbedingungen im Bilibid-Gefängnis in Manila fest.[3]
Während der Rückeroberung der Philippinen amtierte er vom 27. Februar bis zum 12. Juli 1945 als philippinischer Justiz-, Landwirtschafts- und Handelsminister (Secretary of Justice, Agriculture and Commerce). Am 6. Juni 1945 wurde er als Richter an den Obersten Gerichtshof der Philippinen berufen, wo er genau ein Jahr lang blieb, bis er von Präsident Manuel Roxas in das Richterkollegium des Internationalen Militärgerichtshofs für den Fernen Osten entsandt wurde.
Gegen Jaranillas Berufung legte die Verteidigung der Tokioter Prozesse Einspruch ein und begründete dies mit seiner „persönlichen Befangenheit“ als Überlebender japanischer Kriegsverbrechen. Die Richter lehnten den Einspruch mit der Begründung ab, dass sie nicht befugt seien, eine Ernennung rückgängig zu machen, die vom Oberkommandierenden der Alliierten Mächte Douglas MacArthur ausgesprochen worden war. So konnte Jaranilla am 13. Juni seinen Platz unter den alliierten Richtern einnehmen.[4]
Jaranilla vertrat gegenüber den Angeklagten eine harte Linie, womit er in äußersten Gegensatz zu Radhabinod Pal geriet. Bei der Urteilsfindung stimmte er 1948 der Mehrheitsmeinung seiner Richterkollegen zwar grundsätzlich zu, verfasste allerdings eine Minderheitsmeinung, in der er meinte, die Urteile seien nicht hart genug ausgefallen:
„Wenn es an diesem Tribunal überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann ist es die Tatsache, dass das Tribunal so viel Milde und Nachsicht zugunsten der Angeklagten hat walten lassen.“[5]
Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki verteidigte er ausdrücklich.[5]
Jaranilla war zweimal verheiratet: in erster Ehe bis zu ihrem Tod mit Angelina Salazar (1888–1937), in zweiter Ehe mit Sophia Hechanova (1905–1991), die ihm als Krankenschwester während des Todesmarsches von Bataan das Leben gerettet hatte.[6] Mit seiner ersten Ehefrau hatte er drei Kinder.[7] Er starb 1980.
Literatur
- Gary J. Bass: Tribunal in Tokio. Die Kriegsverbrecherprozesse in Japan und die Neuordnung Asiens nach 1945. Frankfurt am Main: S. Fischer, 2025. ISBN 978-3-10-002504-3
Einzelnachweise
- ↑ Gary J. Bass: Tribunal in Tokio. S. Fischer, Frankfurt am Main 2025, S. 295.
- ↑ Delfin J. Jaranilla
- ↑ a b Gary J. Bass: Tribunal in Tokio. S. Fischer, Frankfurt am Main 2025, S. 293 f.
- ↑ Gary J. Bass: Tribunal in Tokio. S. Fischer, Frankfurt am Main 2025, S. 296.
- ↑ a b Gary J. Bass: Tribunal in Tokio. S. Fischer, Frankfurt am Main, S. 744.
- ↑ Gary J. Bass: Tribunal in Tokio. S. Fischer, Frankfurt am Main 2025, S. 294.
- ↑ Delfín Jaranilla y Jebución (1883 - 1980) - Genealogy