Deanna Durbin

Pin-up-Foto von Deanna Durbin für das Wochenmagazin Yank, the Army Weekly (1945)

Deanna Durbin, eigentlich Edna Mae Durbin (* 4. Dezember 1921 in Winnipeg, Manitoba, Kanada; † 17. April 2013 in Neauphle-le-Château, Frankreich), war eine kanadische Schauspielerin und Sängerin der 1930er und 1940er Jahre. Während dieser Zeit war Durbin einer der beliebtesten Stars in Hollywood, doch bereits 1948 zog sie sich ins Privatleben zurück.

Leben

Anfänge

Deanna Durbin wurde in Kanada geboren, wuchs jedoch in Kalifornien auf. Schon früh zeigte sich ihr Gesangstalent. Sie nahm Unterricht unter anderem bei Andrés de Segurola und wurde mit 13 von einem Talentsucher an die MGM-Studios vermittelt. Durbin sollte in einem biografischen Film über Ernestine Schumann-Heink die junge Sängerin spielen, aber der Tod von Schumann-Heink führte zur Einstellung der Arbeiten. 1936 wirkte sie mit Judy Garland in dem Kurzfilm Every Sunday mit, ehe sie Mitte des Jahres zu Universal Pictures wechselte.

Die Hollywood-Karriere

Der Filmproduzent Joe Pasternak war auf der Suche nach einer jungen Schauspielerin für Drei süße Mädels, die amerikanische Fassung eines ungarischen Films. Seine Wahl für die Rolle der Penny Craig fiel auf Durbin, die unter anderem durch einen Auftritt in der Radioshow von Eddie Cantor Durbin viel Publicity bekam. Drei süße Mädels spielte für Universal Pictures über 1,6 Mio. US-Dollar ein und half dabei, das finanziell angeschlagene Studio zu stabilisieren. Durbin wurde quasi über Nacht zum Hollywood-Star und spielte die Rolle der Penny anschließend noch in zwei Fortsetzungen: Three Smart Girls Grow Up aus dem Jahr 1939, in dem sie mit Because eines ihrer bekanntesten Lieder sang, und 1943 in Hers to Hold. Die Musikkomödie 100 Mann und ein Mädchen brachte sie 1937 erneut mit Henry Koster, dem Regisseur ihres ersten Erfolgs, und Produzent Pasternak zusammen. Der Erfolg der einfachen Geschichte eines jungen Mädchens, dessen Elan ihrem arbeitslosen Vater die Chance eröffnet, mit Leopold Stokowski zu musizieren, brachte Durbin einen neuen Vertrag mit einer Wochengage von 3000 US-Dollar und einem zusätzlichen Bonus von 10.000 US-Dollar pro Film ein.

1938 erhielt Durbin gemeinsam mit Mickey Rooney einen speziellen Juvenile Oscar, da sie, wie es hieß, „auf der Leinwand die Verkörperung und der Geist der Jugend“ sei. Zu diesem Zeitpunkt war sie im Gespräch für die Hauptrolle in Der Zauberer von Oz, nachdem Shirley Temple nicht verfügbar war. Durbin drehte durchschnittlich zwei Filme pro Jahr, für die sie auch in der seriösen Presse teilweise glühende Kritiken bekam. Graham Greene sowie die New-York-Times-Filmkritiker Bosley Crowther und Frank S. Nugent waren bekennende Anhänger Durbins. Ausdrücke wie „spring fresh“ (frühlingsfrisch), „bright as a daisy“ (strahlend wie ein Gänseblümchen), „delightful“ (entzückend) und Ähnliches waren in den Rezensionen ihrer Filme sehr häufig zu lesen. Die Schauspielerin betrachtete den Wirbel um ihre Person sehr realistisch. In einem Interview gab sie an, eine Art Tochter-Ersatz für Millionen von enttäuschten Eltern und Großeltern auf der ganzen Welt gewesen zu sein. Die Publicity erreichte teilweise erstaunliche Formen. Als das Studio 1939 begann, Durbin mit der Aschenputtel-Neuerzählung First Love auf den Wechsel ins Erwachsenenfach vorzubereiten, wurden angeblich über 100 Schauspieler getestet, um den perfekten Jungen zu finden, der Durbin den ersten Filmkuss geben sollte. Es wurde am Ende Robert Stack, der in seinen Memoiren auf amüsante Weise von der ganzen Aufregung erzählt. Die Presse berichtete über dieses Ereignis mitunter intensiver als über den Beginn des Kriegs in Europa.

Einen ihrer größten Erfolge hatte Durbin im Jahr 1940 mit Spring Parade, der zahlreiche Melodien von Robert Stolz in die Handlung integrierte. Im darauffolgenden Jahr agierte sie in der Screwball-Komödie Die ewige Eva an der Seite von Charles Laughton und Robert Cummings. Als 1942 sowohl Koster als auch Pasternak zu MGM wechselten, gerieten Durbin und die Verantwortlichen bei Universal zunehmend über ihre Projekte in Streit. Durbin war es leid, ausschließlich das nette „Mädchen von nebenan“ in Musicalkomödien zu spielen, als welches sie aber für das Studio sehr profitabel war.[1] 1944 spielte sie deshalb eine Animierdame in Weihnachtsurlaub, einem Film noir unter der Regie von Robert Siodmak. Der Film war zwar finanzieller Erfolg, allerdings wurden dauerhafte Ausflüge ins dramatische Fach sowohl von den Fans als auch von Universal Pictures nicht akzeptiert. Ebenfalls 1944 drehte Durbin den Musical-Western Das Lied des goldenen Westens, ihr einziger Film in Technicolor.

Nach dem Krimi Die Dame im Zug aus dem Jahr 1945 handelte es sich bei ihren letzten Filmen wieder ausschließlich um Musicalkomödien. Ihrem Erfolg tat dies wenig Abbruch; 1946 war sie (nur hinter Bette Davis) die Frau mit dem zweithöchsten Einkommen der Vereinigten Staaten.[2] Durbins letzter Film war For the Love of Mary, eine leichte Komödie mit Durbin in der Rolle einer jungen Frau, die im Weißen Haus zu arbeiten beginnt. Danach zog sie sich aus dem Filmgeschäft zurück.

Rückzug ins Privatleben

Über die Gründe für ihren Rückzug von der Leinwand mit 27 Jahren führte sie in einem der wenigen Interviews einmal aus:

„Warum habe ich mich zurückgezogen? Werfen Sie zunächst einfach einmal einen Blick auf meine letzten vier Filme, und sie werden bemerken, dass die Geschichten, für die ich eintrat, mittelmäßig waren … nahezu unmöglich. Wann auch immer ich mich beschwerte oder um ein Einwilligungsrecht zum Drehbuch oder Regisseur ersuchte, lehnte dies das Studio ab. Ich war der höchstbezahlte Star mit dem armseligsten Material. Heute betrachte ich mein Gehalt als Schadensersatz dafür, mich mit solch völligem Mangel an Qualität herumgeschlagen zu haben.“[3]

Louis B. Mayer versuchte mehrfach, Durbin für MGM unter Vertrag zu nehmen. Er bot ihr Anfang der 1950er Jahre fast eine Million US-Dollar an, um sie zu einem Comeback an der Seite von Mario Lanza zu überreden. Durbin lehnte das Angebot ebenso ab wie die Hauptrollen in den Broadway-Musicals My Fair Lady und Oklahoma!. Bing Crosby wollte die Schauspielerin als Partnerin für Ein Yankee am Hofe des Königs Artus sowie Top O’ the Morning. Auch diese Angebote schlug sie aus.

Durbin lebte nach Beendigung ihrer Schauspielkarriere vom öffentlichen Leben zurückgezogen und gab ihr letztes Interview bereits im Jahr 1983. Darin meinte sie, sie sei als einziger Kinderstar im späteren Leben glücklich geworden.

Privatleben

Ihre erste Ehe mit Vaughn Paul wurde 1943 nach zwei Jahren geschieden. 1945 heiratete sie Felix Jackson, den Drehbuchautoren vieler ihrer Filme, mit dem sie eine Tochter namens Jessica Louise hatte. Die Ehe wurde 1949 geschieden. 1950 heiratete sie Charles Henri David, den französischen Regisseur ihres Filmes Die Dame im Zug. Mit ihm hatte sie einen weiteren Sohn und zog nach Frankreich, wo sie den Großteil ihres weiteren Lebens verbrachte. Die Ehe mit David hielt bis zu dessen Tod 1999. Sie starb im April 2013 in der Gemeinde Neauphle-le-Château nahe Paris im Alter von 91 Jahren.[4][5]

Auszeichnungen und Ehrungen

An Deanna Durbin erinnert ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame in der Kategorie Film.[6]

Der am 1. April 1976 entdeckte Asteroid (4389) Durbin trägt seit 1994 ihren Namen.[7]

Filmografie

Musik (Auswahl)

  • 1981: The Best Of Deanna Durbin (UK: SilberSilber)[8]
  • 1982: Can’t Help Singing (UK: GoldGold)
Commons: Deanna Durbin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Freedland: Deanna Durbin obituary. In: The Guardian. 1. Mai 2013, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 8. September 2025]).
  2. Deanna Durbin, Plucky Movie Star of the Depression Era, Is Dead at 91 (Published 2013). 1. Mai 2013 (nytimes.com [abgerufen am 8. September 2025]).
  3. Why did I retire? For one thing, just take a look at my last four films and you'll appreciate that the stories I had to defend were mediocre … near impossible. Whenever I complained or asked for story or director approval, the studio refused. I was the highest paid star with the poorest material. Today, I consider my salary as damages for having to cope with such utter lack of quality. vergleiche hier: Deanna Durbin Interview auf blogspot.de
  4. Duane Byrge, Duane Byrge: Deanna Durbin, 1930s Child Star, Dies at 91. In: The Hollywood Reporter. 30. April 2013, abgerufen am 9. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  5. Aljean Harmetz: Deanna Durbin, Plucky Movie Star of the Depression Era, Is Dead at 91. In: The New York Times. 1. Mai 2013, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
  6. Jim Tully, Maloy Moore: Deanna Durbin. In: Los Angeles Times. Abgerufen am 8. September 2025 (englisch).
  7. Minor Planet Circ. 23351
  8. Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK