David Noel Freedman

David Noel Freedman (* 12. Mai 1922 in New York City; † 8. April 2008 in Petaluma) war ein US-amerikanischer Bibelwissenschaftler, Autor, Herausgeber, Archäologe und presbyterianischer Pfarrer, nachdem er vom Judentum zum Christentum konvertiert war. Er gehörte zu den ersten Amerikanern, die sich mit den Schriftrollen vom Toten Meer beschäftigten. Freedman war der Sohn des Schriftstellers David Freedman und starb an einer Herzerkrankung.

Leben

Freedman wurde am 12. Mai 1922 in New York City als Noel Freedman geboren, als Sohn der jüdischen Eltern David und Beatrice Freedman.[1] Sein Vater starb 1936, woraufhin Noel aus Respekt dessen Namen annahm. Kurz darauf konvertierte er zum Christentum und wurde Mitglied der presbyterianischen Kirche.

Im Alter von 13 Jahren begann Freedman seine College-Ausbildung am City College of New York, wo er von 1935 bis 1938 studierte, bevor er an die University of California, Los Angeles (UCLA) wechselte. Dort setzte er sein Studium von 1938 bis 1939 fort und schloss es im Alter von 17 Jahren mit einem Bachelor of Arts in Moderner Europäischer Geschichte ab. Von 1941 bis 1944 besuchte er das Princeton Theological Seminary, erwarb dort den Grad eines Bachelor of Theology und wurde 1944 zum presbyterianischen Pfarrer ordiniert.[1][2]

1944 heiratete Freedman Cornelia Anne Pryor, mit der er später vier Kinder bekam.[3] Von 1944 bis 1945 war er als Pastor in Acme und Deming im US-Bundesstaat Washington tätig.[1]

Anschließend setzte Freedman sein Studium fort und immatrikulierte sich 1945 am Fachbereich für semitische Sprachen und Literaturen der Johns Hopkins University. Während seiner Zeit dort lernte er William F. Albright kennen – eine Begegnung, die den Beginn einer lebenslangen Freundschaft und produktiven Zusammenarbeit markierte. Diese Verbindung bestand bis zu Albrights Tod im Jahr 1971 und spielte eine entscheidende Rolle in Freedmans wissenschaftlicher Entwicklung. Das erste Studienjahr gestaltete sich jedoch als entmutigend, vor allem wegen der hohen Anforderungen Albrights. Im darauffolgenden Jahr schrieb sich jedoch Frank Moore Cross ein, dessen Austausch mit Freedman ihm half, die anfänglichen Schwierigkeiten zu überwinden.[2]

Freedman und Cross begannen gemeinsam an ihren Dissertationen zu arbeiten. Da Arbeiten mit zwei Autoren nur zur Hälfte für die erforderlichen Kreditpunkte angerechnet wurden, mussten sie zwei separate Dissertationen verfassen, um ihren Abschluss zu erlangen:

  1. Early Hebrew Orthography. A Study of the Epigraphic Evidence – eine Untersuchung der Rechtschreibung alter hebräischer Inschriften, in der sie hebräische, moabitische, aramäische und phönizische Texte analysierten. Ihre Arbeit befasste sich insbesondere mit der Vokalisierung alter hebräischer Inschriften sowie orthografischen Fragen, wie etwa matres lectiones und Diphthongen.
  2. Studies in ancient Yahwistic poetry, in denen sie frühe hebräische Gedichte, etwa Jgs 5 und Exod 15, als die ältesten Teile der hebräischen Bibel identifizierten, die zwischen dem 12. und 9. Jahrhundert v. Chr. entstanden sind.

Beide Dissertationen entstanden unter der Betreuung von W. F. Albright an der Johns Hopkins University. Freedman promovierte 1948, Cross 1950.

Nach seiner Promotion im Jahr 1948 wurde Freedman zum Professor für Hebräisch und alttestamentliche Literatur am Western Theological Seminary in Pittsburgh, Pennsylvania, ernannt.[1]

Zwischen 1952 und 1959 fungierte Freedman als Herausgeber des Journal of Biblical Literature (JBL), der Fachzeitschrift der Society of Biblical Literature.[1]

Sein ehrgeizigstes Unterfangen war seine langjährige Tätigkeit als Herausgeber der Anchor Bible, eine Position, die er 1956 gemeinsam mit seinem Mentor Albright übernahm.[3] Nach Albrights Tod im Jahr 1971 übernahm Freedman die alleinige Verantwortung und behielt das Amt bis zu seinem eigenen Tod.[4] Die Anchor Bible-Reihe enthält Übersetzungen, die von ausführlichen Kommentaren zu verschiedenen biblischen Büchern begleitet werden. Sie zeichnet sich durch die Zusammenarbeit katholischer, protestantischer und jüdischer Gelehrter aus und ist bekannt für ihre unvoreingenommene, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit biblischen Texten.[1]

Von 1960 bis 1964 lehrte er als Dozent am Pittsburgh Theological Seminary.[1]

Von 1964 bis 1971 war Freedman Professor für Altes Testament an der Graduate Theological Union in Berkeley. Gleichzeitig hielt er Vorlesungen über das Alte Testament und hebräische Exegese am San Francisco Theological Seminary, wo er von 1966 bis 1970 das Amt des Dekans der Fakultät innehatte und von 1970 bis 1971 als stellvertretender Dekan tätig war.[1]

1971 wurde er von der University of Michigan als Professor für Nahoststudien eingestellt und zum Direktor des Programms für Religionswissenschaften ernannt, wo er bis 1992 lehrte.[5]

Freedman war von 1969 bis 1970 Direktor des Albright Institute of Archaeological Research. Von 1970 bis 1982 fungierte er als Vizepräsident der American Schools of Oriental Research. Zudem war er von 1976 bis 1977 erneut Direktor des Albright Institute.[2]

1973 erwarb Freedman einen Doktortitel der Literaturwissenschaft an der University of the Pacific. 1974 erhielt er einen Doktortitel der Naturwissenschaften am Davis & Elkins College.[5]

Von 1974 bis 1978 war Freedman Herausgeber des Bulletin of the American Schools of Oriental Research (BASOR).[4] Von März 1976 bis 1982 leitete er die Herausgeberschaft von The Biblical Archeologist.[4]

1976 war Freedman Präsident der Society of Biblical Literature.[6]

1987 war er Stiftungsprofessor an der University of California.[5]

Seine Frau Cornelia verstarb 2004 nach 60 Jahren Ehe.[7] David Noel Freedman folgte ihr am 8. April 2008 im Alter von 85 Jahren. Er war bis zuletzt als Lehrer aktiv.[8]

Auszeichnungen

  • Der David Noel Freedman Award for Excellence and Creativity in Hebrew Bible Scholarship, verliehen von der Society of Biblical Literature, wurde nach ihm benannt.[9]
  • 1958 Guggenheim-Stipendium für Nahoststudien.

Festschrift

  • Astrid B. Beck; Andrew H. Bartelt; Paul R. Raabe; Chris A. Franke (Hrsg.): Fortunate the Eyes That See: Essays in Honor of David Noel Freedman in Celebration of His Seventieth Birthday. William B. Eerdmans Publishing Company, 1995, ISBN 978-0-8028-0790-8.
  • Carol L. Meyers; Michael Patrick O'Connor (Hrsg.): The Word of the Lord Shall Go Forth: Essays in Honor of David Noel Freedman in Celebration of His Sixtieth Birthday. Eisenbrauns, 1983, ISBN 978-0-931464-19-5.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Kathy Koehler; Seth Shaw: Freedman, David Noel (1922-2008), 1932-1983. In: University of Michigan Library. Abgerufen am 10. September 2025.
  2. a b c William H. C. Propp; Thomas E. Levy: David Noel Freedman, 1922-2008. In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Band 351, 2008, doi:10.1086/BASOR25609282.
  3. a b Mary Rourke: Scholar was editor of Bible commentary series. In: Los Angeles Times. 17. April 2008 (latimes.com).
  4. a b c Carol L. Meyers; Michael Patrick O'Connor (Hrsg.): The Word of the Lord Shall Go Forth: Essays in Honor of David Noel Freedman in Celebration of His Sixtieth Birthday. Eisenbrauns, 1983, ISBN 978-0-931464-19-5.
  5. a b c William E. Paul: English Language Bible Translators. McFarland, 2015, ISBN 978-1-4766-1023-8, S. 85 (google.de).
  6. Presidential Voices: The Society of Biblical Literature in the Twentieth Century. In: Harold W. Attridge; James C. VanderKam (Hrsg.): SBL Biblical Scholarship in North America. Band 22. Society of Biblical Literature, Atlanta, Georgia 2006, ISBN 978-1-58983-259-6.
  7. Sandi Dolbee: David Noel Freedman; UCSD Professor a Legend Among Bible Scholars. In: Union-Tribune San Diego. 20. April 2008, abgerufen am 10. September 2025.
  8. Astrid Beck: David Noel Freedman (1922–2008). In: Biblical Archaeology Review. Band 34, 2008.
  9. David Noel Freedman Award for Excellence and Creativity in Hebrew Bible Scholarship. In: Society of Biblical Literature. Abgerufen am 10. September 2025.