David Gottlieb Matti

David Gottlieb Matti (* 26. Juli 1804 in Thun; † 18. August 1851 in Burgdorf) war ein Schweizer Militär, Weinhändler, Gastwirt und einer der frühen Unternehmer der Dampfschifffahrt im Berner Oberland. Er erwarb das erste Dampfschiff auf dem Brienzersee und versuchte, Schiffsbetrieb und Tourismus in der Region miteinander zu verbinden.

Leben

David Gottlieb Matti wurde 1804 in Thun geboren. Sein Vater war Christian Matti von Saanen, Notar und Glasfabrikant, und seine Mutter Elisabeth Matti-Obrist. Nach einer militärischen Laufbahn in Vevey, in deren Verlauf Matti zum Dragoneroberst aufstieg, wandte er sich wirtschaftlichen Tätigkeiten zu. Als Weinnegotiant war er zunächst in Bern und Thun tätig. Ab den späten 1830er Jahren engagierte er sich im aufkommenden Tourismus im Berner Oberland.

Erwerb und Betrieb der «Echo»

1838 wurde Matti auf den zum Verkauf stehenden Privatdampfer «Echo» aufmerksam, ein kleiner Raddampfer, der 1836/37 im Auftrag des britischen Philanthropen William Haldimand in Le Havre gebaut worden war. Die Dampfmaschine des Schiffs war mit dem ersten oszillierenden Zylinder in der Schweiz ausgestattet und wurde am 16. November 1838 von Matti in Vevey erworben.

Der anschliessende Transport ins Berner Oberland gestaltete sich abenteuerlich. Hindernisse wie enge Stadttore, Brückenüberquerungen und steile Anstiege verlangten nach technischen Improvisationen, Dutzenden von Pferden und hunderten Helfern. Der Transport kostete rund 5000 Franken – ein Sechstel des Schiffspreises.

Einsatz auf dem Brienzersee

Nach dem Wiederaufbau nahm das Schiff am 15. Mai 1839 unter dem neuen Namen «Giessbach» den Betrieb auf dem Brienzersee auf. Es bediente hauptsächlich die Strecke zwischen Brienz und dem Wasserfall Giessbach, wo der pensionierte Lehrer Kehrli auf einer Aussichtswiese Alphorn spielte, Erfrischungen anbot und Souvenirs verkaufte.

Als Maschinist wirkte der Schotte Mr. Croll, ein exzentrischer Verwandter des Schriftstellers Sir Walter Scott. Aufgrund seines Auftretens war die «Giessbach» zeitweise auch Ziel öffentlicher Kritik, etwa in der Luzerner Zeitung vom 19. August 1839.

Im November 1840 erwarb Matti den Gasthof «Bellevue» im Kienholz bei Brienz, um Schifffahrt und Beherbergung zu verbinden. Der wirtschaftliche Erfolg dieser frühen touristischen Synergie blieb jedoch aus.

Verlegung auf den Thunersee

Zu Beginn des Jahres 1843 verlegte Matti die «Giessbach» auf den Thunersee, wo sie zunächst unter dem Namen «Schiff Matti» auf seine Rechnung fuhr. Im Juni 1846 verkaufte er das Schiff an die «Vereinigte Dampfschiffgesellschaft für den Thuner- und Brienzersee», welche es in «Helvetia» umbenannte. Das Schiff blieb bis 1855 in Betrieb.

Letzte Jahre und Tod

Nach dem Verkauf seines Dampfschiffes zog sich Matti offenbar wieder in den Weinhandel zurück. In Grundbuchakten von Brienz erscheint in den Jahren 1848–1857 ein Ulrich Matti, Weinnegotiant aus Vevey, möglicherweise ein Verwandter oder Geschäftspartner.

David Gottlieb Matti verstarb am 18. August 1851 in Burgdorf. Die amtliche Eintragung lautet: «Ein Witwer, gewesener Weinnegotiant, Dragoneroberst und Dampfschiffkapitän von Bern und Saanen, sonst zu Bern, seit 6 Wochen in Langenthal und Burgdorf.»

Literatur

  • Jürg Meister: Transport und Tourismus. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Band 89. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Zürich 2009, ISBN 978-3-909059-45-4.