Daniel Carl Theodor Merrem
Daniel Carl Theodor Merrem (* 19. April 1790 in Duisburg; † 19. Oktober 1859 in Köln) war ein deutscher Mediziner und Militärarzt. Ihm gelang 1810 die erste erfolgreiche Pylorusresektion bei Hunden.
Leben
Daniel Karl Theodor Merrem war ein Sohn des Zoologen und Kameralisten Blasius Merrem und dessen erster Ehefrau Juliane Louise, geb. von Cotzhausen (1758–1808). Er besuchte das Pädagogium in Marburg, studierte anschließend ab 1807 an der Philipps-Universität Marburg Medizin und promovierte am 3. Februar 1810 in Marburg mit einer Arbeit über seine Beobachtungen zur Autenriethschen Methode bei der Behandlung von Krampfhusten (Dissertatio sistens observationes in Autenriethii methodum tussi convulsivae medendimit). Mit seiner wenig später 1810 bei Tasché & Mueller in Gießen veröffentlichten Arbeit Animadversiones quaedam chirurgicae experimentis in animalibus factis illustratae beginnt die Geschichte der resezierenden Eingriffe am Magen. Er konnte dabei nachweisen, dass Hunde eine Pylorusresektion mit End-zu-End Anastomosierung des Magenrestes mit dem Duodenum überleben können. Da zwei der drei von ihm operierten Hunde den Eingriff für einige Zeit überlebten,[1] schlug er vor, diese Operation auch bei Menschen mit unheilbaren Pylorustumoren durchzuführen.
Nach einer Studienreise durch Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich wurde er am 28. März 1812 zum General-Stabsarzt des VIII. (westfälischen) Armee-Corps der Grande Armée ernannt und nahm unter Dominique Joseph Vandamme, Jérôme Bonaparte und Jean Andoche Junot, duc d’Abrantès am Russlandfeldzug Napoleons teil. Nach der Rückkehr nach Deutschland leitete Daniel Karl Theodor Merrem zunächst das Militärhospital in Halberstadt und wurde dann von Johann August Sack zur Unterstützung von Johann Christian Reil bei der Neuorganisation der am linken Elbufer gelegenen Lazarette eingesetzt. Friedrich zu Solms-Laubach setzte ihn 1814 als reisenden Oberarzt zur Inspektion der süddeutschen Hospitäler und Johann August Sack im Anschluss als Medizinal-Kommissar im Generalgouvernement Niederrhein ein. Im Jahr 1816 wurde er Rat im Medizinalkollegium in Köln, 1817 Direktor und erster Lehrer der Hebammenlehranstalt und am 4. Dezember 1818 Medizinalrat bei der königlichen Regierung in Köln.
Er war Mitglied der 1810 von Christoph Wilhelm Hufeland gegründeten Hufelandschen medizinisch-chirurgischen Gesellschaft zu Berlin sowie im ebenfalls in Berlin beheimateten und seit Gründung 1832 von Johann Nepomuk Rust geführten Verein für Heilkunde in Preussen, in dessen Organ Medicinische Zeitung[2] er sich mit Beiträgen einbrachte. Weiterhin war er Mitglied der 1822 in Leipzig gegründeten Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte[3] sowie der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn und dem ebenfalls in Bonn beheimateten Naturhistorischen Verein der preussischen Rheinlande und Westphalens.
Daniel Karl Theodor Merrem war ab 1827 Mitherausgeber der „Gemeinsame deutsche Zeitschrift für Geburtskunde“ und wurde am 19. Mai 1828 unter der Präsidentschaft des Mediziners Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck mit dem akademischen Beinamen Recchi unter der Matrikel-Nr. 1325 als Mitglied in die Kaiserliche Leopoldino-Carolinische Akademie der Naturforscher aufgenommen.[4]
Er wurde 1834 mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse und 1857 mit dem Roten Adlerorden III. Klasse mit Schleife ausgezeichnet. Im Jahr 1842 wurde er zum Geheimen Medizinalrat ernannt.
Daniel Karl Theodor Merrem wurde auf dem Melaten-Friedhof in Köln beigesetzt.
Von seiner Korrespondenz sind unter anderem an den Naturwissenschaftler und Publizisten Johann Friedrich Benzenberg, den Weimarer Schriftsteller Johannes Daniel Falk und den Bonner Sanitätsrat Heinrich Wolff gerichtete Briefe überliefert.
Schriften
- Dissertatio sistens observationes in Autenriethii methodum tussi convulsivae medendi. Marburg 1810
- Animadversiones quaedam chirurgicae experimentis in animalibus factis illustratae. Tasché & Mueller, Gießen 1810 (tiho-hannover)
- Die Verwaltung der Medicinalpolizei im General-Gouvernement vom Nieder- und Mittelrhein. In: Johann Heinrich Kopp (Hrsg.): Staatsarzneikunde, 9, Frankfurt am Main 1816 (books.google.de)
- Ueber den Cortex adstringens brasiliensis. Bachem, Köln 1828 (books.google.de)
- Auszug aus einem Berichte des Herrn Dr. Barchewitz über die Cholera zu Elbing. Bachem, Köln 1831 (books.google.de)
- als Mitherausgeber
- Gemeinsame deutsche Zeitschrift für Geburtskunde, Erster Band, Weimar 1827 (books.google.de)
Literatur
- Joachim Gruber: Chirurgische Operationen am Magen im 16. bis 18. Jahrhundert - eine Analyse der zeitgenössischen Quellen. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin des Fachbereichs Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2005 (PDF)
- August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Vierter Band, Lindsley–Revillon, Urban & Schwarzenberg, Wien und Leipzig 1887, S. 213–214 (archive.org)
- Daniel Karl Theodor Merrem. In: Johann Jacob Sachs: Medicinischer Almanach für das Jahr 1861, Neue Folge 15, Nöhring, Berlin 1861, S. VII–XI (google.de/books)
- Daniel Carl Theodor Merrem. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 7: Menghin–Pötel. K. G. Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-25037-8, S. 22 (books.google.de – eingeschränkte Ansicht).
Weblinks
- Kalliope-Verbund: Merrem, Daniel Carl Theodor (1790–1859)
- Melaten-Friedhof: Daniel Merrem (1790–1859)
- Mitgliedseintrag von Daniel Carl Theodor Merrem bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Anmerkungen
- ↑ Ein Hund starb einen Tag nach der Operation an Peritonitis, der zweite nach 22 Tagen an Inanition, der dritte wurde nach 27 Tagen gestohlen.
- ↑ Von 1832 bis 1860 wurde die „Medizinische Zeitung“ als Organ des Vereins für Heilkunde in Preußen herausgegeben. Das Nachfolgeorgan war die „Preußische Medizinalzeitung“, die von 1861 bis 1864 herausgegeben wurde. Nach 1864 hieß die Zeitschrift dann „Berliner Klinische Wochenschrift“ und erschien als Organ für praktische Ärzte, herausgegeben nach amtlichen Mitteilungen der preußischen Medizinalverwaltung und Medizinalgesetzgebung beim Hirschwald Verlag in Berlin.
- ↑ Mitglieder der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte 1857
- ↑ Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, Verzeichniss der Mitglieder der Akademie, nach der Zeitfolge, S. 259 (Textarchiv – Internet Archive).