Dambach-la-Ville

Dambach-la-Ville
Dambach-la-Ville (Frankreich)
Dambach-la-Ville (Frankreich)
Staat Frankreich Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Sélestat-Erstein
Kanton Obernai
Gemeindeverband Pays de Barr
Koordinaten 48° 19′ N, 7° 26′ O
Höhe 164–662 m
Fläche 28,83 km²
Einwohner 2.207 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 77 Einw./km²
Postleitzahl 67650
INSEE-Code 67084
Website https://www.dambach-la-ville.fr/

Blick auf Dambach-la-Ville

Dambach-la-Ville (deutsch Dambach) ist eine französische Gemeinde im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est. Sie liegt im Arrondissement Sélestat-Erstein, etwa zehn Kilometer nördlich von Sélestat. Dambach-la-Ville liegt an der Elsässer Weinstraße und bezeichnet sich heute selbst als „mittelalterlichen Weinort“. Die Einzellage Frankstein gehört zu den Lagen der Appellation Alsace Grand Cru.

Geschichte

Im 11. Jahrhundert wurde Dambach zur Stadt erhoben, im 14. Jahrhundert zum befestigten Bischofssitz ausgebaut.

Von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Dambach als Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich und war dem Kreis Schlettstadt im Bezirk Unterelsaß zugeordnet.

Die jüdische Gemeinde und die Synagoge

In Dambach gab es ab dem 17. Jahrhundert eine bedeutende jüdische Gemeinde, sie wuchs von 6 Familien im Jahr 1613 über 18 Familien 1716 auf 30 Familien mit 129 Personen während der Volkszählung 1784. 1843 erreichte sie mit 381 Personen einen Höhepunkt und ging dann langsam zurück. Vor und während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1944 flohen viele Juden, der Rest wurde deportiert und ermordet. Nach dem Krieg war die Gemeinde erloschen.[1][2]

Eine neue Synagoge wurde von 1865 bis 1867 erbaut. 1940 wurde sie geschändet und geplündert. Nach dem Krieg stand sie lange leer, zu Beginn der 2010er Jahre beschloss die Gemeinde Dambach, die Synagoge zu einem kulturellen Zentrum umzubauen, sie wurde profaniert. Bei den Bauarbeiten entdeckte man im Speicher eine Geniza, ein Aufbewahrungsort für alte Schriften mit religiösem Inhalt. Im Judentum dürfen Papiere oder Schriften mit heiligem Inhalt, z. B. aus der Tora, nicht weggeworfen oder verbrannt werden. Sie müssen aufbewahrt oder „beerdigt“ werden. Man fand Schriften, die bis auf das Jahr 1531 zurückgingen. Der größte Schatz waren aber 249 Torawimpel (Mappa). Dies sind die Windeln, die jüdische Knaben während ihrer Beschneidung getragen haben. Später wurden sie von den Müttern mit Stickereien verziert. Sie enthalten Namen, Datum und gute Wünsche für das Leben des Kindes sowie florale Schmuckelemente. Nach einigen Jahren werden die Torawimpel der Synagoge übergeben und symbolisieren die Zugehörigkeit des Kindes zur Gemeinde und zu Gott. Sie werden benutzt, um die heiligen Torarollen zu schützen, daher der deutsche Name. Die gefundenen Torawimpel wurden wissenschaftlich erfasst und werden heute in Musée Alsacien in Straßburg und im Musée d’art et d’histoire du Judaïsme in Paris ausgestellt.[1][3][4]

Bevölkerungsentwicklung

1910 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2013
2355[5] 2035 2051 2039 1907 1800 1973 1930 2016

Sehenswürdigkeiten

Verkehr

Dambach-la-Ville liegt an der Bahnstrecke Sélestat–Saverne und ist mit TER-Zügen an Strasbourg und Sélestat angebunden.

Persönlichkeiten

Partnerstädte

Literatur

Commons: Dambach-la-Ville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Freddy Raphaël: Les Juifs d'Alsace au XXe Siècle. La Nuée Bleue, Strasbourg 2014, ISBN 978-2-7165-0844-5, S. 235 ff.
  2. Dambach-la-Ville. In: Alemannia Judaica. 2020, abgerufen am 25. März 2025.
  3. Musée Alsacien. In: Strasbourg.eu. 2025, abgerufen am 25. März 2025 (französisch).
  4. Héritage inespéré Une découverte archéologique en Alsace. Musée d'Art et d'Histoire du Judaïsme, 2017, abgerufen am 25. März 2025 (französisch).
  5. Kreis Schlettstadt. In: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900
  6. Partnerschaft mit Dambach ist beendet in: rieser nachrichten (augsburger-allgemeine.de), 18. Dezember 2009, abgerufen am 27. Dezember 2023.