DNA-Mismatch-Reparaturproteine

DNA-Mismatch-Reparaturproteine (auch: DNA-Basenfehlpaarungsreparatur-Proteine, MMR-Proteine) sind Proteine in nahezu allen Lebewesen, die eine Fehlpaarung in DNA-Doppelsträngen erkennen und herausschneiden können. Der Reparaturvorgang wird durch normale, auch in der Replikation benutzte Enzyme abgeschlossen. Die MMR-Proteine werden in zwei Gruppen MutS und MutL eingeteilt, die jeweils für Erkennung und Inzision der falschen Base verantwortlich sind. Die folgende Exzision wird von einer speziellen Exonuklease bewerkstelligt. Die Prozesse sind allgemein ein Teil der DNA-Reparatur.[1][2]

Beim Menschen sind fünf MutS-Homologe und drei MutL-Homologe bekannt.

Protein Gen
(HGNC)
UniProt Länge
(AA)
Bemerkungen
Msh2 MSH2 P43246 934 HNPCC1, HNPCC8, Muir-Torre-Syndrom, Anfälligkeit für Endometriumkarzinom
Msh3 MSH3 P20585 1137 Anfälligkeit für Endometriumkarzinom
Msh4 MSH4 O15457 936 Spezifische Funktion bei Meiose in Eierstöcken und Hoden
Msh5 MSH5 O43196 834 Spezifische Funktion bei Meiose
Msh6 MSH6 P52701 1360 HNPCC5, Anfälligkeit für Endometriumkarzinom
Mlh1 MLH1 P40692 756 HNPCC2, Turcot-Syndrom, Muir-Torre-Syndrom, Anfälligkeit für Endometriumkarzinom
Mlh3 MLH3 Q9UHC1 1453 HNPCC7
PMS2 PMS2 P54278 862 HNPCC4, Turcot-Syndrom

Heterozygote Mutationen in den codierenden Genen sind die Ursache für erbliche Darmkrebs-Anfälligkeit (Hereditäres non-polypöses kolorektales Karzinom, HNPCC). Biallele Mutationen führen zum bereits im Kindesalter auftretendem Mismatch-Reparatur-Defizienz-Syndrom.[3] Darüber hinaus finden sich dMMR-positive Tumoren auch bei Leberkrebs, Tumoren der ableitenden Harnwege (Urothelkarzinome) und Blasenkrebs, Magenkrebs sowie seltener auch bei Prostatakrebs und Gebärmutterkrebs und gelegentlich bei anderen soliden Tumoren.

Alle Tumoren mit einer dMMR-Signatur, in deren Zellen also eine MMR-Mutation nachweisbar ist, sind hochsensitiv auf eine Behandlung mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor, vor allem mit einem Programmed Cell Death Protein 1-Inhibitor, mit oder ohne begleitendem CTLA-4-Inhibitor. Selbst bei Metastasen findet sich eine hohe Rate guten und langanhaltenden Ansprechens, oft mit dauerhafter Remission, so dass die Immuncheckpoint-Blockade als erste Tumortherapie bei metastasierten dMMR-positiven Tumoren unabhängig von der Tumorlokalisation zugelassen wurde (tumor-agnostic approval). Als neoadjuvante Therapie bei dMMR-positivem Rektum-Karzinom kommt es häufig zur kompletten Tumor-Elimination. In einer weiteren Studie mit nicht-metastasierten dMMR-Tumoren verschiedener Lokalisationen konnte mit der Immuncheckpoint-Blockade in 84 von 103 Patienten eine komplette klinische Remission erreicht werden und 82 Patienten mussten daher nicht operiert werden noch eine Chemotherapie durchführen. In 92 % war auch nach zwei Jahren kein Rezidiv beobachtet worden.[4]

Einzelnachweise

  1. K. Fukui: DNA mismatch repair in eukaryotes and bacteria. In: Journal of nucleic acids Band 2010, 2010, S. , ISSN 2090-021X. doi:10.4061/2010/260512. PMID 20725617. PMC 291566 (freier Volltext).
  2. InterPro: IPR002099 DNA mismatch repair protein (englisch)
  3. D. Ingham, C. P. Diggle, I. Berry, C. A. Bristow, B. E. Hayward, N. Rahman, A. F. Markham, E. G. Sheridan, D. T. Bonthron, I. M. Carr: Simple detection of germline microsatellite instability for diagnosis of constitutional mismatch repair cancer syndrome. In: Human Mutation. Band 34, Nummer 6, Juni 2013, S. 847–852, doi:10.1002/humu.22311, PMID 23483711.
  4. Andrea Cercek, Michael B. Foote, Benoit Rousseau, J. Joshua Smith, Jinru Shia, Jenna Sinopoli, Jill Weiss et al.: Nonoperative Management of Mismatch Repair–Deficient Tumors New England Journal of Medicine 2025, Band 392, Ausgabe 23 vom 19. Juni 2025, Seiten 2297–2308, DOI:10.1056/NEJMoa2404512