DJ Marlboro

DJ Marlboro, 2013

DJ Marlboro (eigentlich Fernando Luiz Mattos da Matta; * 3. Januar 1963 in Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer DJ, Produzent und Unternehmer. Er gilt als eine Schlüsselfigur des Funk carioca (auch: Rio Funk) und wird oft als „König des Pancadão“ bezeichnet.[1]

Leben und Karriere

DJ Marlboro interessierte sich bereits in seiner Jugend für Tanz- und Clubmusik. Inspiriert wurde er unter anderem von der Radiosendung „Cidade Disco Club“ der Rádio Cidade (Rio de Janeiro), die sich mit Disco-Musik befasste.[2] Erste eigene Veranstaltungen organisierte er 1977.

1980 begann er als professioneller DJ in Rio de Janeiro. Nationale Bekanntheit erlangte er 1989 mit dem Sieg bei den brasilianischen DJ-Meisterschaften. Im gleichen Jahr veröffentlichte er bei PolyGram das Album Funk Brasil, das als erste große kommerzielle Produktion des Funk carioca gilt und landesweit ein Erfolg wurde.[3]

Als wichtigste musikalische Einflüsse nannte Marlboro den Titel Planet Rock (1982) von Afrika Bambaataa und Soulsonic Force, der wiederum Elemente der deutschen Gruppe Kraftwerk aufgriff. Marlboro adaptierte diese Mischung aus Hip-Hop, Electro und Funk in portugiesischer Sprache für die brasilianische Szene.

Seit den 1990er Jahren trat DJ Marlboro auf internationalen Festivals auf, u. a. beim Summer Stage im Central Park (2003) und beim Sónar-Festival in Barcelona (2004). Zudem spielte er Shows in den USA, Großbritannien, Deutschland und weiteren Ländern Europas und Lateinamerikas.

Einfluss

DJ Marlboro gilt als Pionier des Funk carioca und als Förderer zahlreicher Künstler, darunter MC Marcinho, Cidinho & Doca und Copacabana Beat. Er etablierte das Subgenre „Funk Melody“ und brachte zahlreiche Sampler und Compilations heraus, die zur internationalen Bekanntheit des Funk beitrugen.

In Brasilien moderierte er die Radiosendung Big Mix, die seit 2002 hohe Einschaltquoten erreichte, und veröffentlichte dutzende Compilations unter eigenem Namen. Seine Produktionen ebneten Funk-Musik den Weg in den Mainstream, zugleich engagierte er sich für die Anerkennung des Genres als Ausdruck urbaner Jugendkultur.[4]

Spätere Aktivitäten

2008 wurde er von der brasilianischen Ausgabe der Zeitschrift Rolling Stone in die Liste der 100 größten Künstler der brasilianischen Musikgeschichte aufgenommen (Platz 100).[5]

2017 kündigte Marlboro das Projekt Ragafunk an, eine Fusion aus Funk carioca und Ragga-Elementen.[6]

Kontroversen

2008 wurde Marlboro in den brasilianischen Medien mit Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs und Korruption Minderjähriger konfrontiert. Er wies alle Vorwürfe zurück und bezeichnete die Anschuldigungen als „Inszenierung“.[7] Der Fall wurde in einer parlamentarischen Untersuchung (CPI da Pedofilia) thematisiert, Marlboro sagte dort 2009 aus und blieb auf freiem Fuß.[8]

Diskografie (Auswahl)

  • 1989: Funk Brasil
  • 1994: Funk Brasil Especial
  • 2002: As Melhores do DJ Marlboro
  • 2005: Bem Funk Brasil
  • 2006: Funk Mix
  • 2006: Funkteen
  • 2010: Tributo ao Funk
  • 2010: Big Galerão (mit Dennis DJ)
  • 2017: Deu Mamonas no Funk

Auszeichnungen

  • 2008: Aufnahme in die Liste der „100 größten Künstler der brasilianischen Musikgeschichte“ der brasilianischen Ausgabe der Rolling Stone (Platz 100)[5]
  • 2013: Nominierung DJ Sound Awards, Kategorie „Destaque - DJ Melody (Nacional)“[9]

Literatur

  • Hermano Vianna: O mundo funk carioca. Zahar Editores, Rio de Janeiro 1988.
  • Silvio Essinger: Batidão: uma história do funk. Editora Record, Rio de Janeiro 2005.
  • Micael Herschmann: Abalando os anos 90. Rocco, Rio de Janeiro 1997.

Einzelnachweise

  1. „O rei do pancadão“, Jornal do Brasil, 8. August 2004, archiviert am 13. Juni 2006
  2. Silvio Essinger: Batidão: uma história do funk. Editora Record, Rio de Janeiro 2005, ISBN 978-85-01-07165-1, S. 49–50.
  3. De James Brown ao 'Rap das Armas': linha do tempo do funk carioca. In: G1. 1. September 2009, abgerufen am 17. September 2025 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. Lucina Reitenbach Viana: O Funk no Brasil: música desintermediada na cibercultura. In: Sonora, Vol. 3, Nr. 5, Unicamp 2010, S. 1–5.
  5. a b Os 100 Maiores Artistas da Música Brasileira. In: Acidez Mental. Abgerufen am 17. September 2025.
  6. Pioneiro do baile, DJ Marlboro tenta voltar para a pista com 'Ragafunk'. In: G1. 15. März 2017, abgerufen am 17. September 2025 (brasilianisches Portugiesisch).
  7. DJ Marlboro diz que vai processar pais que o acusam de pedofilia. In: Extra Online. 28. Mai 2009, abgerufen am 17. September 2025 (brasilianisches Portugiesisch).
  8. Datena proibido de falar sobre processo contra DJ Malboro. In: Consultor Jurídico. 1. Juli 2009, abgerufen am 17. September 2025 (brasilianisches Portugiesisch).
  9. DJ Sound Awards 2013. In: DJ Sound. Archiviert vom Original am 3. September 2014; abgerufen am 17. September 2025.