Cor Lammers

C.J. Lammers
Das Grab von Cor Lammers und seiner Ehefrau Dorothea Hermina Kok auf dem reformierten Friedhof in Oegstgeest

Cornelis Jacobus („Cor“) Lammers (* 20. April 1928 in Amsterdam; † 1. Mai 2009 in Oegstgeest[1][2]) war ein niederländischer Soziologe und einer der Begründer der organisationstheoretischen Forschung in den Niederlanden.[3]

Leben

Nach einem Studium an der University of Michigan und der Universität Amsterdam promovierte Lammers dort 1963.[3][2] 1964 übernahm er eine Professur für Soziologie an der Universität Leiden.[3] Er verblieb in Leiden bis zu seiner Emeritierung 1993.[2] 1972 und 1973 war er ein Fellow des Netherlands Institute for Advanced Studies (NIAS).[2] 1974 untersuchte er als Fullbright-Scholar den Stand der organisationssoziologischen Forschung in den USA.[2]

In seiner Arbeit schlug Lammers Brücken zwischen den verschiedenen soziologischen Forschungssträngen in den europäischen Ländern.[3] Sein Ansatz und seine Spezialität waren exemplarisch für niederländische Soziologen: Lokaler Gelehrte mit einem kosmopolitischen Verständnis.[3] Lammers untersuchte in den späten 1950er und den frühen 1960er Jahren Evakuierungs- und Katastrophen-Erfahrungen, Allgemeinärzte und ihre Patienten sowie Streiks und Meutereien.[3] Anfang des 21. Jahrhunderts erforschte er Militärs im Krieg, militärische Besatzung und Gräueltaten.[3] Man füge Demokratie in Organisationen hinzu, sowie Sozialisierungsprozesse, Studentenvereinigungen und so weiter und so fort...[3]

Dabei blieb Lammers fest verwurzelt in der niederländischen Soziologie, sammelte aber gleichzeitig seine Erkenntnisse weltweit, wobei er dies sowohl historisch als auch systematisch in ein geschlossenes System einpasste.[3] Und trotz dieses umfassenden Ansatzes ließ sich Lammers nicht dazu verleiten, seine Soziologie als Werkzeug des Managements zu instrumentalisieren, und er vermied zu starke Verbindungen zu den Business Schools.[3]

Lammers' Forschungen griffen immer wieder jüngere Theorien aus der Mitte des theoretischen Körpers und verbanden sie mit empirischen Daten.[3] Damit verband er die allgemeine Soziologie mit der Organisationssoziologie, wobei er beide Fächer virtuos beherrschte.[3] So erinnerte er Soziologen daran, dass man das Rad nicht neu erfinden muss, um gute Forschung zu betreiben.[3] Gleichzeitig kritisierte er zu sehr Mode-getriebene Forschungsansätze.[3]

Lammers war neben dem US-Amerikaner Michael Aiken, den Franzosen Michel Crozier und Werner Ackermann, den (damaligen) Schweizern Jean-Claude Thoenig und Peter Atteslander, dem Italiener Franco Ferraresi, dem Österreicher Erhard Friedberg und dem Briten David J. Hickson einer der Begründer der European Group for Organizational Studies (EGOS).[3][2]

Bibliographie

Lammers veröffentlichte ca. 20 Bücher und ca. 75 Artikel in namhaften Zeitschriften wie dem American Journal of Sociology, Administrative Science Quarterly oder Organization Studies.[3] Sein gemeinsam mit Jacques van Doorn geschriebenes Werk Moderne sociologie: Systematiek en analyse? war für über zwei Jahrzehnte ein Standardwerk für Soziologen in den Niederlanden.[1][3][2]

Bücher (Auswahl)

  • 1959, Moderne sociologie: Systematiek en analyse
  • 1963, Het Koninklijk Instituut voor de Marine; een sociologische analyse van de inlijving van groepen adspirant-officieren in de zeemacht
  • 1977, The Dynamics of university protest
  • 1979, Organizations Alike and Unlike (mit David Hickson)
  • 1983, Organisaties vergelijkenderwijs: ontwikkeling en relevantie van het sociologisch denken over organisaties
  • 1989, Organizational democracy: taking stock

Artikel (Auswahl)

  • 1974, The state of organizational sociology in the United States: travel impressions by a Dutch cousin. Administrative Science Quarterly 19:422-430.
  • 1978, The comparative sociology of organizations. Annual Review of Sociology 4:485-510.
  • 2006, De internationale betekenis van Cor Lammers in de organisatietheorie

Ehrungen

2001 wurde Lammers zum zweiten Ehrenmitglied der EGOS.[4][2] Seit 1979 war er Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften.[5]

Commons: Cor Lammers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Socioloog Lammers (81) overleden; Nachruf auf Cor Lammers; in de Volkskrant vom 4. Mai 2009.
  2. a b c d e f g h Kostas Gemenis (2009) In Memoriam: C. J. Lammers (1928–2009); im Journal of Historical Sociology, Vol. 22, No. 3, September 2009; ISSN 0952-1909.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q Jean-Claude Thoenig: Cornelis J. Lammers. European Group for Organizational Studies, 2021, abgerufen am 1. September 2025 (englisch).
  4. EGOS Honorary Members. European Group for Organizational Studies (EGOS), abgerufen am 1. September 2025 (englisch).
  5. Past Members: Cor J. Lammers. Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 24. Mai 2023 (mit Link zur Biografie, niederländisch).