Convivium

Ein spätantikes convivium mit Stibadium auf einer Silberplatte aus dem Seuso-Schatz (4./5. Jahrhundert n. Chr.)

Convivium (lateinischer Plural convivia, im Deutschen auch Convivien, Tischgesellschaft, Gastmahl) bezeichnete im Römischen Reich ein Bankett der römischen Aristokratie. Es war die römische Entsprechung des griechischen Symposion und wichtiger Teil der Esskultur im Römischen Reich.

Antike und Mittelalter

Diese Gastmähler boten neben überschäumender Lebensfreude eine Gelegenheit der Ordnung des gesellschaftlichen Lebens. Hier bildete sich einerseits die öffentliche Meinung, andererseits die Strukturen der sozialen Hierarchie, wie sie etwa durch die Sitzordnung vorgeprägt wurden.[1] Andererseits galt das convivium auch als ein Ort, an dem demonstrativ Standesunterschiede – insbesondere der zwischen dem Patron und seinen Klienten – vorübergehend eingeebnet wurden. Bei den römischen Schriftstellern findet sich nicht selten die Forderung, dass beim convivium demonstrativ die amicitia – die Freundschaft ohne formalisierte Standesunterschiede – statt der Hierarchie des patronicium geübt werden müsse, und ebenso häufig die Klage darüber, dass die Gleichheit – etwa in der Qualität der Weine, die die Gäste erhielten – nicht eingehalten werde.[2]

Schema der Platzverteilung in einem Triclinium für maximal neun Personen

Üblich war die Anwesenheit von Musikern, Tänzern und Tänzerinnen und weiteren Unterhaltern wie von scurrae oder derisores, die als Clowns oder Narren dafür zuständig waren, für Lachen zu sorgen.[3] Trotz ihrem Hang zur Ausschweifung und dem oft reichlichen Genuss von Wein unterlagen die convivia klaren Regeln, wie etwa Ovid betont.[4] So war die Zahl der Teilnehmer auf neun oder maximal zwölf begrenzt, die zunächst – in der Römischen Republik – in einem Triclinium lagen, wo die Gäste hufeisenförmig um einen Tisch herum auf drei Klinen (Liegesofas) lagen. Seit augusteischer Zeit findet sich dann verstärkt statt des Tricliniums das Stibadium, ein halbkreisförmiges Speiselager, das als einheitliches Möbel fünf bis sieben Gäste fassen konnte.[5]

Manche Convivia zeichneten sich durch überbordende Verschwendung und Prasserei sowie einen höchsten Aufwand an lukullischen Spezialitäten aus und gingen mit demonstrativer Vernichtung wertvoller Güter sowie sexuellen Ausschweifungen einher.

Auch das Mittelalter kannte weltliche (convivia saecularia, bzw. convivia laicorum), sowie geistliche (convivia in refectorio) bzw. Convivien unter Beteiligung sowohl von Geistlichen und Laien. Die Oberschicht veranstaltete Convivien als Bestandteil des Hofzeremoniells, die Krönungen und Bündnisse besiegelten, Freundschaften festigten, besiegeln oder einen Vertrag feierlich abschlossen. Sowohl weltliche wie geistliche Convivien unterlagen bald der Kritik der Maßlosigkeit, wurden der Verschwörung bezichtigt und waren Verboten ausgesetzt, wie es etwa das Schicksal der Kalande vor Augen führt.

Neuzeitliche Rezeption

Im 18. Jahrhundert wurde in der Studentensprache ein Kneipabend auf einer Studentenbude als Convivium bezeichnet.[6]

Eine sprachliche und bedeutungsmäßige Abschleifung erfuhr der Begriff als Konfiefchen. Damit wird in Plattdeutsch ein persönliches Treffen von zwei oder – in begrenzten Umfang – mehreren Personen bezeichnet, die in einem Gespräch vertrauliche Informationen austauschen. Das „Miteinanderreden“ auf einem Konfiefchen wird auch als klönen oder köddern[7] bezeichnet.

Der internationale Verein Slow Food hat den Begriff Convivium für seine lokalen Gruppen gewählt. Diese Gruppen sollen treffen sich regelmäßig, leben Geselligkeit, bauen Kontakte zwischen Erzeugern, Köchen, Händlern und Verbrauchern auf und fördern durch Veranstaltungen und Projekte den Erhalt der lokalen Lebensmittel, Küche und Esskultur. In Deutschland gibt es rund 85 Convivien.[8] Weltweit zählt der Verein rund 1.500 Convivien in 150 Ländern.[9]

Literatur

  • Dirk Schnurbusch: Convivium. Form und Bedeutung aristokratischer Geselligkeit in der römischen Antike. Stuttgart 2011.
  • Elke Stein-Hölterskamp: Das Römische Gastmahl. München 2005.
  • Konrad Vössing: Mensa Regia. Das Bankett beim hellenistischen König und beim römischen Kaiser. Leipzig 2004.

Anmerkungen

  1. Dirk Schnurbusch: Convivium. Form und Bedeutung aristokratischer Geselligkeit in der römischen Antike. 2011, ISBN 3-515-09860-7.
  2. Carlin A. Barton: The Sorrows of the Ancient Romans. The Gladiator and the Monster. Princeton University Press, Princeton, NJ. 1993, S. 109 f. Vgl. zur Gleichheit des Conviviums auch John D’Arms: The Roman Convivium and the Idea of Equality. In: Oswyn Murray (Hrsg.): Sympotica: A Symposium on the Symposion. Oxford University Press, Oxford 1990, ISBN 9780198148616, S. 308–320 (doi:10.1093/oso/9780198148616.003.0023).
  3. Carlin A. Barton: The Sorrows of the Ancient Romans. The Gladiator and the Monster. Princeton University Press, Princeton, NJ. 1993, S. 109.
  4. Ovid, Tristia 2,488.
  5. August Mau: Convivium. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,1, Stuttgart 1900, Sp. 1201–1208, hier Sp. 1204. Vgl. zum sigma Gerhart Rodenwaldt: Sigma. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II A,2, Stuttgart 1923, Sp. 2323 f.
  6. Friedrich Kluge: Deutsche Studentensprache. Trübner, Straßburg 1895 (Neuausgabe: Studentengeschichtliche Vereinigung des Coburger Convents, Nürnberg 1984–1985), S. 168.
  7. Konfiefchen im Wörterbuch des NDR
  8. www.slowfood.de
  9. www.slowfood.com