Conrad Schlumberger

Conrad Schlumberger (* 2. Oktober 1878 in Gebweiler, Reichsland Elsaß-Lothringen; † 9. Mai 1936 in Stockholm) war ein französischer Geophysiker und Geologe. Nach ihm wurde das Schlumberger-Verfahren benannt.

Abstammung

Conrad Schlumberger entstammte einer elsässischen Unternehmerfamilie, deren Wurzeln bis ins 16. Jh. in der schwäbischen Region Ulm zurückgehen. Sein Vorfahre in väterlicher Linie Nicolas Schlumberger hatte 1812 eine Baumwollspinnerei gegründet.[1]

Die Mutter, Marguerite Schlumberger, geborene de Witt, war die Tochter von Conrad de Witt, Abgeordneter aus dem Calvados, und Enkelin des Politikers François Guizot, Mitglied der Académie française, Minister unter Louis-Philippe. Sie war Philanthropin und Feministin und engagierte sich in Vereinen für gefallene Mädchen. Als suffragiste präsidierte sie die Internationale Liga für Frauenrechte (Ligue internationale des droits de la femme). Im Schloss der Mutter in Crèvecœur-en-Auge ist dem Paar ein Museum gewidmet.[2] Ihre heutigen Nachkommen Die Seydoux-Dynastie sind direkte Nachkommen der Mutter.

Aus der 1876 geschlossenen Ehe stammten sechs Geschwister, darunter fünf Jungen. Conrad Schlumberger war der zweitälteste. Sein älterer Bruder war der 1877 geborene Journalist und Schriftsteller Jean Schlumberger.

Die Familie war evangelischen Glaubens und pro-französisch eingestellt. Nachdem das Elsass in Folge des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 Teil Deutschlands geworden war, beschlossen die Eltern, ihre Söhne dem Zugriff des deutschen Militärs zu entziehen, indem sie sie im Alter von 15 Jahren nach Paris schickten.

Leben

Conrad verbrachte seine Kindheit in Guebwiller. 1893 verließ er das Elsass und wechselte nach Paris. Er besuchte dort das Lycée Condorcet. Nach dem Abitur absolvierte er an der höheren Lehranstalt Lycée Saint-Louis zweijährige Vorbereitungsklassen zum Studium an zwei französischen Grandes Écoles, der École polytechnique in Paris (er wurde Zweitbester des Jahrgangs) und der École nationale supérieure des mines und wurde 1904 staatlicher Bergingenieur.

Er trat den Dienst als Bergingenieur in Rodez an und wurde 1905 nach Toulouse versetzt. 1906 wurde er zum Professor für Physik an der École nationale supérieure des mines de Saint-Étienne ernannt und behielt diese Stelle bis 1914. Ab 1907 erhielt er eine entsprechende Stelle an der École nationale supérieure des mines in Paris. 1912 entdeckte er den Zusammenhang zwischen elektrischem Potential und dem Vorkommen von Mineralstoffen. Zunächst verifizierte er seine Entdeckung im Labor der École des mines mittels einer Badewanne, in der er Erdschichten nachstellte, und machte sich an die Arbeit, seine Erkenntnisse zu vertiefen. Das Verfahren wurde später nach ihm benannt. Im Rahmen seiner Tätigkeiten unternahm er Studienreisen weltweit. So kartierte er 1914 bei Bor in Serbien Pyrit-Körper mit Hilfe der Eigenpotentialmessung an der Erdoberfläche.

Der Erste Weltkrieg, in dem er als Offizier der Artillerie diente, unterbrach diese Karriere. 1916 wurde Schlumberger Offizier der Ehrenlegion. Unmittelbar nach dem Krieg wurde er 1918 beauftragt, den Bergbau Elsass-Lothringens und des Saarlands als Chefingenieur neu zu gestalten, dann kehrte er ein Jahr später als Professor für Physik an die École supérieure des mines zurück, wo er sich mit angewandter Geophysik beschäftigte. Nun schrieb er seine Abschlussarbeit über seine Arbeiten und seine Methodik mit 6 Jahren Verspätung.

Mit finanzieller Unterstützung des Vaters konnte er ab 1919 mit seinem Bruder Marcel Schlumberger wissenschaftlich an der Umsetzung der Methode arbeiten und entwickelte eine mobile Messapparatur zur Bohrlochsondierung (Wireline-Logging-Verfahren). Sie richteten sich bei Crèvecœur-en-Auge Werkstatt und Geschäftsräume ein, wo heute die Schlumberger-Stiftung ihren Sitz hat. Zusammen mit Marcel führte er rund um die Erde experimentelle Arbeiten durch. 1923 schied Conrad Schlumberger aus dem Lehrberuf aus, um sich ganz der vielversprechenden angewandten Geophysik zu widmen.

1926 gründete er mit Marcel ein Ingenieurbüro, die Société de Prospection Électrique an der Adresse 42 rue Saint-Dominique in Paris, die heute unter dem Namen Schlumberger Limited die weltgrößte Erdöl- und Gasexplorationsfirma ist. Am 5. September 1927 führten die Brüder im Elsass auf Bohrturm 7 südöstlich von Dieffenbach-lès-Wœrth bei Merkwiller-Pechelbronn die weltweit erste auf elektrischem Widerstand beruhende Bohrlochvermessung vor. Die ersten Auftraggeber waren 1930 die USA und die UdSSR.

Es folgten 1931 die Gründung der CGG (Compagnie générale de géophysique) und 1934 der „Schlumberger Well Surveying Corporation“ in Houston, USA.

1904 heiratete er Louise Delpech aus Clairac im Département Lot-et-Garonne. Er war Vater dreier Töchter, nämlich der Philanthropinnen Anne Gruner Schlumberger (1905–1993), Dominique de Ménil (1908–1998) und Sylvie Boissonnas (1912–1999).

1936 starb Conrad Schlumberger 57-jährig in Stockholm auf der Rückkehr von einer Geschäftsreise nach Russland. Marcel übernahm die Leitung der Unternehmungen.

Ehrungen

  • Tour de forage. Das Denkmal wurde 2005 in Dieffenbach-lès-Wœrth in errichtet und hat die Form eines Bohrturmes. Es erinnert an die Bohrlochvermessung von 1927 und ist den beiden Brüdern gewidmet.
  • Der Conrad Schlumberger Award, ein Wissenschaftspreis der European Association of Geoscientists and Engineers (EAGE)

Einzelnachweise

  1. Die Familie Schlumberger. In: Virtuelles Museum des Protestantismus. Fondation pasteur Eugène Bersier, abgerufen am 21. Januar 2018.
  2. Une famille... un musée. In: Château de Crèvecoeur. Fondation Musée Schlumberger, abgerufen am 21. Januar 2018 (französisch, englisch).