Congrès national d’initiative démocratique

Der Congrès national d’initiative démocratique (Cnid, Faso yiriwa ton in Bambara; arabisch المؤتمر الوطني للمبادرة الديمقراطية dt.: „Nationaler Kongress für Demokratische Initiative“) ist eine 1990 gegründete malische Politische Partei unter der Führung von Mountaga Tall. Ihr Symbol ist die aufgehende Sonne.

Geschichte

1990–1991 politische Vereinigung gegen Moussa Traoré (Cnid)

Am 18. Oktober 1990 wurde von Mountaga Tall und Demba Diallo in Bamako eine Vereinigung unter dem Namen Comité national d’initiative démocratique gegründet.[1] Dieser Verein ist die erste Organisation, die offen die Einführung eines Mehrparteiensystems in Mali forderte und gegen das autoritäre Regime von Moussa Traoré kämpfte. Ihr schloss sich die eine Woche später gegründete Association pour la démocratie au Mali (Adema – Vereinigung für Demokratie in Mali) an.

Sehr schnell versuchte sie, die Bevölkerung zu mobilisieren. So organisierte sie eine friedliche Demonstration am 10. Dezember 1990, die 10.000 Menschen in Bamako versammelte[2] und beteiligte sich an der Organisation von Universitätsprotesten am 30. Dezember 1990, die 30.000 bis 50.000 Personen auf die Straßen Bamakos brachte.[3][4] Weitere Proteste fanden, trotz des von den Behörden verhängten Verbots, am 18. Januar 1991 in Bamako und am 19. Januar 1991 in Ségou statt. Mountaga Tall wurde während der Demonstration in Bamako durch eine Tränengasgranate verletzt.[2]

Die Regierung verbot die Aktivitäten der Initiative am 18. Januar 1991.[3]

Am 3. März 1991 wurde ein neuer Marsch von den beiden Verbänden organisiert, die sich der Vereinigung für Gerechtigkeit, Demokratie und Fortschritt (AJDP) und der Freien und Demokratischen Jugend (JLD) angeschlossen hatten. Am 17. März 1991 organisierten Adema, Cnid und die Association des élèves et étudiants du Mali (Vereinigung der Schüler und Studenten von Mali, AEEM) einen Schweigemarsch zum Gedenken an Cabral, der am 17. März 1980 ermordet worden war.[2]

Am 22. März 1991 wurde das Koordinierungskomitee der Demokratischen Vereinigungen und Organisationen, allgemein als Demokratische Bewegung (Comité de coordination des associations et des organisations démocratiques; Mouvement démocratique), bezeichnet, gegründet. Dem Cnid gehören neben Adema, AJDP, JLD, der Union nationale des travailleurs du Mali (Nationalen Arbeitergewerkschaft Malis, UNTM), die Association malienne des droits de l’homme (Malischen Vereinigung für Menschenrechte, AEEM) und die Anwaltskammer an.[2]

Am 26. März 1991 verhaftete der damalige Lieutenant-Colonel Amadou Toumani Touré den Demonstranten Moussa Traoré während einer gewaltsamen Auflösung einer Demonstration.[2]

Die Cnid beteiligte sich in der Folge an der nationalen Konsultation zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung.

1992 bis 2002 – Opposition

Nach dem Sturz von Moussa Traoré am 26. März 1991 verwandelte ein konstituierender Kongress Cnid in eine politische Partei.[3] Damit wurde sie am 6. Juni 1991 die 25. offizielle Partei Malis.[5]

Bei den ersten Parlamentswahlen 1992 konnte Cnid nur 9 von 116 Sitzen erringen. Bei den Präsidentschaftswahlen erreichte Mountaga Tall 11,41 % der Stimmen und belegte den dritten Platz. Die Alliance pour la démocratie au Mali-Parti africain pour la solidarité et la justice (Allianz für Demokratie in Mali – Afrikanische Partei für Solidarität und Gerechtigkeit) mit Alpha Oumar Konaré gewann diese Wahlen. Cnid positionierte sich in der Opposition.

Im Jahr 1995 verließen Aktivisten unter der Führung von Tiébilé Dramé den CNID, um die Parti pour la renaissance nationale (Partei für die Nationale Renaissance, PARENA) zu gründen.[6]

Im Oktober 1996 schloss sich Cnid der Koalition der Oppositionsparteien, der Rassemblement des forces patriotiques (Versammlung der patriotischen Kräfte, RFP)[7]

Die Parlamentswahlen am 13. April 1997 verliefen chaotisch, insbesondere aufgrund des Fehlens zuverlässiger Wählerlisten.[8] Cnid forderte zusammen mit den anderen Oppositionsparteien die Annullierung der Abstimmung (die vom Verfassungsgericht – Cour constitutionnelle du Mali gewährt wurde) und die Aussetzung des Wahlprozesses. Cnid boykottierte daraufhin die erneuten Präsidentschaftswahlen und die anschließenden Parlamentswahlen.

Während einer von der Opposition organisierten Versammlung am 10. August 1997 in Bamako wurde ein Polizist gelyncht. Zehn Oppositionsführer, darunter Mountaga Tall, als Präsident des CNID, und Fanta Diarra, die Präsidentin der Frauenorganisation des CNID, wurden daraufhin verhaftet und wegen „Gewalt und Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt“.[9]

Seit 2002 – Unterstützung für Präsident Amadou Toumani Touré

Bei den Präsidentschaftswahlen 2002 erhielt Mountaga Tall im ersten Wahlgang 3,77 % der Stimmen. Im zweiten Wahlgang unterstützte Cnid Amadou Toumani Touré.[10]

Bei den Parlamentswahlen im August bildete Cnid innerhalb der Koalition „Espoir 2002“ („Hoffnung 2002“) ein Bündnis mit der Rassemblement pour le Mali et le Mouvement patriotique pour le renouveau und errang 13 Abgeordnetensitze.[11]

Cnid ist in der Regierung von Ahmed Mohamed Ag Hamani vom 16. Oktober 2002 durch seinen Generalsekretär N’Diaye Bah vertreten.[12] Er war Minister für Handwerk und Tourismus und wurde in der Regierung von Ousmane Issoufi Maïga vom 2. Mai 2004 in denselben Posten wiederernannt.[13]

Bei den Präsidentschaftswahlen 2007 unterstützte Cnid den amtierenden Präsidenten Amadou Toumani Touré bereits in der ersten Runde.[14]

Bei den Parlamentswahlen konnte Cnid 7 Abgeordnete stellen.[15]

N’Diaye Bah wurde am 3. Oktober 2007 zum Minister für Handwerk und Tourismus in der Regierung von Modibo Sidibé ernannt,[16] und am 9. April 2009 erneut in diese Position in der neuen Regierung von Modibo Sidibé berufen.[17]

Wahlergebnisse

Jahr Wahl Ergebnisse, Anmerkungen
1992 Kommunalwahlen 97 „Conseillers“ von 749
Parlamentswahl 9 von 116
Präsidentschaftswahl 1. Runde: Mountaga Tall 11,41 %
1997 Präsidentschaftswahl Wahlboykott
Parlamentswahl Wahlboykott
1998 Kommunalwahlen
1999 Kommunalwahlen
2002 Präsidentschaftswahl Erste Wahlrunde: Mountaga Tall 3,77 %
Parlamentswahl 13 Abgeordnete, Coalition „Espoir 2002“
2004 Kommunalwahlen 5 Maires von 703
2007 Wahl der Conseillers Nationaux 4 von 75
Präsidentschaftswahl Mitglied der Alliance pour la démocratie et le progrès; Unterstützung für Amadou Toumani Touré
Parlamentswahl 7 von 147
2009 Kommunalwahlen 529 Conseillers

Einzelnachweise

  1. ↑ El Hadji Omar Diop: Partis politiques et processus de transition démocratique en Afrique noire: recherches sur les enjeux juridiques et sociologiques du multipartisme dans quelques pays de l’espace francophone. Publibook 2006: S. 71.
  2. ↑ a b c d e Retour triomphal du président Tall à Bamako «le Cnid est une équipe» dixit l’avocat. In: Le Matinal. maliweb.net vom 14. Oktober 2008.
  3. ↑ a b c L'avènement de la démocratie et de la troisième république au Mali memorialmodibokeita.org.
  4. ↑ Daba Balla Keïta, Marche unitaire du 30 décembre 1990 Les acteurs du Mouvement Démocratique se souviennent, Nouvel Horizon, 12 janvier 2009 malikounda.com
  5. ↑ République du Mali, Ministère de l’Administration territoriale et des Collectivités locales (Direction nationale de l’intérieur), Listes des partis politiques, 7. Juli 2009.
  6. ↑ Création du PARENA, le 57e parti politique, Afrique express N° 97, 6. Oktober 1995 afrique-express.com
  7. ↑ Bakary Camara: Le processus démocratique au Mali depuis 1991— Entre fragmentation de l’espace politique et coalitions: Quels sont les impacts de la démocratisation sur la condition de vie des maliens, 2008: worskhop on political participation. Dakar, Sénégal, 6-21 juillet 2008. apsanet.org
  8. ↑ Mountaga Tall: Les élections contestées de 1997 au Mali, document présenté sur le site internet de l’Organisation internationale de la francophonie. democratie.francophonie.org.
  9. ↑ „violence et voies de fait ayant entraîné la mort d'une personne.“ Troubles post-électoraux. Afrique express N° 152, 11. September 1997 afrique-express.com
  10. ↑ Conférence des Cadres du CNID F.Y.T: Les Vérités de Me Tall à l’ADP, Le Progrès, 11. Dezember 2009. maliweb.net
  11. ↑ Résultats des élections législatives de 2002. africanelections.tripod.com.
  12. ↑ Décret N° 02 496 / P-RM DU 16. Oktober 2002. portant nomination des membres du gouvernement
  13. ↑ Décret n°04-141/P-RM du 2 mai 2004. portant nomination des membres du gouvernement
  14. ↑ Partis politiques: URD frustrée - CNID pour ATT, Nouvel Horizon, 16. Januar 2007 culture.gov.ml.
  15. ↑ Union interparlementaire, Mali Assemblée Nationale parline-f.
  16. ↑ décret n° 07-383/p-rm du 3 octobre 2007. portant nomination des membres du gouvernement.
  17. ↑ Décret N°09-00157/P-RM du 9 avril 2009.
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