Conflict Intelligence Team

Das Conflict Intelligence Team (CIT) ist eine russische oppositionelle Plattform für investigativen Journalismus. Die Organisation berichtet vor allem über die russischen Streitkräfte. Sie wurde 2014 vom Aktivisten Ruslan Lewijew gegründet und verlegte 2022 ihre Tätigkeit nach Georgien.[1][2]

Geschichte

Die Gruppe wurde von Ruslan Lewijew, einem Programmierer aus Surgut (Russland), gegründet. Laut seinen Angaben bemerkte er 2011 massiven Wahlbetrug bei den Wahlen zur Staatsduma, woraufhin er sich der russischen Opposition anschloss und ein Unternehmen gründete, das verschiedene Ereignisse im Zusammenhang mit dem Russisch-Ukrainischen Krieg übertrug, insbesondere die Euromaidan-Proteste in der Ukraine. Nach der Annexion der Krim durch Russland und dem Beginn des Kriegs im Donbas begann Lewijew, diese Konflikte zu dokumentieren und zu untersuchen, einschließlich der Beteiligung des russischen Militärs. Zunächst trug seine Gruppe den Namen „War in Ukraine (WiU)“, und im September 2015, nach Beginn der russischen Militäroperation in Syrien, änderte sie ihren Namen in den heutigen. CIT, das aus sechs Mitgliedern besteht, ist kleiner als andere vergleichbare Organisationen und insofern einzigartig, als alle Mitglieder russische Staatsbürger sind.[3] Die Namen der meisten Gruppenmitglieder werden aus Sicherheitsgründen geheim gehalten.[4]

Bis 2022 operierte die Gruppe hauptsächlich in Russland und war Bedrohungen ausgesetzt, darunter zwei Versuche, ein Strafverfahren gegen Lewijew einzuleiten, eine Vorladung zur Militärstaatsanwaltschaft, ein Angriff durch eine unbekannte Person, telefonische Morddrohungen und ein Hackerangriff durch die Gruppe CyberBerkut.[3][5][6][7]

Am 5. März 2022 gab CIT bekannt, Russland verlassen zu haben, um seine Arbeit fortsetzen zu können.[8] Im Mai wurde Lewijew im Exil nach dem Fake-News-Gesetz vom März 2022 angeklagt, was vom Komitee zum Schutz von Journalisten kritisiert wurde.[9]

Im August 2023 erklärte die russische Regierung die Gruppe zur „unerwünschten Organisation“, wodurch ihre Arbeit zur Dokumentation und Untersuchung bewaffneter Konflikte mit russischer Beteiligung kriminalisiert wurde.[10][11]

Aktivität

Die Gruppe arbeitet mit großen internationalen Medien zusammen, die ihre Recherchen veröffentlichen, darunter die BBC, Reuters, Sky News und Der Spiegel.[3]

CIT hat eine Reihe von Untersuchungen zur Präsenz und zu den Aktivitäten russischer Truppen in Syrien durchgeführt (einschließlich des Todes russischer Soldaten und des Einsatzes von Streumunition in Syrien). Durch die Analyse von Fotografien und Karten widerlegte CIT die offizielle russische Darstellung, wonach russische Truppen in Syrien nicht an Bodenkämpfen beteiligt seien.[12]

Gemeinsam mit Bellingcat untersuchte die Gruppe die Umstände des Abschusses einer Boeing 777 in der Region Donezk im Jahr 2014.[13] CIT identifizierte gemeinsam mit Bellingcat, The Insider und Proekt die wahren Namen der Verdächtigen in der Vergiftung von Sergei und Julija Skripal im Jahr 2018.[14] Im Jahr 2020 untersuchte CIT den Mord an Alexander Taraikowski, einem Teilnehmer der Proteste in Belarus 2020–2021.[15] Die Gruppe berichtete ausführlich über Russlands Vorbereitungen auf die Russische Invasion in der Ukraine 2022.[16][17]

Einzelnachweise

  1. Andrey Kaganskikh: Videos of Russian military on the move spread on TikTok. In: Al Jazeera. 18. Februar 2022, abgerufen am 14. März 2022 (englisch).
  2. Conflict Intelligence Team. Deutsche Welle, 17. Februar 2022, archiviert vom Original am 25. November 2021; abgerufen am 11. März 2022 (russisch).
  3. a b c Toler A.: Digital Investigative Journalism. Data, Visual Analytics and Innovative Methodologies in International Reporting. Hrsg.: O. Hahn, F. Stalph. Springer Nature Switzerland, 2018, ISBN 978-3-319-97283-1, Crowdsourced and Patriotic Digital Forensics in the Ukrainian Conflict, S. 205–208, doi:10.1007/978-3-319-97283-1_19 (englisch, google.com).
  4. Новосирия: Путин дал приказ? In: Радио Свобода, Radio Free Europe/Radio Liberty, 27. September 2015 (russisch). 
  5. Солдаты говорят, что им осточертела ложь (Memento des Originals vom 12. März 2022 im Internet Archive) In: Радио Свобода, Radio Free Europe / Radio Liberty, 28. Mai 2016 (russisch). 
  6. В Москве напали на основателя расследовательской группы Conflict Intelligence Team. Deutsche Welle, 27. November 2019; (russisch).
  7. Russian investigative reporter says he was attacked in Moscow. Reuters, 27. November 2019; (englisch).
  8. Команда Conflict Intelligence Team закрила офіс у Москві і евакуювала персонал із Росії – Левієв In: Радіо Свобода, Radio Free Europe / Radio Liberty, 6. März 2022 (ukrainisch). 
  9. Two exiled Russian journalists charged for disseminating 'fake' news on war in Ukraine. In: Committee to Protect Journalists. 24. Mai 2022, abgerufen am 26. Juni 2022 (englisch).
  10. Russia-Ukraine war: List of key events, day 534. In: Al Jazeera. Abgerufen am 11. August 2023 (englisch).
  11. Russia Labels War Monitor Conflict Intelligence Team 'Undesirable'. The Moscow Times, 10. August 2023, abgerufen am 11. August 2023 (englisch).
  12. Fainberg S.: Russian Spetsnaz, Contractors and Volunteers in the Syrian Conflict. Institut français des relations internationales, 2017, ISBN 978-2-36567-782-0, S. 12 (englisch, ifri.org (Memento des Originals vom 14. Februar 2022 im Internet Archive)).
  13. Новый доклад Bellingcat по MH17: доставка "Бука" и отставной офицер РФ. 3. März 2017; (russisch).
  14. Британская полиция обвинила третьего россиянина в отравлении Скрипалей. Deutsche Welle, 21. September 2021; (russisch).
  15. "Стечение обстоятельств". Как власти Беларуси закрывают дела и суды о гибели людей на протестах In: BBC News Русская Служба, BBC, 19. Februar 2021 (russisch). 
  16. Команда Conflict Intelligence Team закрила офіс у Москві і евакуювала персонал із Росії – Левієв In: Радіо Свобода, Radio Free Europe / Radio Liberty, 6. März 2022 (ukrainisch). 
  17. 'In The Convoy With The Buk': An Open-Source Investigator Follows The MH17 Trial. Radio Free Europe / Radio Liberty, 11. Juni 2021; (englisch).