Comité zur Pflege von Verwundeten und Kranken

Das Hamburger Comité zur Pflege von Verwundeten und Kranken war die erste Rotkreuz-Organisation in Hamburg und gilt als ideeller Vorläufer des heutigen DRK-Landesverbands Hamburg. Es wurde am 2. Februar 1864 aus Anlass des Deutsch-Dänischen Kriegs gegründet, der am Vortag mit einem Angriff preußischer und österreichischer Truppen begonnen hatte.

Gründung

Unmittelbar nach Beginn der Kampfhandlungen wandte sich am 2. Februar 1864 ein neu gebildetes „Comité zur Pflege von Verwundeten und Kranken“ mit einem öffentlichen Aufruf an die Hamburger Bevölkerung und bat um Unterstützung seiner Maßnahmen. Am 18. Oktober 1864 wurde das Comité in den auf Dauer angelegten „Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“ überführt. Vorsitzende und Vorstände entstammten vor allem der Hamburger Kaufmannschaft; enge personelle Verbindungen bestanden zu Senat, Bürgerschaft und Handelsgremien.

Das Komitee zur Pflege von Verwundeten und Kranken in Hamburg nannte sich 1899 um in Hamburgischer Landesverein vom Roten Kreuz. Das ging auf den Beschluss der ersten Reichskonferenz der Landes- und Provinzialvereine vom Roten Kreuz und verwandten Organisationen in Stuttgart, die vom 6. Oktober bis 8. Oktober 1898 stattfand, zurück. Dabei war eine einheitliche Benennung aller deutschen Rotkreuz-Organisationen beschlossen worden.

Die Lieder Das rothe Kreuz und Lied der Männer vom rothen Kreuz (beide 1897) entstanden im Komitee zur Pflege von Verwundeten und Kranken in Hamburg.

Zu den Gründungsmitgliedern gehörten[1]

Zweck und Organisation

Zweck war die rasche Hilfe für Verwundete und Kranke der Feldheere sowie das Sammeln und Verteilen von Geld- und Sachspenden. Das (spätere) Vereinsstatut stellte zudem auf die Verfolgung von Fortschritten in Krankenpflege und Kriegsheilwesen sowie die Ausbildung von Pflegerinnen und Pflegern ab. Frauenvereine arbeiteten früh eng mit dem Comité/Verein zusammen.

Tätigkeit 1864/1866

Bereits 1864/66 wurden in Hamburg erhebliche Mittel mobilisiert. Für den Krieg von 1866 sind Bareinnahmen von rund 88.000 Mark Banco und Naturalien im Wert von etwa 25.000 Mark Banco belegt. Ein Großteil der Hilfsgüter wurde dem Preußischen Zentralkomitee in Berlin zugeführt; zugleich entsandte Hamburg Delegierte in betroffene Gebiete (u. a. Schlesien und Sachsen).

Frauenvereine

Parallel formierten sich Hamburger Frauen-Hilfsvereine wie der Vaterländische Frauenverein, die Spenden sammelten, Näh- und Pflegearbeiten organisierten und ab 1871 eigene Pflegeeinrichtungen (Poliklinik; später Mutterhaus/Krankenhaus) initiierten. Leitende Figuren waren u. a. Minna Plambeck und Albertine Schön. Die Frauenarbeit war eng mit dem (Männer-)Verein verflochten.

1870/71 und Nachwirkung

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 koordinierten sich Hamburger Akteure als „Vereinigte Komitees für die Verwundeten“; Vorsitzender war der Kaufmann Gustav von Lind (seit 1867 Vorsitz im Männerverein). In der Folge professionalisierte sich die Rotkreuzarbeit vor Ort (u. a. Gründung der „Hamburger Colonne vom Rothen Kreuz“ 1884). Die Initiativen von 1864 gelten als Vorläufer des heutigen DRK-Landesverbandes Hamburg.

Literatur

  • Janosch Steuwer (Hrsg.): Das Rote Kreuz in der Region Hamburg in der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Akademische Verlagsgemeinschaft, München 2022. (Kapitel »Hamburg«, insbes. Abschnitte zum Comité 1864 und zum Verein ab 18. Oktober 1864).
  • Arne Schöning: Auf nach Düppel! Der Deutsch-Dänische Krieg 1864 und seine Auswirkungen auf Hamburg. Hamburg University Press, 2013. (Abschnitte zur Hamburger Kriegsfürsorge; Bezüge zum Comité 1864).
  • DRK-Landesverband Hamburg (Red.): Vaterländischer Frauen-Hülfs-Verein Hamburg 1866–1871 (Themenblatt, o. J.). (Überblick zu Frauenvereinen und Zusammenarbeit mit dem Männerverein).

Einzelnachweise

  1. Volkmar Schön: „Auf nach Düppel“ - erstmals Hilfe unter dem Zeichen des Roten Kreuzes, 2019, S. 277.