Coloni C4
![]() Coloni C4 | |||||||||
| Konstrukteur: | |||||||||
| Designer: | Christian Vanderpleyn | ||||||||
| Vorgänger: | Coloni C3C | ||||||||
| Technische Spezifikationen | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Chassis: | Kunststoff | ||||||||
| Radstand: | 2850 mm | ||||||||
| Gewicht: | 530 kg | ||||||||
| Reifen: | Goodyear | ||||||||
| Statistik | |||||||||
| Fahrer: | |||||||||
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| WM-Punkte: | — | ||||||||
| Podestplätze: | — | ||||||||
| Führungsrunden: | — über 0 km | ||||||||
Der Coloni C4 ist ein Formel-1-Rennwagen des ehemaligen italienischen Motorsportteams Coloni, der zu 16 Großen Preisen der Formel-1-Weltmeisterschaft 1991 gemeldet wurde. Er war das einzige Auto, das wegen regelmäßiger Nichtqualifikationen an keinem Rennen der Saison teilnahm. 1992 meldete ihn das Team Andrea Moda Formula mit veränderter Antriebstechnik unter der Bezeichnung Coloni C4B für zwei Rennen, aber auch in dieser Konfiguration gab es keine Rennteilnahmen.
Entstehungsgeschichte
Das von Enzo Coloni gegründete Motorsportteam Coloni war nach einigen Jahren in der Italienischen Formel-3-Meisterschaft und der Formel-3000-Europameisterschaft im Herbst 1987 mit einem eigenen Auto in die Formel 1 gekommen. Das Team war finanziell, technisch und personell von Beginn an schwach aufgestellt. Das wirkte sich auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Bis zum Ende der Saison 1989 erreichte es nur 13 Rennteilnahmen. Technische Basis war zuletzt der 1989 von Christian Vanderpleyn konstruierte Coloni C3, von dem zwei Exemplare entstanden. Für die Saison 1990 wurde eines der Chassis auf einen als Subaru vermarkteten Motori-Moderni-Motor umgerüstet. Dieses schwere und unausgereifte, als Coloni C3B bezeichnete Einzelstück scheiterte bis zum Sommer 1990 bei jedem Großen Preis an der Vorqualifikation. Nach dem Rückzug Subarus bestritt Coloni die zweite Hälfte der Saison 1990 mit dem C3C, der auf dem zweiten C3 von 1989 basierte und mit einem Cosworth-Achtzylindermotor ausgerüstet war. Auch mit ihm schaffte Coloni keine Rennteilnahme.
Für die Saison 1991 hoffte Coloni auf eine finanzielle Konsolidierung durch die Verpflichtung von Andrea de Cesaris, der eng mit Marlboro Italia verbunden war;[1] de Cesaris ging allerdings letztlich zu Jordan, sodass Coloni 1991 erneut nur ein sehr knappes Budget zur Verfügung hatte und keine Weiterentwicklung des Autos finanzieren konnte.
Der Coloni C4 wurde als Einzelstück Ende Februar 1991 fertiggestellt. Coloni konnte nur wenige Installationsrunden auf dem Autodromo dell’Umbria zurücklegen, bevor das Material zum ersten Saisonrennen in die USA verfrachtet wurde.[2]
Technik
Als Konstrukteur des C4 gab Coloni offiziell das „Coloni Technical Department“ an.[2] Tatsächlich hatte das Team im Winter 1990/91 keine eigene Konstruktionsabteilung. Der C4 stimmt im Kern mit dem von Christian Vanderpleyn konstruierten Coloni C3 überein, der im Frühjahr 1989 entwickelt worden war. Nahezu alle Merkmale des C4 sind mit denen des C3 identisch; Änderungen ergaben sich lediglich bei aerodynamischen Details der Karosserie. Sie wurden von Studenten der Universität Perugia entwickelt, die sich im Rahmen einer Studienarbeit mit der Modifizierung des Coloni beschäftigt hatten.[3][4]
Der Coloni C4 verwendet das Monocoque und die Aufhängungskomponenten des C3.[5] Als Antrieb diente ein Cosworth-DFR-Motor, der bis zum vierten Saisonrennen bei Langford & Peck und danach von Hart Racing Engines vorbereitet wurde.[6]
Produktion
Coloni hatte im Laufe der Saison zwei Chassis des C4 zur Verfügung; regelmäßig war aber nur ein Auto rennbereit.
Bis zum Großen Preis von Frankreich meldete Coloni den C4/1, der danach, um Mittel für den Weiterbetrieb des Rennstalls zu generieren, an den Industriellen Andrea Sassetti verkauft wurde. Aus den Restbeständen und dem bis dahin ungenutzten zweiten Chassis baute Coloni den C4/2 auf, der ab dem Großen Preis von Großbritannien gemeldet wurde. Das Team verfügte jedenfalls in der zweiten Jahreshälfte 1991 nur über ein einziges Triebwerk.[2][7]
Renneinsätze
Coloni betrieb die Renneinsätze auf minimalem Niveau. Das Team bestand lediglich aus sechs Mitarbeitern. Einen professionellen Renningenieur gab es nicht; Teamchef Enzo Coloni, ein ehemaliger Rennfahrer, der in seiner Karriere vor allem an italienischen Formel-3-Wettbewerben teilgenommen hatte, übernahm diese Funktion an den Rennstrecken. Mangels Testfahrten fehlten dem Team Referenzwerte, sodass die Abstimmung üblicherweise improvisiert wurde; eine Quelle spricht von einem „Ratespiel“.[2]
Coloni meldete zu jedem Rennen nur ein Auto. Fahrer war zunächst der Portugiese Pedro Matos Chaves, der 1990 die Britische Formel-3000-Meisterschaft gewonnen hatte, aber nur wenige kontinentaleuropäische und internationale Stecken kannte. Chaves brachte einige portugiesische Sponsoren mit, die die Wiederaufnahme des Rennbetriebs bei Coloni erst möglich machten. Nach 13 erfolglosen Qualifikationsversuchen trennte sich Chaves im Frühherbst 1991 von Coloni. Für den Großen Preis von Spanien suchte Coloni vergeblich einen Ersatzfahrer; kein Pilot mit Superlizenz war bereit, mit dem C4 an den Start zu gehen. Für die letzten beiden Rennen des Jahres in Japan und Australien meldete das Team den japanischen Debütanten Naoki Hattori, der keine Formel-1-Erfahrung hatte. ersetzt.
Coloni unterlag während der gesamten Saison der Vorqualifikation. Sowohl Chaves als auch Hattori scheiterten bei jedem Versuch an der Vorqualifikation, sodass der C4 kein einziges Rennen der Saison 1991 bestritt. Der Coloni C4 war nur selten schneller als sein Vorgänger. In Ungarn etwa lag Chaves’ schnellste Runde drei Sekunden über der Zeit, die Bertrand Gachot ein Jahr zuvor mit dem weitestgehend baugleichen Colonic C3C erreicht hatte.[8][9]
Beim Großen Preis von Italien, Colonis Heimrennen, konnte das Team nicht einmal an der Vorqualifikation teilnehmen, da der einzige Motor bereits beim Aufwärmen in der Box einen Defekt erlitt. Beim anschließenden Großen Preis von Portugal, der für Chaves wegen seiner lokalen Sponsoren das wichtigste Rennen des Jahres war, erlitt der Cosworth-Motor nach sechs Runden einen Ventilschaden. Da Coloni keinen Ersatzmotor zur Verfügung hatte, war die Vorqualifikation damit für Chaves beendet.
In Japan und Australien übernahm Naoki Hattori den Coloni C4. Hattori hatte 1990 die japanische Formel-3-Meisterschaft gewonnen und hatte ebenso wenig Formel-1-Erfahrung wie sein Vorgänger. In Japan lag seine beste Rundenzeit mehr als 25 Sekunden über der Polezeit; die Qualifikation verpasste Hattori um etwas 20 Sekunden.[10] In Australien betrug der Rückstand auf die Qualifikation mehr als 4 Sekunden.[11]
Weitere Verwendung
Bologna Sprint
Nach dem letzten Saisonrennen erschien der Coloni C4 im Dezember 1991 beim Bologna Sprint, einem Wettbewerb, der im Rahmen der Bologna Motor Show abgehalten wurde. Hier traten sechs Fahrer in überwiegend italienischen Autos bei kurzen Sprintrennen gegeneinander an. Der C4 wurde von dem Team Coloni-Andrea Moda Formula gemeldet und war, abgesehen von der nun schwarzen Lackierung, unverändert. Fahrer des C4 war Antonio Tamburini. Tamburini setzte sich im ersten Sprint gegen Gianni Morbidelli im Minardi M191 durch, scheiterte aber im Halbfinale an Johnny Herbert, der einen Lotus 102 mit Judd-Motor einsetzte.[12]
Coloni C4B bei Andrea Moda
Im Sommer 1991 kaufte der italienische Schuhfabrikant Andrea Sassetti zunächst einen Coloni C4 (C4/1), mit dem er anschließend in rot-weißer Lackierung privat auf italienischen Rennkursen unterwegs war. Im September 1991 übernahm Sassetti auch das technische Material und den zweiten Coloni C4. Er betrieb in der Saison 1992 ein eigenes Formel-1-Team unter dem Namen Andrea Moda Formula.
Für das erste Rennen des Jahres in Brasilien meldete Andrea Moda Formula zwei Autos vom Typ Coloni C4B, eine im Bereich des Fahrzeughecks stark modifizierte Version des C4, der von Enrico Bertaggia und Alex Caffi gefahren werden sollte. Ob zu dieser Zeit beide C4B wirklich einsatzbereit waren, ist zweifelhaft; dokumentiert ist nur die Fertigstellung eines Autos. Das Team wurde allerdings von der Teilnahme am ersten Großen Preis des Jahres 1992 ausgeschlossen, sodass der C4B nicht einmal zur Vorqualifikation antrat. Zum Großen Preis von Brasilien ersetzte Andrea Moda den Coloni C4B durch den neuen, von Simtek konstruierten Andrea Moda S921.
Sammlerstück

Der Verbleib der beiden Coloni C4 ist nicht vollständig dokumentiert. Seit dem Jahr 2000 erscheinen wiederholt Autos mit der Bezeichnung Coloni C4, wobei eine Zuordnung zu den einzelnen Chassisnummern nicht nachvollziehbar ist.
2001 bestritt der Rennfahrer Ingo Iserhardt auf dem österreichischen A1-Ring einen privaten Test in einem als Coloni C4 bezeichneten Auto, das nicht in den Originalfarben des Jahres 1991 lackiert war. Ob das Auto zu diesem Zeitpunkt mit einem Cosworth- oder einen Judd-Motor ausgestattet war, ist unklar.
Etwa zehn Jahre später erschien ein Coloni C4 in der weiß-grau-blauen Lackierung des Jahres 1991 in Großbritannien bei verschiedenen Clubveranstaltungen; das Auto wurde dabei auch mehrfach gefahren.[13][14] Ob es sich dabei um das gleiche Auto handelt wie bei Iserhardts Testfahrt aus dem Jahr 2001, ist unklar.
Rennergebnisse
| Fahrer | Nr. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | Punkte | Rang |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Formel-1-Saison 1991 | 0 | – | |||||||||||||||||
| 31 | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | DNPQ | ||||||
| DNPQ | DNPQ | ||||||||||||||||||
| Legende | ||
|---|---|---|
| Farbe | Abkürzung | Bedeutung |
| Gold | – | Sieg |
| Silber | – | 2. Platz |
| Bronze | – | 3. Platz |
| Grün | – | Platzierung in den Punkten |
| Blau | – | Klassifiziert außerhalb der Punkteränge |
| Violett | DNF | Rennen nicht beendet (did not finish) |
| NC | nicht klassifiziert (not classified) | |
| Rot | DNQ | nicht qualifiziert (did not qualify) |
| DNPQ | in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify) | |
| Schwarz | DSQ | disqualifiziert (disqualified) |
| Weiß | DNS | nicht am Start (did not start) |
| WD | zurückgezogen (withdrawn) | |
| Hellblau | PO | nur am Training teilgenommen (practiced only) |
| TD | Freitags-Testfahrer (test driver) | |
| ohne | DNP | nicht am Training teilgenommen (did not practice) |
| INJ | verletzt oder krank (injured) | |
| EX | ausgeschlossen (excluded) | |
| DNA | nicht erschienen (did not arrive) | |
| C | Rennen abgesagt (cancelled) | |
| keine WM-Teilnahme | ||
| sonstige | P/fett | Pole-Position |
| 1/2/3/4/5/6/7/8 | Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen | |
| SR/kursiv | Schnellste Rennrunde | |
| * | nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten Distanz aber gewertet | |
| () | Streichresultate | |
| unterstrichen | Führender in der Gesamtwertung | |
Literatur
- Patrice Burchkalter, Jean-François Galeron: Tout sur la Formule 1 1991, Surrèsnes 1991, ISBN 2-87636-067-5
- Patrice Burchkalter, Jean-François Galeron: Formula 1 – a complete guide to 1992, Surrèsnes (Taillandrier) 1992, ISBN 2-87636-107-8
- Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
- Alan Henry: Auto Course 1991/92. London 1992 (Hazleton Securities Ltd.), ISBN 0-905138-87-2.
- Henry, Alan: Autocourse 1992/93, London 1992 (Hazleton Securities Ltd.), ISBN 0-905138-96-1.
- David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
- David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7
- Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Motorsport Aktuell, Heft 1–3/1991, S. 21.
- ↑ a b c d Alan Henry: Auto Course 1991/92. London 1992 (Hazleton Securities Ltd.), ISBN 0-905138-87-2, S. 83.
- ↑ David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2, S. 69.
- ↑ Patrice Burchkalter, Jean-François Galeron: Tout sur la Formule 1 1991, Surrèsnes 1991, ISBN 2-87636-067-5, S. 114 ff.
- ↑ David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 58.
- ↑ Geschichte des Cosworth-Formel 1-Motors auf der Internetseite www.research-racing.de ( vom 6. Juli 2013 im Internet Archive) (abgerufen am 15. Februar 2011).
- ↑ Motorsport aktuell, Heft 35/1991.
- ↑ Statistik zum Großen Preis von Ungarn 1991 auf motorsport-total.com (abgerufen am 12. September 2025)
- ↑ Statistik zum Großen Preis von Ungarn 1990 auf motorsport-total.com (abgerufen am 12. September 2025).
- ↑ Statistik des Großen Preises von Japan 1991 auf motorsport-total.com (abgerufen am 12. September 2025).
- ↑ Statistik des Großen Preises von Australien 1991 auf motorsport-total.com (abgerufen am 12. September 2025).
- ↑ Ergebnisse des Bologna Sprint 1991 auf der Internetseite www.silhouet.com (abgerufen am 28. Mai 2014).
- ↑ Sammlung von Bildern verschiedener Coloni-Rennwagen aus Großbritannien (abgerufen am 11. September 2025).
- ↑ Der Coloni C4 auf exclusivecaregistry.com (abgerufen am 11. September 2025).
