Colibri (Luftlandeübung)

Colibri ist der Name einer seit 1962 stattfindenden zunächst deutsch-französischen und ab den 2000er Jahren multinationalen Luftlandeübung, wobei der Schwerpunkt bis heute auf einer binationalen Übung der Luftlande- und Fallschirmjägertruppen Deutschlands und Frankreichs liegt. Die Übungen finden seit 1962 im Wechsel in Deutschland und Frankreich statt. Sie dienen der Ausbildung, dem Zusammenwirken und der taktischen Erprobung luftbeweglicher Kräfte in realitätsnahen Szenarien.

Geschichte

Anfänge (1960–1963)

Bereits im Mai 1960 waren Fallschirmjäger der Bundeswehr erstmals an einer Übung mit französischen Luftlandetruppen beteiligt. Im November 1960 hielt das Fallschirmjägerbataillon 261 der Luftlandebrigade 26 „Saarland“ als erster deutscher Verband auf dem französischen Truppenübungsplatz Mourmelon (Camp de Châlons) eine Gefechtsübung ab. Diese Übung war der Vorläufer der bis heute stattfindenden Colibri-Übungen.

Die Übungsreihe Colibri hatte ihre Premiere am 11. Mai 1962 im elsässischen Hagenau und war seinerzeit das größte Manöver auf französischem Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine französische Zeitung berichtete in diesem Zusammenhang damals über „die erste friedliche Invasion der Deutschen seit 100 Jahren“.

Im Folgejahr fand Colibri vom 9. bis 13. Mai 1963 in Deutschland im Raum Ulm statt. Neben deutschen und französischen Fallschirmjägern beteiligte sich auch das US-Miltär mit einem kleinen Kontigent an der Übung. Die Übung wurde als deutsch-französisch-amerikanische Gefechtsübung einer multinationalen Luftlandebrigade geplant und durchgeführt.[1] Der deutsche Anteil bestand aus dem Fallschirmjägerbataillon 251 der Luftlandebrigade 25. Gestartet wurde vom Fliegerhorst Lechfeld, der Absetzplatz befand sich im Schwäbischen Donaumoos.[2]

Entwicklung bis in die 2000er Jahre

Die Colibri-Übungen etablierten sich als traditionelles binationales Vorhaben der Luftlande- und Fallschirmjägertruppen Deutschlands und Frankreichs; regelmäßig waren aber auch Luftlandetruppen anderer Länder beteiligt. So war zum Beispiel regelmäig die belgische Para-Commando-Brigade in die Übung eingebunden. Kern von Colibri war und ist bis heute ein vor der eigentlichen Übung stattfindender gemeinsamer Freundschaftssprungdienst der teilnehmenden Streitkräfte, um unter anderem auch das jeweils andere nationale Fallschirmspringerabzeichen zu erwerben.[3]

Die Übung fiel bisher nur zweimal aus: 1991 aufgrund des Zweiten Golfkriegs und 1999 aufgrund des Kosovokriegs.[4]

Colibri XLII 2009

Vom 20.–30. April 2009 führte die Luftlandebrigade 26 „Saarland“ die 42. internationale Gefechtsübung Colibri im Saarland im Raum Merzig-Losheim am See-Weiskirchen durch. Geübt wurde eine Luftlandeoperation im fiktiven Übungsraum „Provinz Lothringen des Landes Westfranken“ auf einer Fläche, die etwa der Größe Belgiens entsprach. Übungsinhalt war eine Operation gegen irreguläre Kräfte mit dem Ziel, die Herstellung und den Einsatz einer „schmutzigen Bombe“ zu verhindern. Insgesamt waren rund 600 Soldaten mit vier Transall C-160 und fünf Hubschraubern eingesetzt; der eigentliche Einsatzverband umfasste knapp 500 Soldaten.

Zum multinationalen Einsatzverband gehörten das Fallschirmjägerbataillon 263 der Luftöandebrigade 26 aus Zweibrücken, das französische 1er régiment de chasseurs parachutistes aus Pamiers sowie das belgische 1st Paratroop Battalion der Para-Commando-Brigade.

Colibri XLVI 2013

Vom 24. Juni bis 5. Juli 2013 nahmen neben französischen und deutschen Fallschirmjägern erstmals 134 Soldaten des österreichischen Jägerbataillons 25, das eigens für die Übung als fallschirmbewegliche Jägerkompanie formiert wurde, an der Colibri-Übung in Deutschland im Raum SaarbrückenSaarlouis und dem sächsischen Truppenübungsplatz Oberlausitz teil.

Colibri XLVI war in drei Phasen gegliedert:

  1. Formierung und Ausbildung im Raum Saarbrücken–Saarlouis mit Sprungdienst aus Lockheed C-130 und C-160 Transall (inklusive Gefechtssprung und Absetzen von Türlasten mittels Lastenfallschirmen)
  2. Nach Bildung der Task Force 261 und etwa 800 Kilometer Luftverlegung Gefechtssprung in die mehrtägig Gefechtsübung mit Evakuierungsoperation auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in urbanem Gelände
  3. Gefechtsschießen im scharfen Schuss in bewaldetem Gelände[5]

Einzelnachweise

  1. Planübungen: "Colibri II" (Deutsch-französisch-amerikanische Gefechtsübung Fallschirmsprungeinsatz und Gefecht einer multinationalen Luftlandebrigade), 1. Luftlandedivision
  2. COLIBRI II
  3. Die 42. internationale Gefechtsübung Colibri beginnt bei der Luftlandebrigade 26 SAARLAND
  4. Colibri - was ist das?
  5. Ausgabe 1/2014 – Safe Return (mit Abschnitt „COLIBRI XLVI“). In: TRUPPENDIENST / Bundesheer (Österreich). 2014, abgerufen am 27. August 2025.