Claus Prokop

Claus Prokop, 2023 (Bild: Ernst Peter Prokop)
Traces and Remains, Ausstellung Salzburg 2022 (Bild: Claus Prokop)
Le tour - la tour, Villach (Bild: Ernst Peter Prokop)

Claus Prokop (* 15. Oktober 1966 in Klagenfurt) ist ein österreichischer bildender Künstler.

Leben

Claus Prokop absolvierte von 1985 bis 1992 ein Architekturstudium an der TU Wien und arbeitete anschließend für verschiedene Architekturbüros. 1993 besuchte er die Malerei-Klasse von Hermann Nitsch an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg. Danach studierte er bis 1997 Malerei bei Markus Prachensky an der Akademie der bildenden Künste Wien. In diesen Zeitraum fällt auch ein Studiensemester an der Cooper Union School of Art in New York (1996) sowie erste Ausstellungsbeteiligungen (ab 1994). In den folgenden Jahren erweiterte Claus Prokop die Bandbreite der von ihm eingesetzten künstlerischen Verfahren, Mittel und Materialien; inzwischen umfasst sein Werk neben Malerei auch Objekt- und Videokunst, Kunst am Bau und im öffentlichen Raum.[1][2][3]

2004 gründete er mit dem Grafiker Karl Ulbl und dem IT-Entwickler Roland Rust das orthochrome – archiv für analoge alltagsfotografie.

Claus Prokop war von 1997 bis 2019 Mitglied im Kunstverein Kärnten und ist seit 2005 Mitglied der Linzer Künstlervereinigung MAERZ. Er lebt und arbeitet in Wien.

Werk

Charakteristisch für Prokops künstlerisches Schaffen ist die Suche nach einer grundlegenden, gemeinsamen Struktur von – als gegensätzlich definierten – Systemen wie Ordnung und Chaos, Wiederholung und Abweichung. Seine Arbeiten kennzeichnet ein serieller Ansatz, der jedoch nicht auf dem exakten Kopieren einzelner Formen oder Elemente beruht, die dann im Ganzen ein regelmäßiges Muster ergeben. Vielmehr werden von Prokop durch minimale Abweichungen (bei Bildern auch: Übermalungen, schichtweises Übereinanderlegen) der einzelnen, seriell wiederholten geometrischen Formen – wobei Prokop oft von Kreisen ausgeht – und durch „bewusste rhythmische Störungen“ Strukturen erzeugt, die einer organischen, sich stetig verändernden „offenen Ordnung“ (Antonio Rosa de Pauli)[4] zu entsprechen scheinen. Dieser Aspekt der Offenheit verstärkt zudem eine beabsichtigte, werkübergreifende Beziehung der einzelnen Arbeiten zueinander und zum sie umgebenden Raum.

Der österreichische Kunsthistoriker und Kurator Antonio Rosa de Pauli schreibt: „Prokops Arbeiten sind […] präzise durchdachte Bildsysteme. Gerade die Methode der Wiederholung wird in diesen nicht als statisches Prinzip gesehen, sondern ist Strategie der Differenz – ein Prozess, bei dem jede neue Form ein neues Verhältnis zum Ganzen eröffnet.“[5]

Das Verfahren, „Wiederholung als Strategie der Differenz“ einzusetzen, betrifft auch, als Methode der Weiterentwicklung, Prokops Kunstschaffen überhaupt. Als Anregung und Ausgangspunkt für neue Arbeiten dienen dem Künstler frühere, die er – um eine alternative Sichtweise auf sie zu erhalten – ganz oder ausschnittweise etwa fotografiert, fotokopiert oder digitalisiert, also in einem anderen Medium quasi wiederholt und verfremdet. Diese selbstreferenzielle Komponente wird von Claus Prokop als Autogamie (Eigenbefruchtung) bezeichnet.

Auszeichnungen

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1997: Galerie Ariadne, Wien
  • 1997: Blöde Frage: Sind Sie Landschaftsmaler?, Kleine Galerie, Künstlerhaus Klagenfurt
  • 1997: Yellow Cabs Look Different, A.R.T. Inc., New York (USA)
  • 1997: paintings on canvas and plywood, Galerie Freund, Klagenfurt
  • 1997: Oedmühle, Zell am Moos
  • 1999: Pumpkins on the Field, Galerie Viktoria Hoffmann, Hannover
  • 1999: Galerie Walker, Schloss Ebenau
  • 2000: Bau Holding STRABAG Kunstforum, Klagenfurt
  • 2001: … schauen, was noch geht, schauen, ob es noch zappelt, Galerie T19, Wien
  • 2003: Winterwhite Landscapes, Galerie der HMH Kunstereignisse, Linz
  • 2007: Galerie Walker, Ebenau
  • 2008: Kunst.Volksbank.Kärnten Ausstellung zum gleichnamigen Preis, Kunstverein Kärnten, Klagenfurt
  • 2018: Galerie Walker, Schloss Ebenau
  • 2018: Laika Sputnik Gagarin, [kunstwerk] krastal
  • 2019: ALL_ALONE, Galerie Walker, Kunstraum Klagenfurt
  • 2022: Traces and Remains, Stadtgalerie Lehen, Salzburg
  • 2023: Repetetive Behaviors, Galerie Walker, Kunstraum Klagenfurt
  • 2023: Vom Ordnen, Klubhaus-Galerie, Kunst und Schnittlauch, Wien
  • 2023: Known Unknowns, Künstlervereinigung MAERZ
  • 2025: Wiederholung als Differenz, Museum Angerlehner, Thalheim

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

  • 1996: 20 Jahre Neue Ariadne, Galerie Ariadne, Wien
  • 1997: Turning the Corner: Abstraction at the End of the Twentieth Century, Hunter College Gallery, New York
  • 1997: >>25<<, Galerie Paul Hafner, St. Gallen
  • 1998: Prokop, Reiner, Rosenthal, Galerie Viktoria Hoffmann, Hannover
  • 1998: Illusion und Raum, Donaufestival, Dominikanerkirche Krems
  • 1999: VII. Biennale Intergraf Alpe Adria, Galleria del Centro, Udine
  • 1999: Ausstellung zum Kahnweilerpreis, Donnersberghalle, Rockenhausen
  • 2000: Bau Holding STRABAG Kunstforum, Klagenfurt
  • 2002: Geschwindigkeit – Terrain der Zeit, Kunstverein Bellevuesaal, Wiesbaden
  • 2003: Ars Electronica, Linz
  • 2004: NA/NT.06.04, O’artoteca, Centro Culturale Svizzero, Mailand
  • 2004: architektur gedacht, Künstlervereinigung MAERZ, Linz
  • 2005: Kollaboration mit Jonathan Podwil, Video_Dumbo festival of experimental film and video, Dumbo Arts Center, New York
  • 2005: Positionen von A–Z, Galerie Walker, Schloss Ebenau, Kärnten
  • 2005: Blickwechsel. Aus der Sammlung n°1, Museum Moderner Kunst Kärnten
  • 2006: MODUS MODULI Claus Prokop, Esther Stocker, Spazio Thetis, Venedig
  • 2008: pictorial space, Tatranská Galéria, Poprad (SK); Napóleon-Ház, Györ (HU), Heritage House, Beograd
  • 2008: … da war mir seltsam zumute., Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf
  • 2008: k08. Kunst aus Kärnten von 1945 bis heute, Museum Moderner Kunst Kärnten
  • 2010: things we never did, Künstlervereinigung MAERZ, Linz
  • 2010: Zeitschnitt – Aktuelle Malerei des MAERZ, Kunstmuseum Artemons, Hellmonsödt
  • 2012: LEARNING FROM MIROSLAV, Künstlervereinigung MAERZ, Linz
  • 2014: Dislocated Materials, Remont Galerija, Beograd
  • 2015: This has (also) happened. Claus Prokop and Jonathan Podwil, Kunstwerkstatt Tulln
  • 2018: Zimmer frei!, Stadtmuseum Villach
  • 2021: States of Matter(zusammen mit Jonathan Podwil), puuul space, Wien
  • 2021: Tour de Force, Museum Liaunig
  • 2021: Sammlung Miessl, Stadtgalerie Klagenfurt
  • 2022: Entropy & Cosmos, OSAS-Ausstellung, Vasarely-Museum Budapest; GALÉRIA Z, Bratislava
  • 2022: XI. Internationale Biennale Meister der grafischen Künste, Györ
  • 2023: Chaos & Ordnung, Stadtgalerie Klagenfurt
  • 2023: 100 Jahre 100 Werke. MAERZ moving_image, Schlossgalerie Schärding
  • 2024: Geometria most | 2024 Geometria most | Geometry Now, OSAS-Ausstellung, Vasarely-Museum Budapest

Kunst am Bau und im öffentlichen Raum (Auswahl)

  • 2005: Hertha Firnberg-Schule, Wien
  • 2006: Erste Private Banking Petersplatz, Wien
  • 2009: Seniorenresidenz Pichling bei Linz
  • 2010: Lymphklinik Wolfsberg
  • 2013: Tourismus- und Bürgerzentrum, Ossiach
  • 2013: Skulptur LE TOUR – LA TOUR, Fachberufsschule für Tourismus, Villach[8]
  • 2015: Branding, Landwirtschaftliche Schule Winklhof, Oberalm[9]
  • 2015: HTL Lastenstraße, Klagenfurt
  • 2019: Neue Sportmittelschule Lind, Villach
  • 2021: Fachberufsschule, Spittal an der Drau
  • 2022: Künstlerisches Leitsystem im Campus Mirabell, Salzburg[10]
  • 2022: Wohnbau Gatterburggasse, Wien[11]

Werke in Sammlungen

Publikationen

  • Blöde Frage: Sind Sie Landschaftsmaler? Gunter Damisch und Claus Prokop im Gespräch, Begleittext: Peter Kodera, Wien und Klagenfurt 1996.
  • claus prokop: works on plywood. Leporello, Galerie Viktoria Hoffmann, Hannover 1997.
  • Claus Prokop. Mit einem Text von Robert Menasse. Eigenverlag, Wien 1999.
  • … schauen, ob es noch zappelt. Gespräch mit dem Künstler Peter Sandbichler. Ausstellungskatalog, Galerie T19, Wien 2001.
  • Wiederholung modularer Elemente mit minimaler aber doch eindeutiger Variation. Arbeiten 1997–2001. Mit einem Text von Pia Jardí. Eigenverlag, o. O. 2007.
  • some of the things I did: 2010–2013. Eigenverlag, o. O. 2014.
  • Claus Prokop 14 15 16 17 18 19 20. Werkdokumentation mit Texten von Gabriele Wagner, Daniel Wisser, Sonja Anna Traar. Orthochrome, Wien 2020.
  • a tendency to engage in repetitive behaviors. Gestaltung: Karl Ulbl, Orthochrome, Wien 2023.

Literatur

  • Silvie Aigner: Fokus: Kärnten. In: Halb erinnert, halb vorhergesehen. STRABAG Kunstforum (Hg.), Redaktion: Julia Schuster, Tanja Skopera. Ritter Verlag, Klagenfurt 2015.
  • Silvie Aigner: Place, Space and Landscape No.1. In: Silvie Aigner (Hg.): Emanzipation und Konfrontation. Band IV: In Situ. Springer Verlag WienNewYork, Wien 2008.
  • Alexandra Grubeck: Claus Prokop. In: Peter Baum u. a.: Zeitgenössische Kunst II. Sammlungskatalog Museum Liaunig, Wien 2015.
  • Alexandra Grubeck: Winterwhite Landscapes. Text zur Ausstellung, HMH Kunstereignisse, Linz 2003.
  • Christine Grundnig: Claus Prokop. Katalog zur VII. Biennale Intergraf Alpe Adria, Centro Friulano Arti Plastiche, Udine 1999.
  • Pia Jardí: La pintura actual en Viena. LAPIZ Revista Internacional de Arte, Nr. 213, Madrid 2005.
  • Pia Jardí: MODUS MODULI Claus Prokop Esther Stocker. Katalog zur Ausstellung, Spazio Thetis, Venedig 2006.
  • Tanja Petritsch-Zopf: Kunst Raum Stadt. 20 Jahre Fachbeirat Kunst im öffentlichen Raum & 10 Jahre Kunstraum Kärnten. Stadt Salzburg, Abteilung für Kultur, Bildung und Wissen, Salzburg 2024.
  • Natascha Unkart: One at a time / Einer nach dem Anderen. EIKON – Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst, Nr. 52, Wien 2005.
  • Renée N. Vara: Claus Prokop. In: Wayne R. Dynes (Hg.): Turning the Corner: Abstraction at the End of the Twentieth Century. Hunter College of the City University of New York, New York 1997.
  • Hedwig Saxenhuber: Berufsbildende Kunst, Kunst am Bau. Projekte für Schüler*innen zwischen Partizipation und Eigensinn. In: Hildegund Amanshauser für den Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum (Hg.): Kunst am Bau – Öffentliche Kunst Salzburg 2012 bis 2021. Verlag für Moderne Kunst, Wien 2022.
  • Florian Steininger: Neue Abstraktion. In: Museum Angerlehner (Hg.): Museum Angerlehner. Eine Privatsammlung wird öffentlich. München 2013.
  • Wetzlinger-Grundnig, Christine: Jenseits von Expression und Gestik. Reduktive, konstruktive und konkrete Tendenzen im Werk von Kärntner KünstlerInnen nach 1945 – eine Spurensuche. In: Silvie Aigner (Hg.): Emanzipation und Konfrontation. Kunst aus Kärnten 1945 bis heute. Springer Verlag WienNewYork, Wien 2008.
Commons: Claus Prokop – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Claus Prokop artothek des bundes
  2. Prokop, Claus - Profil - Belvedere auf ursulablicklevideoarchiv.com
  3. Claus Prokop auf koer-kaernten.at
  4. Antonio Rosa de Pauli, Pressetext Claus Prokop - Wiederholung als Differenz, abgerufen am 18. September 2025.
  5. Antonio Rosa de Pauli, Pressetext Claus Prokop - Wiederholung als Differenz, abgerufen am 18. September 2025.
  6. basis wien
  7. ORF-Artikel zum Kunstpreis Kunst.Volksbank.Kärnten, abgerufen am 19. September 2025.
  8. Homepage von KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) Kärnten, abgerufen am 19. September 2025.
  9. Kunst am Bau Salzburg, abgerufen am 19. September 2025
  10. Homepage der Stadt Salzburg, abgerufen am 19. September 2025.
  11. Buwog Bau und Kunst, abgerufen am 19. September 2025.