Christoph Radke (Künstler)

Christoph Radke (* 1949 in Cuxhaven) ist ein deutscher zeitgenössischer Künstler.

Leben und Werk

Christoph Radke studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.

Im Dezember 1990 ersteigerte der Künstler zusammen mit seinem Partner Nicolaus Schmidt gegen eine Konkurrenz von Immobilieninvestoren in der ersten Auktion ostdeutschen Grundbesitzes nach der Deutschen Wiedervereinigung das Haus Kollwitzstraße 52 in Berlin Prenzlauer Berg.[1] Der Auktion durch die „Berliner Grundstücksauktionen“ des West-Berliner Maklers Plettner waren Proteste der Hausbewohner vorausgegangen. Kurz nach der Auktion wurde in Presseberichten in Frage gestellt, ob das Haus überhaupt hätte versteigert werden dürfen, da es 1937 eine jüdische Vorbesitzerin hatte und ein Fall einer Arisierung gewesen sein könnte.[2] Christoph Radke und Nicolaus Schmidt warfen dem Auktionator nach der Versteigerung vor, diese sei „ein faules Geschäft“ gewesen.[3] Die Klärung der Eigentumsverhältnisse zog sich mehr als acht Jahre hin. Die Künstler kauften es schließlich von der Jewish Claims Conference, die sie selbst frühzeitig informiert hatten.

Der Künstler arbeitet unter anderem mit Fotografien, die ihm als Material für eine weitergehende Bildbearbeitung dienen. In von ihm selbst angefertigten Fotografien inszeniert der Künstler den Menschen als ursprüngliche, „reine Existenz“.[4] In der Bearbeitung fotografischen Materials aus dem Internet entstehen u. a. wie Filmstills wirkende Details einer Umgebung, die sich nur noch erahnen lässt. In einem anderen Arbeitsfeld, den Collagen, kombiniert er Fundstücke aus dem Internet mit Papieren aus seinem Atelier, die Arbeitsspuren tragen oder Fragmente von Aquarellen tragen. Die Internet-Fundstücke werden vergrößert, verkleinert, verzerrt, farblich umgearbeitet. Diese Collagen spielen mit den Polen Natur und Technik, wobei der „oft als Gegensatz empfundene(n) Gegensatz von Maschinenglauben und Natursehnsucht“ sich hier in einer Bildwelt verbindet.[5]

In Zusammenarbeit mit Nicolaus Schmidt setzte sich Christoph Radke 2008 mit der Aktion im öffentlichen Raum, RECONSTRUCCIÓN!, während der 10. Portes Obertes in El Cabanyal, Valencia, mit dem drohenden Abriss dieses kunsthistorisch wertvollen Stadtviertels auseinander.[6]

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1990 Kunsthaus Hamburg, Hamburg
  • 1991 Studiogalerie, Kappeln/Schlei
  • 2004 Neue Arbeiten, Kunstverein auf dem Prenzlauer Berg, Berlin
  • 2006 Mein schwules Auge, Schwules Museum, Berlin
  • 2006 Galerie Ebene +14, Hamburg
  • 2008 RECONSTRUCCIÓN!, 10. Portes Obertes, Valencia, Spanien
  • 2009 Kein Grund zur Beunruhigung, Friedman Galerie und Projekt, Berlin
  • 2009 corpus delicti, Kulturzentrum Adlershof, Berlin
  • 2014 Collagen, Galerie der Kunststiftung K52, Berlin
  • 2016 On and Beyond the Grid (zusammen mit Drew Shiflett), Galerie der Kunststiftung K52, Berlin
  • 2017 SCHARFESSTÜCK – BITTERSÜSS, Kulturzentrum Adlershof, Berlin
  • 2022 panta rhei, Galerie der Kunststiftung K52, Berlin

Einzelnachweise

  1. Wie ein Fischstäbchen unter Miethaien. In: Süddeutsche Zeitung, 13. Dezember 1990; sowie Artikel in Welt, Bild, Berliner Kurier u. a.
  2. Kollwitz52.de: Chronologie, 15. Dezember 1990
  3. Dann haben wir eben mit Zitronen gehandelt, Tagesspiegel, 3. Dezember 1991
  4. Ines Doleschal: zur Ausstellung in der Friedman Galerie Berlin
  5. Sigrid Melchior, Natursehnsucht und Maschinenglauben, Text im Katalog "Christoph Radke – Collagen", Kunststiftung K52, Berlin 2014, S. 5
  6. El Cabanyal se abre al arte. In: El País, 18. Oktober 2008