Christian Schwarz (Scharfrichter)

Christian Schwarz (* 18. Mai 1793 in Seesen; † 13. Februar 1867 in Groß Rhüden) war der letzte in Hannover ansässige Scharfrichter.

Leben

Er wurde auf den Namen Johann Christian Schwarz getauft. Er soll an die 1,95 Meter groß gewesen sein. Schwarz vollstreckte für die Hansestadt Bremen seit 1827 Hinrichtungen. In folgenden Jahren wurde er Halbmeister[1] in Hagen und Bremervörde. Ab dem Jahr 1844 hatte er seinen Lebensmittelpunkt in Hannover.

Die Instruktionsregeln für die Scharfrichter zum Ausüben der Enthauptung umfassten 1845 noch 15 Vorschriften[2], zum Beispiel für die Fesselung, die Art und Maße des Stuhls, selbst wie der Scharfrichter die Füße zu stellen und wie er den Hieb auszuführen hatte. Das Richtschwert musste vier Fuß lang, vier Zoll breit und ein Gewicht von fünf Pfund haben.

Bei Gelegenheit des Übergangs zur Guillotine 1859 sollte Christian Schwarz in den Ruhestand versetzt werden. Damals 67 Jahre alt, protestierte Schwarz und richtete im Januar 1859 einen seiner ersten zahlreichen Protestbriefe an das hannoversche Justizministerium. Darunter setzte er ein Kreuz für „Scharfrichter Schwarz, welcher des Schreibens unerfahren“. Schwarz erinnerte die Behörde in seinem ersten Schreiben daran, dass er seit seiner Bestellung vor 32 Jahren 38 Hinrichtungen vorgenommen habe, „und vor wenigen Tagen lieferte ich den Beweis, durch eine Hinrichtung in Göttingen, wie ich zu Führung meines Schwerdtes noch fähig bin“. Einige von Schwarz’ Amtshandlungen und deren Umstände sind überliefert:[3]

  • Diedrich Mangels wegen Raubmordes, 1830
  • Anna und Claus Meyer, Stiefmutter und Stiefsohn, wegen Mordes. 24. Juli 1835
  • Anna Marlene Princk, hingerichtet am 31. Oktober 1842 in Harsefeld wegen Mord und Ehebruch[4]
  • Auguste Henriette Stopp wegen Tötung ihres Kindes, hingerichtet am 27. April 1847 auf der Junkernselde bei Clausthal-Zellerfeld[5]
  • Georg Carl Wagener, 9. August 1850 in Zellerfeld[6]
  • Johann Heinrich Regulett, 20. August 1850
  • Heinrich Hildebrand, 6. September 1851
  • Johannes Beck, 5. August 1853
  • Friedrich Wehrmann wegen Mordes, 9. März 1855
  • Johann Heinrich Müller wegen Totschlags, 4. April 1856 in Celle, letzte öffentliche Hinrichtung in Celle[6]
  • Bösser (Benedikt Blösser?) hingerichtet in Fulda wegen Mord am 21. November 1856[7]
  • Anna Brümmer, 1856 hingerichtet wegen Kindsmord auf dem Richthügel der Riensförder Heide bei Stade[8]
  • Friedrich Wilhelm Amelung wegen Mordes, 22. September 1857
  • Friederike Lotze wegen Giftmordes, 20. Januar 1859 in Göttingen, letzte öffentliche Hinrichtung in Göttingen[2]
  • Heinrich Nolte. 11. Januar 1861[6]
  • Ludwig Hilbert wegen Mordes, 14. Oktober 1864 in Marburg; letzte öffentliche Hinrichtung in Hessen[9]

Das Richtschwert von Christian Schwarz, seine Grabtafel, ein Foto und ein Diorama, das seine letzte Hinrichtung darstellt, sind im Historischen Museum im Schloss Gifhorn ausgestellt.[10]

Literatur

  • Matthias Blazek: Christian Schwarz (1793 - 1867), Scharfrichter aus Groß Rhüden In: Goslarer Bergkalender: ältester deutscher Kalender, Bd. 394, 2012, S. 81–84
  • Matthias Blazek: Scharfrichter in Preußen und im Deutschen Reich 1866 – 1945. Ibidem Verlag, Stuttgart, Hannover 2010. Darin: Christian Schwarz. S. 19–26. ISBN 978-3-8382-0107-8

Einzelnachweise

  1. = nicht zunftgebundener Meister
  2. a b 15 Vorschriften für die Enthauptung Göttinger Tageblatt, 11. März 2012, abgerufen am 11. September 2025
  3. Matthias Blazek: Scharfrichter in Preußen und im Deutschen Reich: 1866-1945, S. 19-26. Ibidem-Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8382-0107-8.
  4. Eine (Un)Tote auf Abwegen - Der Fall der Roten Lena, LWL Landesmuseum Herne, abgerufen am 11. September 2025
  5. Gerichtswesen Archiv Vegelahn, abgerufen am 11. September 2025
  6. a b c Etwa 15- bis 20000 Menschen riefen nach der Urteilsvollstreckung durch Scharfrichter Christian Schwarz "Bravo!" 10. Februar 2012, abgerufen am 11. September 2025.
  7. Wo einst die Köpfe rollten am Rabenstein fuldainfo, abgerufen am 11. September 2025
  8. Ende im Gelände Rothenburger Rundschau, 9. Februar 2018, abgerufen am 11. September 2025
  9. Schwarzer Tag für Hessens Henker – DW – 13.10.2018. Abgerufen am 11. September 2025.
  10. Horst Michalzik: Wenn der Henker ausholt in AZ vom 15. Juli 2013