Christian Junge

Christian Eduard Friedrich Junge (* 2. Juli 1912 in Elmshorn; † 18. Juni 1996 in Überlingen) war ein deutscher Meteorologe und Geophysiker. Er war Lehrstuhlinhaber an der Universität Mainz und ein Pionier in der Chemie der Atmosphäre und Entdecker einer weltweiten Sulfat-Aerosolschicht in der Stratosphäre.

Leben und Werk

Christian Junge, geboren als Sohn von Bertha Junge, geborener Schmidt, und des Holzhändlers Eduard Junge in Holstein, studierte Meteorologie und Geophysik in Graz, Hamburg und Frankfurt am Main, wo er 1935 zum Dr. rer. nat. promoviert wurde (Übersättigungsmessungen an atmosphärischen Kondensationskernen) und bis 1937 Assistent von Franz Linke war. Von 1937 bis 1945 arbeitete er beim Reichswetterdienst. Ab 1950 war er Assistent von Ratje Mügge an der Universität Frankfurt, habilitierte sich dort 1953 (Die Konstitution des atmosphärischen Aerosols) und begann dort seine Lehrtätigkeit als Privatdozent. Von 1953 bis 1961 Er war als Senior Scientist an den US Airforce Cambridge Research Laboratories in Bedford, Massachusetts, wo er Aerosolmessungen mit Ballons in der Stratosphäre unternahm. Dabei entdeckte er in 20 km Höhe eine Aerosolschicht, die aus Schwefelsäurepartikeln und nicht wie erwartet aus kosmischem Staub bestand (sie wurde nach ihm benannt). 1961 berufen, wurde er 1962 ordentlicher Professor für Meteorologie und Geophysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und leitete dort bis 1968 das Meteorologische Institut. 1968 wurde er Direktor der neu gegründeten Abteilung Chemie der Atmosphäre und physikalische Chemie der Isotope am Max-Planck-Institut für Chemie (Otto-Hahn-Institut) in Mainz. Dort bestand die Aufgabe zunächst darin, die Analytik auf Bereiche von einem Teil in einer Billion voranzutreiben. Junge selbst wandte sich zunehmend der chemischen Evolution der Atmosphäre zu. Er blieb bis 1976 Professor in Mainz und war danach bis 1979 Honorarprofessor. Von 1975 bis 1979 war er Präsident der Kommission für atmosphärische Chemie und globale Luftverschmutzung der International Association for Meteorology and Atmospheric Physics (IAMAP, später in IAMAS umbenannt). Im Ruhestand, als emeritiertes Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, zog er in die Wilhelm-Beck-Straße nach Überlingen.

Im Jahr 1952 veröffentlichte er eine Formel über Größenverteilung von Aerosolen in der Atmosphäre (Junge-Verteilung). 1963 begründete er mit seinem Buch Air Chemistry and Radioactivity, das die erste umfassende Darstellung des Fachgebietes der Luftchemie ist und auch international Anerkennung fand, die atmosphärische Chemie (Luftchemie).[1]

1967 wurde er Fellow und 1978 Honorary Member der American Meteorological Societey. 1968 erhielt er als Erster (mit Martin Rodewald) von der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft die Alfred-Wegener-Medaille für seine hervorragenden Verdienste um die Erforschung der Physik und Chemie der atmosphärischen Aerosolteilchen und der Chemie der atmosphärischen Spurenstoffe, mit besonderer Würdigung seiner unaufhörlichen Bemühungen, seine Forschungsergebnisse im Lichte des meteorologischen Gesamtgeschehens und der Allgemeinen Zirkulation zu sehen (Laudatio). Er war ab 1978 Ehrendoktor (Dr. phil. nat. h. c.) der Universität Frankfurt am Main. Er war ab 1964 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina), Korrespondierendes Mitglied ab 1976 der Mainzer und ab 1974 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften[2] und war 1978 Foreign Honorary Member der American Academy of Arts and Sciences.[3] 1973 erhielt er die Carl-Gustaf Rossby Research Medal der American Meteorological Society „für seine fruchtbaren Forschungen und seine internationale Führungsrolle in der Untersuchung atmosphärischer Aerosole und der Chemie der Atmosphäre, die unsere Kenntnis der stratosphärischen Sulfat-Schicht, das Aerosol im Stratosphären-Hintergrund und die verwickelten Probleme der Verteilung mariner Aerosole und anderer Themen der chemischen Bilanz der Atmosphäre erweiterten“ (Laudatio). 1981 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Bundesverdienstkreuzes und 1985 die Symons Memorial Medal der Royal Meteorological Society in London.

Christian Junge war evangelisch, ab 1939 mit Ingeborg Junge, geborener Greiser, verheiratet und hatte zwei Kinder (Heike und Elke).

Literatur

  • Hans-Jürgen Bolle: Christian Junge. Nachruf bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, (pdf)
  • Junge, Christian. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 592.

Schriften

  • Air Chemistry and Radioactivity. Academic Press, New York 1963.

Einzelnachweise

  1. Die Erfindung der Luftchemie – Christian Junge, Vortrag Ruprecht Jaenicke, Mainz 2012, idw
  2. Mitgliedseintrag von Christian Junge bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 16. Mai 2022.
  3. Book of Members 1780–present, Chapter J. (PDF; 792 kB) In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, abgerufen am 20. April 2022 (englisch).