Chinesische Pagode (Oranienbaum)




Bei der Chinesischen Pagode in Oranienbaum handelt es sich um eine Chinoiserie des späten 18. Jahrhunderts im Englisch-Chinesischen Garten von Schloss Oranienbaum.[1]
Geschichte
Die Chinesische Pagode wurde von 1793 bis 1797 im Auftrag des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau erbaut.[2] Den Entwurf lieferte William Chambers, der zuvor die zehngeschossige Große Pagode in Kew (1761–1762) entworfen hatte. Diese wurde vereinfacht, aber wesentliche Elemente wurden beibehalten.[3][4] Der Fürst skizzierte, wie die Spitze aussehen sollte. Die Bauleitung übernahm Georg Christoph Hesekiel.[5] Heute dient das in der Epoche des Klassizismus errichtete Gebäude als Aussichtsturm und ist zu besonderen Anlässen – wie dem Tag des offenen Denkmals[6], dem Internationalen Museumstag[7] oder dem Orangenfest[8] – geöffnet. Die Laterne ist nicht öffentlich zugänglich.
Baubeschreibung
Der fünfgeschossige Pagodenbau befindet sich auf einem aus Findlingssteinen errichteten, künstlichen Hügel im nordöstlichen Teil des Schlossparks. Die Pagode hat eine rote Backsteinfassade, wobei jedes Geschoss mit einem umlaufenden Dach abgesetzt ist. Nach oben hin verjüngen sich diese Dächer. An ihren Ecken wurden hornartige Glockenträger angebracht. An der Südseite des Turms befindet sich die rundbogige Eingangstür. Die Fenster wurden ebenfalls rundbogig gestaltet. Einzig im Obergeschoss entschied man sich für hochrechteckige Fenster. Die Spitze besteht aus Kugeln und Ringen, die mit Stricken verbunden sind.[5] Im Inneren führt eine Wendeltreppe in das oberste Geschoss.[4] Zur letzten für Besucher zugänglichen Aussicht sind es 57,5 Stufen über die chinoise Treppe aus Kiefernholz sowie drei Sandsteinblockstufen im Eingangsbereich. An den Wänden finden sich gemalte Palmen. Das unter einem Erdhügel verborgene Untergeschoss beinhaltet einen gemauerten Eiskeller.
Die Chinesische Pagode gehört mit dem Chinesischen Teehaus und mehreren Bogenbrücken zu dem einzigen heute noch weitgehend erhaltenen Englisch-Chinesischen Garten des 18. Jahrhunderts.[9] Der chinesische Garten gilt zudem als frühester Deutschlands.[10] Die Pagode steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis von Sachsen-Anhalt mit der Nummer 094 40414 004 als Teil des Schlosses Oranienbaum (Nummer 094 40414) erfasst.[11][12] Sie wurde Anfang der 1990er Jahre saniert.[13]
Name
Die Chinesische Pagode wird im Volksmund wegen ihrer Glöckchenverzierung an den Dachecken auch als „Glockenturm“ bezeichnet.[7][14] Früher wurde sie zudem „Chinesischer Turm“ genannt.[5][15]
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Bearbeitet von einem Autorenkollektiv. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4.
- Ernst Haetge, Marie-Luise Harksen: Landkreis Dessau-Köthen. Erster Teil: Die Stadt Köthen und der Landkreis außer Wörlitz (= Die Kunstdenkmale des Landes Anhalt. Band 2.1). August Hopfer Verlag, Burg 1943.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mirko Seidel: Chinesische Pagode im Schlosspark Oranienbaum (bei Dessau-Roßlau). In: Architektur Blicklicht. 14. April 2022, abgerufen am 15. September 2025.
- ↑ Dehio: Sachsen Anhalt II, S. 642.
- ↑ Oranienbaumer Pagode: Ein Stück China in Deutschland. In: landkreis-wittenberg.de. Landkreis Wittenberg, 2024, abgerufen am 15. September 2025.
- ↑ a b Haetge/Harksen: Landkreis Dessau-Köthen, S. 268.
- ↑ a b c Haetge/Harksen: Landkreis Dessau-Köthen, S. 267.
- ↑ Tag des offenen Denkmals 2025. Wörlitz am Denkmaltag: Hier dürfen Besucher sonst verschlossene Türen öffnen. In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 11. September 2025, abgerufen am 15. September 2025.
- ↑ a b Das Gartenreich erleben zum Internationalen Museumstag. In: wb-mittendrin.de. 15. Mai 2025, abgerufen am 15. September 2025.
- ↑ Oranienbaumer Orangenfest. In: oranienbaum-woerlitz.de. Stadt Oranienbaum-Wörlitz, 2025, abgerufen am 15. September 2025 (14,8 MB).
- ↑ Chinesisches Haus. In: Welterbe Region. Abgerufen am 30. Dezember 2023.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4, S. 642.
- ↑ Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung. (PDF) 19. März 2015, abgerufen am 15. September 2025 (9,9 MB; Anfrage der Abgeordneten Olaf Meister und Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen) – Kleine Anfrage 6/8670; Drucksache 6/3905 – Antwort durch das Kultusministerium – betrifft: Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt – siehe PDF-Seite 4473).
- ↑ Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung. (PDF) 9. März 2020, abgerufen am 15. September 2025 (6,0 MB; Anfrage des Abgeordneten Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen) – Kleine Anfrage 7/3515; Drucksache 7/5874 – Antwort durch Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt – betrifft: Entwicklung des Denkmalbestandes in Sachsen-Anhalt – siehe PDF-Seite 179 – konkretisiert die Angabe von 2015).
- ↑ Gartenreich Dessau-Wörlitz. „Nickfigur“ im Chinesischen Haus in Oranienbaum rekonstruiert. In: stadtundgruen.de. 24. Juli 2017, abgerufen am 15. September 2025.
- ↑ A. Günther und O. Schneider: Heimat- und Landeskunde des Herzogtums Anhalt. Rich. Kahle’s Verlag, Dessau 1893, S. 94 (google.de).
- ↑ Franz Büttner Pfänner zu Thal: Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler. Rich. Kahle’s Verlag, Dessau/Leipzig 1892, S. 380 (google.de).
Koordinaten: 51° 48′ 5,5″ N, 12° 24′ 14,2″ O