Charles Moeller

Charles Moeller (* 18. Januar 1912 in Brüssel; † 3. April 1986 in Brüssel) war ein belgischer katholischer Literaturwissenschaftler, Philosoph und Theologe.

Leben

Charles Moeller wurde in eine Familie mit flämischen, dänischen und burgundischen Vorfahren geboren. Gegen Ende seiner Gymnasialzeit am Institut Saint-Boniface in Ixelles erkannte er bei Einkehrtagen in der Abtei Zevenkerken seine religiöse Berufung und trat in das Priesterseminar in Mechelen ein.[1] 1937 wurde er zum Priester geweiht. Von 1941 bis 1954 lehrte er die französische und niederländische Sprache und Literatur am Collège Saint Pierre in Jette.

1950 wurde Moeller zum Professor der Philosophie an der Universitäten Löwen ernannt,[1] wobei er noch bis 1954 auch seine Lehrtätigkeit in Jette fortführte. Zudem unterrichtete er am Centre International d’Études de la Formation Religieuse „Lumen Vitae“ in Brüssel. Von 1942 bis 1965 leitete er auch die Ökumenischen Wochen in Chevetogne (Semaines oecuméniques de Chevetogne). Von 1974 bis 1982 lehrte er an der Theologischen Fakultät der Katholieke Universiteit Leuven.

Bekannt wurde er durch seine Vorträge, in denen er die christliche Philosophie, die antike Philosophie, den Humanismus und die moderne Literatur aufeinander bezog und miteinander konfrontierte. Insbesondere setzte er sich mit den großen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts auseinander. Aus seinen Vorträgen, die er nicht nur in Leuven selbst, sondern weltweit hielt und die weithin Beachtung fanden, entstanden mehrere Bücher. 1953 veröffentlichte Moeller den ersten Band von Literatur des 20. Jahrhunderts und Christentum, der binnen kurzem in elf Auflagen erschien, sodass Moeller ihm fünf weitere Bände folgen ließ. Die Reihe wurde zu einem Standardwerk der vergleichenden Literaturwissenschaft und unter anderem ins Deutsche, Englische, Italienische, Portugiesische und Spanische übersetzt. Kritiker hoben die Kunst seiner ebenso brillanten wie sorgfältigen Hermeneutik literarischer Texte hervor.[1] Am 18. April 1970 wurde er in die Königliche Akademie für französische Sprache und Literatur Belgiens (Académie royale de langue et de littérature françaises de Belgique) gewählt.

Auf Wunsch von Paul-Émile Kardinal Léger (Montreal) wurde Moeller 1962 zum Peritus ernannt. Als belgischer Theologe gehörte er im Zweiten Vatikanischen Konzil zur „squadra belga“. Im Februar 1963 arbeitete er zusammen mit Gerard Philips am belgischen Alternativschema De Ecclesia. Schließlich wirkte er auch bei der Erarbeitung von Unitatis redintegratio, Nostra aetate und Dignitatis humanae mit.

Im Konzil verfolgte Moeller vor allem zwei Hauptanliegen, nämlich einerseits die Annäherung an die Ostkirchen und anderseits die Offenheit gegenüber dem zeitgenössischen Denken.[2]

Von 1966 bis 1973 war Moeller der Untersekretär der Glaubenskongregation. Papst Paul VI. berief ihn 1972 zum ersten Rektor des im selben Jahr eröffneten Ökumenischen Instituts Tantur.[1] Von 1973 bis 1980 war er Sekretär des Einheitssekretariats.

Schriften

Einzelnachweise

  1. a b c d Jean Lacroix: Charles Moeller. Membre belge littéraire du 18 avril 1970 au 3 avril 1986. Académie royale de langue et de littérature françaises de BelgiqueCharles Moeller, abgerufen am 13. Februar 2025.
  2. Leo Declerck: Moeller. In: Michael Quisinsky / Peter Walter (Hrsg.): Personenlexikon zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Herder, Freiburg 2012, S. 194.