Carlo Diodati
Carlo Diodati (* 17. September 1541 in Lucca; † 3. März 1625 in Genf) war ein toskanischer Patrizier und europäischer Händler, der 1567 wegen seines evangelischen Glaubens von Lucca nach Genf emigrierte.
Leben
Diodati war nach Alessandro und Antonio der dritte Sohn von Michele Diodati und Anna Buonvisi. Er stammte aus einer Familie, die auf einen Deodato in Coreglia des 12. Jahrhunderts zurückging. Später zog die Familie nach Lucca, wo deren Mitglieder teilweise als Ärzte und Chirurgen tätig waren, und sie gelangte im 15. Jahrhundert durch Heirat in den Kreis der Händler und Bankiers. Damit gewannen die Diodatis an Einfluss, nahmen auch Einsitz in kommunale Ämter und entwickelten sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter Nicolao, Girolamo und Michele Diodati zur zweitreichsten Familie in Lucca. Sie besaßen das Handelshaus Diodati-Buonvisi, das Niederlassungen in Genua, Lyon und Antwerpen hatte und auf Seidenhandel spezialisiert war.
Diodatis Vater Michele und somit die ganze Familie wurde 1541 bis 1542 durch den Prior des Klosters San Frediano und späteren Reformator Peter Martyr Vermigli evangelisch beeinflusst. Deshalb wurde er von der römischen Inquisition vorgeladen und angeklagt, und erst am 24. Oktober 1560 wieder freigelassen. Dekrete von 1545, 1549, 1558, 1562 und 1566 verunmöglichten das evangelische Bekenntnis in Lucca, so dass die Familie Diodati mit Salvatore Franceschi und Giuseppe Giona nach Genf geflüchtet war. Der Generalrat Luccas lud seinen Vater am 30. Juli 1567 vor und drohte ihm wegen Häresie Todesstrafe und Enteignung an. Am 3. März 1568 wurde Michele Diodati in Abwesenheit als Ketzer verurteilt und seine dortigen Besitztümer wurden beschlagnahmt.
Carlo Diodati heiratete 1568 in Genf die ebenfalls aus Lucca geflüchtete Flaminia Micheli, eine Tochter von Francesco Micheli und der Zabetta Balbani, die aber bereits Ende März 1569 bei der Geburt des ersten Sohnes Teodoro verstarb. Am 25. November 1572 heiratete er Maria Mei, eine Tochter des adligen Textilhändlers Vincenzo Mei. Ab 1570 wurde er ein aktives Mitglied der italienischsprachigen reformierten Kirche in Genf. Er war Kassier, 1574 bis 1581 Diakon, von 1582 bis 1584 und von 1588 bis 1624 Ältester und ab 1610 Mitglied der Kompanie der Pastoren, die das religiöse und moralische Verhalten der Genfer zu überwachen hatte.
Diodati erhielt am 29. November 1572 in Genf das Bürgerrecht. Zusammen mit seinem Cousin Pompeo Diodati ab 1575 und weiteren Flüchtlingen aus Lucca war er in der Produktion und Handel von Seide und Wolle sowie im Finanzwesen tätig. Die Firma trug den Namen Charles Diodati et Cie. Von 1576 bis 1579 arbeitete er erfolgreich mit der Familie Turrettini zusammen, sie erwirtschafteten beachtliche Gewinne.
Diodati starb mit über 83 Jahren am 3. März 1625 und wurde am Tag danach auf dem Friedhof St. Gervais begraben.[1]
Die Nachkommen des Genfer Zweiges der Diodatis hatten teilweise bedeutende Positionen in Kirche, Politik, Militär und Wirtschaft inne. Sie nahmen teilweise den Namen Déodat an.[2][3]
Familie
Diodati war 1568 bis 1569 mit Flaminia Micheli verheiratet, die 1569 bei der Geburt von Tedoro verstarb. Teodoro lebte nur wenige Monate. 1572 heiratete er Maria Mei, mit der er zehn Kinder hatte, wovon die Hälfte ebenfalls bereits im Kindesalter starb.[4]
- Theodor Diodati (auch Teodoro Diodati, * 3. Juni 1573), Arzt in London, nahm 1628 die englische Staatsbürgerschaft an.
- Samuele (* 10. Oktober 1574)
- Giovanni Diodati (auch Jean Diodati, * 3. Juni 1576), reformierter Theologe, der 1607 die Bibel ins Italienische übersetzte.
- Anna (27. März 1578), verheiratet mit Giacomo Burlamacchi.
- Giuseppe (* 12. November 1579)
- Stefano (* 14. Februar 1583)
- Maria (* 12. März 1586), verheiratet mit Paolo Offredi.
- Renea (* 15. September 1588)
- Paolo (* 31. Dezember 1590)
- Maddalena (* 27. März 1592), verheiratet mit Jean-Antoine Pellissari.
Siehe auch
- Die Villa Diodati, ein Landgut in Cologny
Literatur
- Micheline Tripet: Diodati. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Mario Turchetti: Diodati, Carlo. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 40: DiFausto–Donadoni. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1991.
Einzelnachweise
- ↑ Mario Turchetti: Carlo Diodati. In: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI).
- ↑ Micheline Tripet: Diodati. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ Mario Turchetti: Carlo Diodati. In: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI).
- ↑ Mario Turchetti: Carlo Diodati. In: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI).